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Durch die Wildnis Nord-West Kanadas in den ersten Ausläufer Alaskas

Mit der Fähre steuern wir die Hauptstadt von Vancouver Island – Victoria – an. Die Einreise nach Kanada mit seinen freundlichen Grenzbeamten verläuft diesmal deutlich einfacher und unkomplizierter als vor drei Wochen am Flughafen San Francisco und wir fühlen uns direkt wohler und willkommener: sei es die zurückhaltenderen Menschen, die geschmackvolleren Geschäfte oder der entspanntere „Vibe“ ohne überflüssige Reglementierungen… Kanada ist irgendwie mehr unseres! Victoria besticht mit netten, alten Häusern und einer tollen Lage am Meer mit Blick auf die gegenüberliegenden, schneebedeckten Berge der Olympic Mountains in den U.S.A. Wie immer sind wir jedoch recht schnell durch mit dem Sightseeing und machen uns auf nach Norden entlang der erstaunlich touristischen Ostküste von Vancouver Island.

In Corwichan Bay kann man – nachdem eine Papierfabrik als der größte Arbeitgeber des Ortes schließen musste – viele Hauswandbilder von Künstlern aus ganz Kanada, welche ehemalige Holzfällerarbeiten zeigen, bestaunen. Eine interessante Idee, um hier den Tourismus als neues Wirtschafts-Standbein zu etablieren! Natur pur finden wir am sprudelnden Taylor River, westlich von Port Alberni, bevor es an den Long Beach an der rauen Pazifik-Küste und seinem hübschen Ort Tofino geht. Die Killerwale ganz im Norden lassen wir aus, da dies einen Umweg von fast 800 km bedeuten würde, was es uns, in Anbetracht dessen, dass wir ihnen sicher noch irgendwo anders begegnen und wir genug fahren, dann doch nicht wert ist.

Vancouver City – erneut per kurzer Fährüberfahrt von Vancouver Island erreicht – begeistert uns zwar mit seiner Lage, aber Downtown kommt uns doch recht ausgestorben vor… viele leerstehende Geschäfte und Obdachlose. Steht hier ein ähnlicher Abstieg bevor wie derzeit in Downtown San-Francisco? Insofern sind wir auch recht schnell wieder durch und nutzen die Zeit lieber schön essen zu gehen und unsere Reise-Familie, um „Flipper“ zu ergänzen…, einem aufblasbaren Kajak zum Erkunden der unendlichen Gewässer Kanadas und Alaskas.

Der bekannte Wintersportort Whistler begeistert mich um diese Jahreszeit mehr mit extremen Mountain-Bike Downhill Trails (vor denen man als eher Uphill-orientierter Biker ohne zenterweise Protektoren viel Respekt bekommt) bevor wir dann am „Green Lake“ erstmals Flipper austesten.

Je weiter wir nach Norden kommen, je einsamer und spektakulärer wird die Landschaft. Mit Barkerville besichtigen wir eine original erhaltene ehemalige Goldgräberstadt, welche sogar eine kleine „Chinatown“ besitzt. Spannend hier durchzustreunen und sich in diese Zeit zu versetzen. Interessant, wie autark, aber auch schnell wachsend (und auch wieder sterbend) diese Städte damals im Goldrush waren: Barkerville war mit 30.000 Einwohnern die größte Stadt nördlich San Franciscos und westlich von Chicago! Im nahegelegenen Bowron Lake gehen wir mit Flipper auf große Kajak-Exkursion (das Gebiet gilt unter Insidern als eins der schönsten Reviere weltweit und zu denen zählen wir uns jetzt natürlich mit unserem eigenen Equipment😉). Hier können wir einen Elch beim Baden zuschauen und nach über vier Stunden paddeln fallen uns fast die Arme ab!

Prince George ist für lange Zeit die letzte Stadt in der Zivilisation mit Walmart & Co. bevor es dann an verschiedenen Indianer-Siedlungen (z. B. Hazelton) weiter gen Westen geht. Der „Cassiar Highway“ – eine erst 1979 gebaute zweite Verbindungsstrecke in den Norden als Ergänzung zum deutlich frequentierteren „Alaska Highway“ – ist eine asphaltierte Forststraße und führt uns 750 km durch traumhafte Landschaften und Einsamkeit: erstmalig realisieren wir wirklich die endlose Weite und Einsamkeit von Nord-Kanada. Ein kurzer Abstecher von dort zu einem vor 200 Jahren entstandenen Lava-Feld sowie über die Ministädtchen Steward und Hyder in den süd-östlichen Zipfel Alaskas mit seinem bekannten Salmon Gletscher darf natürlich nicht fehlen. Auch wenn die letzten km bis zum Gletscher-Viewpoint wegen Altschneeresten noch unpassierbar sind, haben wir dennoch spektakuläre Blicke und erwandern uns die Gegend. Wir sehen unsere ersten Schwarzbären am Straßenrand, aber die, sich hier am Salmon-River während der Lachs-Saison tummelnden, Grizzlys sind noch nicht da… die Lachs-Saison startet erst Mitte Juli! Grizzlys sehen wir daher in anderen Situationen: bevorzugt auf sonnigen Blumen-Wiesen sitzend und Blumen-kauend, um den Vitamin-Speicher nach dem langen Winter wieder aufzufüllen.

