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Israel – ein etwas anstrengender, letzter Teil unserer aktuellen Reise-Etappe

Israel hat seine Grenzen coronabedingt lange geschlossen gehabt – insbesondere die Landgrenzen wurden erst vor wenigen Wochen wieder geöffnet. In Jordanien und in der Overland-Community heißt es, dass es immer noch nicht möglich ist mit dem eigenen Fahrzeug als Tourist einzureisen. Diese Unsicherheit hat auch maßgeblichen Einfluss auf die Planung unsere Rückreiseroute: Verschiffung ab Israel/Haifa, Verschiffung ab Jordanien/Aqaba oder auf dem Landweg über den, nicht gerade sicheren und einfach zu bereisenden, Irak. Israel wäre unsere klare Präferenz, aber es liegt nicht in unserer Hand!

Nun ist die israelische Grenze nicht weit und wir versuchen einfach unser Glück vor Ort. Die größte Hürde begegnet uns gleich am Anfang: der jordanische Vorab-Kontrollposten meint nämlich, dass wir ein Visum von der israelischen Botschaft in Amman brauchen (wie die Jordanier selbst, die Israel besuchen). Dass man als Deutscher ein „Visum on Arrival“ bekommt, ist ihm nicht (mehr) bekannt… der letzte Deutsche bzw. Europäer kam hier vor zwei Jahren vorbei… vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Wir drängen auf Abklärung des Sachverhaltes auf israelischer Seite und nach zwei Stunden Warten – mental haben wir die Einreise längst abgeschrieben – bekommen wir tatsächlich das O.K. Das stimmt uns sehr positiv. Der eigentliche Grenzübergang ist dann Routine. Auch die mehrstufige, israelische Fahrzeugkontrolle ist zwar intensiv, aber entgegen anderweitig kursierenden Gerüchten müssen wir nicht alles komplett aus Shujaa rausräumen. Nach insgesamt sieben Stunden sind wir durch und können unser Glück gar nicht glauben, dass wir auch das letzte Land auf unserem Reiseplan, unter den immer noch anhaltenden Pandemie-Bedingungen, „geschafft“ haben – wer hätte das am Anfang unserer Tour für möglich gehalten?

Leider hält diese Freude nicht lange an: wir fühlen uns schwach und haben Symptome einer heraufziehenden starken Grippe – heutzutage nennt man dies wohl Corona (zu diesem Ergebnis kommt auch der obligatorische Test bei der Einreise). Die nächsten gut sieben Tage sind wir gar nicht gut drauf, aber alles noch im unkritischen Bereich und für den Fall der Fälle wären wir ja in einem Land mit sehr guter medizinischer Versorgung. Auch das Wetter ist sehr durchwachsen und Israel ist definitiv keine wirklich gute Destination für Overlander: sehr enge Besiedlung und viel Verkehr, zudem nicht wirklich schöne und einsame Stellplätze. Von anspruchsvollen Offroad-Strecken ganz zu schweigen. Und wir eingesperrt im Innenraum.

Auch wenn dies nicht völlig überraschend ist, trägt all das nicht unbedingt zu einer guten Stimmung bei. Trotzdem nehmen wir die Highlights mit, so gut es eben in unserem Zustand geht. See Genezareth, Golan Höhen (mit einer tollen Winery und guter Degustation), Nazareth, Jericho, Jerusalem und Betlehem, Haifa und Tel Aviv. Trotz der sehr geringen Größe des Landes könnten die Unterschiede nicht extremer sein. Ultra-Orthodoxe Juden in Jerusalem vs. Partystimmung bis zum Abwinken in Tel Aviv, moderne westliche Lebenswelt in Haifa vs. tiefste arabische Kultur in Betlehem. Selbst die Grabeskirche in Jerusalem ist zwischen den Konfessionen gespalten. Zudem sieht man überall Stacheldraht-Zäune und hohe Beton-Mauern: nicht nur an allen Landgrenzen zu Jordanien, Syrien und dem Libanon, sondern auch im Lande selbst, an der Grenze zum Westjordan-Land. Auch Siedlungen bzw. Dörfer sind häufig mehrfach gesichert. Diese extremen Unterschiede und Sicherungs-Maßnahmen auf kleinstem Raum machen das Reisen anstrengend und beschwerlich… insbesondere im Vergleich mit den unendlichen Weiten und der Einsamkeit unserer zuvor bereisten Länder.

