2023AbenteuerHighlightsLandschaftenNordamerikaU.S.A.

Alaska: Von glasklaren Flüssen, eisigen Bächen und riesigen Gletschern

Wir sind sehr gespannt auf Alaska. Auf der einen Seite bringt es alle Ingredienzien für das perfekte Overlander-Abenteuer mit: spektakuläre Landschaften, Einsamkeit und Abgeschiedenheit, wilde Tiere. Auf der anderen Seite haben wir mehrfach gehört, dass die Gegenden mit den tollen Alaska-Fotos aus den Reisemagazinen nur mit sündhaft teuren Charter-Fliegern oder Bootstouren erreichbar sind und dass die auf den wenigen Straßen erreichbaren Ziele deutlich weniger spektakulär und vor allem – auch aufgrund der kurzen Reisesaison – sehr touristisch sind.

Nachdem unsere frischen Lebensmittel diesmal gut versteckt sind, verläuft die erneute Einreise in die U.S.A. für uns ohne Probleme… selbst auf einen Vermögensnachweis, um sicher zu stellen, dass wir uns das Abenteuer Alaska überhaupt leisten können, wird diesmal verzichtet – obwohl bei dem Preisniveau hier in Alaska dies sicherlich angebrachter gewesen wäre als bei unserer Einreise am Flughafen San Francisco. Aber vielleicht hilft ja diesmal die Präsenz von Shujaa 😉.

Schon die Anfahrt zu unserem ersten Ziel, dem Wrangell-St. Elias N.P. bei McCarthy ist beeindruckend: tief vergletscherte 4000er Berge bilden zusammen mit dem auf kanadischer Seite liegenden Kluane N.P. das größte zusammenhängende Eisfeld der Welt außerhalb der Pol-Regionen. Die letzten 150 km sind eine nette Schotterpiste, womit auch Shujaa mal wieder auf seine Kosten kommt. Bei der Wanderung zur aufgegebenen Kennicot Kupfermiene und dem nahegelegenen Gletscher ist uns das Wetter noch gnädig, aber schon am Abend kommt die Schlechtwetterfront, so dass es leider nichts mit unserem geplanten Flug über die Gletscher wird.

Auf der Rückfahrt können wir am Copper River bei Chetina (einer der beiden Hot-Spots in Alaska für den Lachsfang) die Einheimischen beim Fischen mit großen Käschern vom Land oder Boot aus beobachten – faszinierend, da die Lachse zu Dutzenden hineinschwimmen! Nur die Locals dürfen die Käscher benutzen, Touristen müssen sich mit der Angel abmühen. Wir schauen wohl so beeindruckt und Karin stellt den Locals so viel Fragen, dass wir einen wunderschönen noch lebenden Lachs geschenkt bekommen. Wir trösten uns damit, dass er wohl auch ohne uns gestorben wäre, und wir bekommen ihn noch fachmännisch ausgenommen. Er ist so frisch, dass er beim Auseinanderschneiden noch zuckt, was Karin sehr erschreckt. Das anschließende Abendessen mit einem tollen Wein ist natürlich ein Gedicht! Der Unterschied (sowohl optisch wie auch geschmacklich) zu dem in Europa verkauften Alaska-Lachs ist natürlich riesig und wir sind wohl nun für immer verdorben.

Auf der Fahrt nach Anchorage haben wir den ersten wirklichen Regen seit sechs Wochen… da wollen wir uns nicht beklagen, auch wenn wir in einem so einzigartigen Teil der Erde sind. Anchorage selber bekommt von uns zusammen mit Sao Paulo die Auszeichnung der „hässlichsten Stadt der Welt“, aber man bekommt alles, was man braucht vor Ort (sogar eine Schneiderin, ein Friseur, eine Starlink-Schüssel und einen neuen Camping-Stuhl) und das Herumfahren mit Shujaa gestaltet sich so einfach wie bei uns in einer europäischen Stadt mit einem Mini.

Obwohl wir Mitte/Ende Juni noch vor der eigentlichen Hochsaison unterwegs sind, wird es auf der Kenai Halbinsel schon teilweise richtig voll: die Amerikaner kommen aus den „Lower 48“ (so werden die Bundesstaaten südlich des 48igsten Breitengrades hier genannt… also alle Staaten unterhalb Alaskas) mit ihren riesigen Campern und Wohnwagen hier zum Lachsfangen hin. Glücklicherweise gehen sie alle auf enge Campgrounds zum Socializing und kommen uns damit nicht wirklich in die Quere. Unsere Wanderung zum Exit Gletscher bei Seward verläuft leider im dichten Nebel und Nieselregen, so dass es auch hier nichts mit einem möglichen Gletscherflug wird.