Der türkisblaue Boya Lake mit seinen unzähligen Inseln ist erneut ein tolles Einsatzgebiet für unseren Flipper. Wir sind froh, dass wir die Anschaffung nach längerer Überlegung doch getätigt haben! Das Erlebnis durch diese atemberaubend schöne Seenwelt zu paddeln ist einfach unvergesslich.

Die First Nations haben hier einen beträchtlichen Anteil an der Bevölkerung. So kommen wir auch immer mal wieder an schönen Kulturstätten vorbei und können viele Totems bestaunen, die in dieser Region ihre Heimat haben.

Der anschließende „Alaska-Highway“ wurde 1942 in Rekordzeit von nur acht Monaten gebaut, um im zweiten Weltkrieg die militärische Verteidigung Alaskas sicherzustellen, nachdem die Japaner eine dortige Inselkette besetzt hatten. Er ist dann wieder etwas grösser und belebter, aber nicht minder spektakulär. Nach dieser Einsamkeit und einem erneut sehr unfreundlichen Grenzübertritt in die U.S.A./Alaska holt uns der Ort Skagway wieder in die Realität des Tourismus-Zeitalters zurück: bis zu sechs riesige Kreuzfahrtschiffe liegen hier gleichzeitig im Hafen. Der an sich sehr schöne ehemalige Goldschürfer Ort platzt aus allen Nähten und die angebotenen kommerziellen Aktivitäten von Helikopter-Rundflügen über Rafting, geführten Mountain-Bike Touren und Pferde-Ausritten kennen keine Grenzen. Wahnsinn, wie die Amerikaner die Lokation kommerzialisiert haben!

Da sind wir froh, dass wir nach einer wunderschönen Fährfahrt entlang eines von Gletschern umgebenen Fjordes in Haines ankommen und dort wieder in der von uns geliebten einsamen Umgebung sind. Über den Chilkoot Pass – einer weiteren bekannten, ehemaligen Goldschürfer-Route – reisen wir wieder ins beschaulichere Kanada (mit seinen freundlichen Grenzbeamten😉) ein und setzten unsere Fahrt nach Norden fort. Im Kluane N.P. mit zahlreichen Fünftausender Gipfeln und dem größten zusammenhängenden Gletschergebiet außerhalb der Pool-Regionen machen wir eine tolle Wanderung und haben abends den ersten Regen nach fünf Wochen Reisen mit fast ausschließlich sonnigem Wetter.

6 Kommentare

  1. Great comentary thank you very much. This is exactly the route I will be travelling on between July 6 and 27, 2023. Starting in Vancouver to Bellingham ferry to Haines, then to Haines Junction, Koidern enter Alaska Taylor and Top of World Highway to Dawson City to Whitehorse to Teslin to #37 South over Gnatpass to Stewart to Kitwange – then all the way to Prince George and Jasper, Icefield Parkway to Lake Louise to Golden to Revelstoke to Vernon to Penticton and Kermos and Hope and cross into WA to drive up Mt Baker as far as poss thru N Fork Nooksack River, visit friends in Abbotsford and good buy Canada….Unfortunately my wife died on Nov 16, 2022, so I will hv to travel alone which makes quite a difference to what you have enjoyed.

    1. Hi Ulrich,
      very sad to hear about your lost. And thank you for your comment, great that you will doing this trip anyhow. So stay tuned for the next blogs in „your“ area. Have fun!
      All the best
      Karin & Oliver

  2. Welcome Flipper! Spektakuläre Fotos und Berichte, die uns sogleich wieder in ihren Bann ziehen. Die Einsamkeit und Weite ist absolut spürbar… und die Bären sehr beeindruckend. Süß auch die entsprechende Kappe 😝

    1. Danke! Ja, ziemlich unkreativ, aber er ist halt blau/grau und das hat uns ziemlich schnell auf den Namen gebracht 🙈. Und es macht einen Heidenspaß. Momentan regnet es leider nur, damit sind natürlich die tollen Fotos auch begrenzt. Aber bald wird es sicher besser …

  3. Danke…wie immer fühlte ich mich dabei😘

    1. 🙏

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