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Von San Francisco in den nordwestlichsten Zipfel der U.S.A.

Vier Monate dauerte diesmal unsere Reisepause in Europa. Wir hatten ausreichend Zeit unsere Reiseeindrücke der letzten Etappe zu verarbeiten, die Abenteuer-Akkus wieder aufzuladen und natürlich Friends & Family zu sehen. Der US-Immigration-Officer macht es uns jedoch bei der Einreise nicht ganz einfach. Nachdem er die, für ihn wohl etwas ungewohnte Konstellation von Langzeitreise, mit dem eigenen aus Deutschland importierten Fahrzeug, durchblickt hat (Lügen und ihm irgendeine Standard-Touri-Geschichte erzählen wollen wir auch nicht), steigt er richtig tief ein: Handelsregisterauszüge meiner deutschen Firma sowie entsprechende Bank- bzw. Depotauszüge, welche dokumentieren, dass wir uns den Aufenthalt in den U.S.A. auch finanziell erlauben können, stellen ihn dann irgendwann zufrieden. Nur leider lassen wir doch, vor lauter Aus- und Einräumen, tatsächlich unsere Dokumentenmappe am Schalter liegen. Ärgerlich, weil Karin ein paar handschriftliche Notizen drin hatte, die sie jetzt „neu überlegen“ muss und ihren Segelschein, der Rest waren zum Glück nur Kopien.

Wie immer, sind wir wahnsinnig erleichtert, Shujaa wohlbehalten bei unserem Langzeit-Stellplatz auf der östlichen Bay-Seite von San Francisco wiederzusehen. Man sollte denken, dass man auch bei diesem Thema mit der Zeit abgeklärter wird… aber weit gefehlt… Shujaa, unser Baby, unser Ein und Alles! Jedes Mal ist es ein bisschen ein Zittern. Durch den Jet-Lag mit neun Stunden Zeitverschiebung sind wir natürlich überhaupt nicht müde und fangen an, unsere ganzen mitgebrachten Sachen einzuräumen und Shujaa startklar zu machen. Nach den obligatorischen Einkäufen (die Inflation bei den Lebensmittelpreisen in den U.S.A. ist noch viel extremer als in Europa), machen wir uns auf zur Golden Gate Brücke. Hat es vor vier Monaten bei unserer Abreise aus San Francisco noch sintflutartige Überschwemmungen gegeben, scheint jetzt und die nächsten Wochen herrlichste Sonne. Selbst der hier immer allgegenwärtige Nebel verzieht sich, als wir unter der Golden Gate Brücke umherwandeln und Alcatraz- sowie die Innenstadt besuchen.

Wir lieben ja bekanntlich Weinregionen: somit ist ein Stopp im nahegelegenen Nappa- und Sonoma Valley ein Muss für uns. Direkt auf einem kleinen Weingut können wir am Rande der Weinreben zwei Nächte übernachten und bekommen auch noch mehrere Flaschen Wein geschenkt! So mögen wir das! Zudem genießen wir die kulinarischen Verlockungen: jedoch sind auch hier die Preise für gute Weine jenseits von Gut und Böse… zumindest für unseren fast täglichen Wein-Konsum.

Der bekannte Pazifik Highway Nr. 1 schlängelt sich auch nördlich von San Francisco entlang zerklüfteter Küsten bis nach Oregon und Washington…. Ein landschaftliches Spektakel der Extraklasse, nur leider größtenteils im Nebel! Die Temperaturen sinken schlagartig um 10 Grad, wenn man vom sonnigen Hinterland in die Nebelbänke eintaucht, dennoch machen wir an der Küste einige schöne Wanderungen.