Auf der Westseite der Halbinsel gibt es weniger Berge und dafür mehr Sonne. Im süßen Örtchen Homer ganz im Süden der Halbinsel essen wir hervorragend Fisch und am Kenai River (dem zweiten Lachs-Hot-Spot in Alaska) sehen wir die amerikanischen Touristen in Reih und Glied nebeneinanderstehend, diesmal mit Angel, ihr Fischfang-Glück suchend. Es sieht für uns leicht skurril aus, wenn Hunderte von Menschen in ihren Anglermonturen alle im drei Meter Abstand im Fluss stehen und ihre Angel immer wieder auswerfen. Aber man muss sagen, die Ausbeute ist riesig. Die Fische liegen noch im Wasser, halblebend, aufgefädelt an einer Leine, damit sie nicht davongetrieben werden und die Bären im Umkreis den Leckerbissen nicht riechen. Der feine Lachs wird auch an Ort und Stelle gleich ausgenommen, auf Tischen, die im Wasser stehen, und der „Abfall“ wird sofort wieder dem Fluss zugeführt. Interessant, aber schon ein recht großer Unterschied zu unserer Begegnung am Copper River mit Locals vor ein paar Tagen, wo das ganze Szenario etwas authentischer und nicht so touristisch wirkte.

Der Denali N.P. mit dem höchsten Berg Nord-Amerikas – dem Mt. Denali – ist das Reiseziel in Alaska schlechthin, aber soll mittlerweile auch sehr touristisch sein. Wir haben Glück und Ende Juni ist es noch nicht so voll, so dass wir unseren Shuttle-Bus in den Park hinein ohne Probleme buchen können (mit dem eigenen Fahrzeug darf man nur die ersten 15 km fahren). Auch das Wetter spielt diesmal mit, wenn auch der Mt. Denali mit seiner weißen Pracht sich uns nicht zeigen will. Was das Global Warming mit den Konsequenzen auf den Permafrost und den Straßenbau auch hier bewirkt, zeigt sich, dass ab Meile 45 die Straße durch den N.P. wegen Hangabrutsch gesperrt ist: schon seit Sommer 2021 und voraussichtlich bis 2026, da eine aufwändige Brückenkonstruktion gebaut werden muss.

Die Rückfahrt gen Osten über den sehr einsamen, geschotterten Denali Highway ist für uns der Höhepunkt unserer Alaska-Reise: Einsam, tolle Blicke auf die Berge und Gletscher der Alaska-Range, traumhafte Stellplätze… alles was wir halt so an unserem Reisen mögen! Bei einer Fahrt mit unserem Quad zu einem Gletscher kommt – erstmalig auf unserer Weltreise – auch Shujoo an seine Grenzen: während einer Flussdurchquerung wird die Strömung immer stärker, das Wasser immer tiefer und die am Boden liegenden Steine immer grösser, so dass irgendwann gar nichts mehr geht und Shujoo mitsamt seinen Passagieren stecken bleibt. Der Vorteil von Shujoo im Vergleich zu Shujaa ist aber, dass wir ihn auch in solchen Situationen noch selbst bergen können, wenn auch mit der Konsequenz nasser Wanderschuhe und Hosen im eiskalten Gletscherfluss! Also die noch hochgehobenen Beine, um trocken zu bleiben, runter ins Wasser, absteigen und schieben. Wieder mal ein Abenteuer!

Über den Richardson Highway geht es dann quer durch die Alaska Range ins zentrale Alaska und die Temperaturen steigen in kurzer Zeit auf 30 Grad!

Wetterbedingt leider auch ohne Gletscher-Flug und Boots-Tour hat uns Alaska sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu Kanada muss man sich aber darauf einstellen, nicht mehr überall fast alleine zu sein!

8 Kommentare

  1. Vielen Dank euch Beiden. Super Bilder und tolle Erlebnisse. Macht Lust auf mehr!
    Wir sind immer noch am Schrauben, doch so langsam geht es voran. Ihr könnt ja mal schauen auf https://www.instagram.com/baluontour96/

    1. Danke, Pius – das machen wir!

  2. schön, dass Ihr wieder unterwegs seit!
    Ich freue mich auf jeden Beitrag von Euch und, dass ich auf diese Weise mit Euch „mitreisen“ darf.
    Es ist wie in alten Zeiten: Man wartet in freudiger Erwartung, bis die nächste „Folge“ kommt. Mann kann es nicht einfach on Demand runterladen und durchsuchten (Begriff neulich gehört)
    Keep it up – klasse – freue mich auf die nächste Folge!
    Herzliche Grüße

    Eike

    1. Hallo Eike,
      danke Dir für Deinen Kommentar. Ja, ein Blog ist wohl etwas old-fashioned, aber wir mögen es und Du anscheinend auch … also machen wir weiter 😉
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

  3. Danke für diese wieder einmal fantastischen Eindrücke! Wundervoll! Wir reisen in Gedanken mit Euch! Grüße, Moni

    1. 😘

  4. Danke….Ich freue mich sehr eure Reiseberichte zu lesen.😘

    1. Hallo Detlef!
      Vielen Dank! Hoffe sie gefallen Dir auch weiterhin.
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

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