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Bogota und Umgebung – starke Kontraste

Vor Bogota haben wir Respekt: ein Moloch mit über 10 Mio. Einwohner und Verkehrschaos rund um die Uhr, zudem ausgedehnte Slums – so haben wir es aus zahlreichen Quellen gehört. Wir parken Shujaa daher auf dem bewachten Parkplatz eines Einkaufszentrums am Stadtrand, wo sich zudem die Endhaltestelle der sogenannten „Transmillennium Busse“ befindet – dem einzigen Verkehrsmittel, welches dank eigener Fahrspuren ein halbwegs ungehindertes Fortkommen durch das Verkehrschaos ermöglicht. U- oder S-Bahn oder sonstige öffentliche Verkehrsmittel? Fehlanzeige.

Am Morgen machen wir uns dann mit einem Transmillennium Bus in ca. 45 Minuten auf ins Stadtzentrum und in der Tat: ein solches Verkehrschaos haben wir noch nicht gesehen. Und der Bus ist brechend voll, so dass wir natürlich stehen müssen und ein Festhalten, dank anderer Fahrgäste als Halt, nicht nötig wird. Dafür entschädigt der Besuch des legendären Goldmuseums in Bogota: wir schauen uns normalerweise nicht jedes Museum an, aber dieses Museum hat zu Recht den Ruf, das wichtigste Museum Südamerikas zu sein. Die Exponate sind wunderschön und vermitteln einen authentischen Eindruck der Goldschätze der Indios. Der koloniale Stadtkern mit Präsidentenpalast ist recht überschaubar und die Altstadt wirkt fast dörflich. Erst der Blick vom über 3.000 Meter hohen Kloster Montserrat vergegenwärtigt uns die riesigen Dimensionen dieser 10 Mio. Metropole. Abends sind wir im „hippen Nordteil“ der Stadt: rund um das noble Andino-Einkaufszentrum haben sich sämtliche High-End Luxusmarkengeschäfte angesiedelt und es gibt sehr viele tolle Restaurants und Deli-Shops.

Ein weiteres Mal überrascht uns Kolumbien: soviel Lifestyle und Luxus haben wir zuletzt in Santiago de Chile gesehen und hätten wir niemals in Kolumbien vermutet. Abends lädt mich Karin im besten Restaurant der Stadt bzw. Kolumbiens zum Essen ein…. Ein weiteres tolles Erlebnis. Nach diesen ganzen Eindrücken sind wir froh, spätabends wieder zu Shujaa und unserer Kuschelkoje zurückzukommen und sind völlig platt. Großstädte sind wir nicht mehr gewohnt. Die Nacht auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums ist erstaunlich ruhig.

Die nächsten Tage verbringen wir im nördlichen Umland von Bogota: in Zipaquira wurde in einem ehemaligen Salzberg unter Einsatz von 80 Tonnen Sprengstoff in den Jahren 1992 bis 1995 auf 8.500 m2eine geheimnisvoll, illuminierte Höhlenkathedrale gebaut. Die Stimmung ist beindruckend und sehr kontemplativ. Karin ist völlig berührt, ob der Stimmung in den einzelnen Kreuzstationen.

Anschließend geht es nach Villa de Leyva, eine der ältesten und besterhaltendsten Kolonialstädte Kolumbiens. Neben der Ortsbesichtigung erkunden wir verschiedene wunderschön gelegenen Augustiner- und Dominikanerklöster in der Umgebung, schauen uns ein Terrakotta-Haus im Hundertwasserstil an und machen eine tolle Wanderung auf dem „Paso de Angel“ auf einem schmalen Bergrücken zwischen zwei tiefen Schluchten. Zudem besichtigen wir ein Dinosaurier-Fossil: kaum zu glauben, dass hier auf knapp 3.000 Meter Höhe vor über 100 Mio. Jahren mal ein Meer existierte, bevor die Anden entstanden.

Nachdem wir uns bei einem schweizer Auswanderer in Tunja mit leckerem Käse und Wurst eingedeckt haben, geht es weiter in die Ostkordilleren: In dem bezaubernden, kolonialen Bergörtchen Mongui wird – man sollte es kaum glauben – fast der gesamte Bedarf an Fußbällen für Südamerika hergestellt, auch der Neue für Russland ist dabei. Die Laguna de la Tota besticht mit einem strahlend weißen Sandstrand und wieder einmal werden wir und Shujaa dort von neugierig und interessierten Menschenmassen umringt, bevor wir dann bei Sonnenuntergang wieder alleine die Stimmung am See genießen. Die sanften, saftig grünen Hügel mit den zahlreichen Seen und den vielen Kühen erinnern uns irgendwie an das Allgäu; kaum zu glauben, dass wir uns fast auf Höhe des Äquators befinden, aber die Höhenlage auf ca. 3.000 Meter und entsprechende Niederschlagsmengen machen es möglich.

Nach einem abschließenden Besuch der sagenumworbenen Laguna de Guatavita schließen wir den ersten Teil unserer Südamerika-Reise ab und steuern unseren Langzeitstellplatz für den nächsten Monat an. Auf dem sicheren Gelände eines Wochenendhauses eines Bogotaners, den wir per Zufall kennengelernt haben, werden wir Shujaa für den nächsten Monat abstellen, während wir nach Deutschland reisen. Schweren Herzens haben wir uns nämlich entschlossen, unser Haus in Herrsching bei München zu verkaufen, da wir uns in den nächsten Jahren primär in unserem rollenden Haus Shujaa sehen. Die nächsten Wochen werden wir also unser Haus ausräumen und übergabefertig machen und dann Ende Juni unsere Reise nach Nordkolumbien und von dort wieder gen Süden nach Ecuador und Peru und dann gen Osten über die Transamazonica nach Brasilien fortsetzen.

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