„Size Matters“: das gilt nicht nur für Shujaa, sondern auch für die Redwood-Bäume in Nordkalifornien😉. Mehrere tausend Jahre alt, bis zu sechs Meter im Durchmesser und bis zu 150 Meter hoch sind sie eine majestätische Erscheinung und lassen uns, unsere Welt, unsere Probleme und selbst Shujaa sooo klein erscheinen. Wir genießen unsere ausgedehnten Wanderungen in diesem kontemplativen Umfeld. Weil der Nebel an der Küste auf Dauer doch etwas stimmungstötend ist, lassen wir die geplanten Oregon-Dunes aus und fahren landeinwärts nach Oregon. Der Besuch eines Rodeos in einer ländlichen Kleinstadt ist für uns ein vollkommen neues Erlebnis und sollte man auf jeden Fall einmal gemacht haben! Vor allem die verschiedenen Disziplinen und der amerikanische Spektakel waren dabei einfach klasse. Typischer kann der Westen nicht sein. Der Crater Lake – die bekannteste Sehenswürdigkeit Oregons – versinkt noch in meterhohem Schnee, was die einmalige Szenerie noch eindrucksvoller macht. Im Newberry Vulkan Gebiet wandern wir ebenfalls noch im tiefen Schnee zu einem erkalteten Lava-Fluss mit Obsidianen… von denen Karin ein paar größere Brocken verbotenerweise mitnimmt 😉, um sie ggf. zu bearbeiten.

Begleiteten uns bisher tiefgrüne Wälder mit dichten, riesigen Baumbeständen, wird es immer trockener Richtung Ost-Oregon: Der Smith Rock State Park ist die ganz große Überraschung für uns mit seinen bizarren, roten Felsformationen (fast so wie in Utah) und auch die Painted Hills sind eindrucksvoll. Über eine sehr, sehr, sehr schmale Brücke überqueren wir den mächtigen Columbia River nach Washington und befinden uns schon bald wieder in tiefgrüner Natur um den Mount St. Helens, der erst 1980 seine letzte Eruption mit zahlreichen Todesopfern hatte. Leider sind viele Forststraßen und auch die Zufahrten zum Lava-Flow wegen Schnee noch gesperrt… es hat dieses Jahr in den Cascade Mountains extrem viel geschneit!

So sind wir schneller als geplant in Seattle, wo ich in einem Vorort, vor 38 Jahren ein Jahr in die High-School gegangen bin. Leider erkenne ich dort so gut wie gar nichts wieder… im Gegensatz zu meinem Heimartort in Deutschland, wo sich in diesem Zeitraum wenig verändert hat! Unterschiedliche Entwicklungs-Geschwindigkeiten auf beiden Seiten des Atlantiks! Seattle selber ist eine schöne und erstaunlich ruhige Großstadt mit traumhafter Lage: eingebettet zwischen verzweigten Meeresarmen und dem weitläufigen Lake Washington sowie den schneebedeckten Cascades im Hintergrund. Die Stadt und ihr Umland sind extrem wohlhabend, haben doch hier Erfolgskonzerne wie Microsoft, Amazon, Starbucks und Boing ihre Konzern-Zentralen.

Unseren Aufenthalt im Nord-Westen der U.S.A. lassen wir auf der Olympic Halbinsel ausklingen: dichte Kalt-Regenwälder in diesem niederschlagsreichsten Gebiet der U.S.A. bieten wieder eine tolle Natur… bei Sonnenschein im Landesinneren und Nebel an der Küste.

5 Kommentare

  1. […] Grenzbeamten verläuft diesmal deutlich einfacher und unkomplizierter als vor drei Wochen am Flughafen San Francisco und wir fühlen uns direkt wohler und willkommener: sei es die zurückhaltenderen Menschen, die […]

  2. Hallo Karin und Oliver!
    Wir folgen eurem Blog schon länger, sind selber gerade in Kenia, und finden eure Blogbeiträge immer toll. Süd- und dann Nordamerika stehen bei uns auch bald am Plan.
    Zu eurem letzten Post habe ich folgende Frage: abgeshen von dem Visa für die USA, ist es nicht ein Problem mit dem Fahrzeug länger als ein Jahr im Nafta Raum zu bleiben? Wie habt ihr das gelöst, ihr scheint ja auch nicht mit einem Jahr für Canada, USA und Mexiko auszukommen, oder?
    Liebe Grüße von der Jungle Junction von Cordy und Edi von we-travel.at

    1. Liebe Cordy, lieber Edi,
      danke für Eure Nachricht und dass Ihr uns so treu folgt. Kenia ist genial. Wir lieben es und wollen unbedingt nochmals hin. Grüßt es von uns – Karibu!
      Zu dem Thema USA schreibe ich eine mail …
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

  3. Danke fürs mitnehmen 😘

    1. Danke fürs mit dabei sein 😉

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