Wir verstehen nach unseren knapp zwei Wochen im Lande die hoch komplexe Situation im Land selbst, aber auch mit seinen Nachbarländern etwas besser…. ohne jedoch zuversichtlicher für die Zukunft zu sein. Israel ist in sich zerrissen, auf allen Ebenen, und gleichzeitig so anders als alle seine Nachbarn. Dies erlebt zu haben und die Verschiffung von Shujaa von Haifa nach Athen, sowie der Aufenthalt in einem kleinen Hotelzimmer in Tel-Aviv lassen uns mit etwas Wehmut auf die letzten Monate zurückschauen.

Wir freuen uns sehr auf die nächsten Monate auf Mallorca, auf Skifahren am Arlberg und auf den finalen Abschluss dieser Reiseetappe im April in Europa: dann geht es mit Shujaa von Athen über Albanien, Montenegro und Kroatien nach München zurück.

9 Kommentare

  1. Hallo, wir sind sozusagen auf euren Spuren und aktuell in Saudi. Auch wir möchten von Israel aus verschiffen (in die Türkei). Habt ihr schon verschifft? Über Informationen wären wir super dankbar!!!
    Können uns auch gerne per WhatsApp austauschen.
    +49 174 44 16 256
    Schon mal vielen Dank im Voraus!

    Viele Grüße
    Claudia & Norbert

    1. Hallo Claudia und Norbert!
      Ja, wir haben schon verschifft. Von Haifa (Israel) nach Lavrio (Griechenland) mit Salamis Shipping (+30 694 9613427) – also nicht in die Türkei. Ist also ziemlich easy, einfach da anrufen, ein Angebot machen lassen und das Auto verschiffen. Da es ein RoRo ist, also keine Fähre, müsst Ihr leider fliegen. Viel Spaß!
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

      1. Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung 😄👍!

  2. Dear Karin and Oliver, your travel is wonderful.
    One question, I thought that you cannot entrance in Israel with the stamp of Jordania in the passport. Is that right? how did you manage it?
    Greetings from Barcelona!

    1. Hi Núria,
      no, it is obvious when you enter from Jordan, that you were in Jordan before and the people at the border communicate with each other when you enter. And Jordanians cross the border every day. So it is not a problem.
      Bests
      Karin & Oliver

  3. Seit vielen Jahren verfolgen wir Eure Traumreisen und bewundern Euch sehr.
    Inzwischen haben wir auch ein Fahrzeug erworben und die ersten „Schritte“ mit Hans und Nanci in Marocco gemacht. Nun folgt im Juni „die Alte Seidenstraße“.
    Danach werden wir genug Erfahrungen gemacht haben, um alleine zu reisen.
    Meine Frage an Euch: mit welchem Visa-Agenten arbeitet Ihr zusammen. Habt Ihr Unterstützung bei der Organisation der Reiseroute für die verschiedenen Länder? ….. oder gestaltet Ihr die Strecken komplett alleine?

    Herzliche Grüße aus Krefeld
    Axel und Elke

    1. Hallo Elke und Axel!
      Danke für Euren Kommentar. Und danke, dass Ihr uns so treu folgt. Und natürlich Glückwunsch für Euren Plan!!!
      Wir haben nicht DEN Visa Agenten, wir bereiten jedesmal die Touren vor und kümmern uns dann mit Hilfe einer allgemeinen Recherche um die Visa. Und nein wir haben keine Unterstützung, Oliver plant alles sehr akribisch im Voraus und nutzt dazu alles was man eben so lesen kann, in verschiedenen Quellen (Blogs, Social Media, …).
      Und wir haben auch eine Frage: Wie könnt Ihr im Juni die Seidenstraße machen, wenn verschiedene Grenzen noch zu sind und in der aktuellen Ukraine Situation??? Also wie habt Ihr das geplant/gemanagt?
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

  4. Toll Ihr habt es geschafft. Wir wollen im September starten. Gleiche Route. Mal sehen ob wir das schaffen. Ist schon ein wenig unheimlich. Schön dass Ihr schon einmal voraus gefahren seid und alles getestet habt.

    Am Ende überleben alle und haben Spaß gehabt.

    Euch beiden weiter alles Gute.

    Herzliche Grüße
    Gabi & Winfried
    (in der Türkei kurz kennengelernt)

    1. Hi Gabi und Winfried!
      Na logo schafft Ihr das. Die Länder sind super easy zu bereisen. Ich habe mich nie so sicher und gut gefühlt nachts beim wild campen.
      Danke!
      Und Euch viel Spaß!
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

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