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Über den einsamen Alaska Highway in die spektakulären kanadischen Rockies

Raus aus Alaska, geht es über den Top Of The World Highway, einer spektakulären Hochstraße, nach Dawson City, der pittoresken, ehemaligen Goldgräberstadt am Yukon. Nachdem wir das Abenteuer Dempster Highway (extra Blog hier) hoch ans arktische Meer gut überstanden haben, geht es zurück in die Zivilisation… dachten wir zumindest😉. Auf dem sich anschließenden Klondike Highway, der größtenteils asphaltiert ist, gibt es immerhin alle ca. 100 km ein Roadhouse mit kleiner Tankstelle und Shop… also deutlich mehr als auf dem Dempster. Das war es dann aber auch schon, ansonsten nur Wald, Wald und Wald und von Zeit zu Zeit sehen wir den mächtigen und, in der Zeit des Goldrausches, transporttechnisch wichtigen Yukon River, der sich durch ein tief eingeschnittenes Tal daher schiebt. Die Gäste unserer Hochzeit werden sich an die legendäre Rede von Olivers Trauzeugen Wolfe erinnern … hier finden wir „unseren persönlichen Wald“.

Nach knapp 600 km erreichen wir das Städtchen Whitehorse, welches mit immerhin 30.000 Einwohnern die größte Stadt in den Yukon Territories ist und die Beschreibung „Zivilisation“ verdient: wir stocken unsere völlig dezimierten Lebensmittelvorräte wieder auf und können endlich auch den Riss in unserer Windschutzscheibe mittels „Loch-Bohrung“ stoppen lassen. Gleich gegenüber der Werkstatt ist eine exquisite deutsche Bäckerei, in der Karin ein kleines Vermögen lässt und massenhaft einfriert. Man weiß ja nie … Auch ansonsten ist das Städtchen recht hübsch… kein Vergleich zu Anchorage in Alaska… die Kanadier schaffen es einfach viel besser, eine gemütliche und willkommene Atmosphäre aufzubauen. Hier treffen wir auch auf den berühmten Alaska Highway, der uns 200 km gen Osten bringt, in den Ort Watson Lake. Bis kurz vor dem Ort ist das die einzige Strecke, die wir auf unserer Nord-Kanada/Alaska Rundreise doppelt fahren. Die kleine Ansiedlung ist ein Kuriosum und für seinen „Schilderwald“ bekannt. Beim Bau des Alaska Highways 1942 hat hier ein amerikanischer Soldat, aufgrund seines Heimwehs, das Ortschilds seines Heimatortes aufgehangen… das war dann die Vorlage für viele Nachahmer, so dass mittlerweile über 100.000 Orts- und Nummernschilder hier hängen…viele auch aus Deutschland.

Nach einem kurzen Stopp bei den Liard Hot Springs (normalerweise stehen wir ja nicht so auf „heiße Quellen“, aber diese sind in wunderschöner Natur durchaus stylisch angelegt), geht es weiter und weiter und weiter auf dem Alaska Highway. Selbst als bekennende Vielfahrer hatten wir vor den endlosen Distanzen hier in Nord-Kanada etwas Respekt: die nächsten 1.000 km auf dem Alaska Highway kommen uns erstmalig auf unserer Reise sehr lang und eintönig vor; eine Ausnahme davon ist die Überquerung der Rockies mit dem wunderschönen Muncho Lake. Leider wird unsere Sicht immer stärker eingeschränkt durch die unzähligen Waldbrände, die hier Jahr für Jahr wüten. Glücklicherweise wird der Alaska Highway nicht gesperrt. Umfahrungen können hier locker mal 1.000 km Umweg bedeuten. Aktuell gibt es über 5.000 Waldbrände in der Gegend, aber fast alle werden sich selbst überlassen und das Leben geht hier geregelt weiter. Die armen Einwohner: im Winter ist es ewig kalt und dunkel, im Sommer extrem dunstig durch die vielen Feuer! Als wir an den östlichen Rand der Rockies kommen, sehen wir zudem überall Gas- und Ölpipelines, welche, neben den gespenstisch diesig-orangenem Himmel, dem Anblick ebenfalls nicht förderlich sind.

Umso mehr freuen wir uns auf DAS Highlight der kanadischen Rockies: dem Jasper- und Banff National Park sowie dem unmittelbar angrenzenden Yoho N.P. Zudem treffen wir unsere Reisefreunde Tini und Peter, welche wir letztes Jahr schon in Neufundland und dann in Florida getroffen haben. Auch Shujaa freut sich sehr: ist der MAN-Dreiachser „Mad-Max“ doch der perfekte Spielkamerad für ihn. Die nächsten zwei Wochen sind einfach nur traumhaft.

Zum einen die absolut tollen Landschaften, die jedes Postkartenmotiv dagegen blass aussehen lässt: türkisblaue Seen, weiß Gletscher, tosende Wasserfälle… und das alles bei exzellentem Wetter. Selbst der Dunst der Waldbrände – unsere große Sorge im Vorfeld – hat sich wieder verzogen oder kommt in die Täler nicht rein. Zum anderen, weil wir mit Tini und Peter eine sehr harmonische und äusserts kurzweilige Zeit haben. Dies ist gerade für uns Individualreisende nicht selbstverständlich, müssen doch die Interessen, die Zeit-Taktung und auch die Gesprächsthemen zusammen passen… und das nicht nur für den ersten Tag, wo man sich eh viel zu erzählen hat, sondern auch für länger!

Wir machen unzählige Wanderungen, tausende von Fotos und benutzen auch unser Kajak „Flipper“ mal wieder: diesmal auf einem Fluss unter Benutzung all unseres Equipments. Von unserem Traum-Stellplatz am North Saskatchewan River fährt mich Karin mit unserem Quad Shujoo und Flipper (noch zusammengefaltet) ca. 15 km stromaufwärts an einen entlegenen Startplatz, wir pumpen Flipper auf und dann startet das Abenteuer für mich, während Karin mit Shujoo wieder zurückfährt. Im Gegensatz zu Kajaken auf einem See muss man hier durchaus konzentriert zu Werke gehen: Stromschnellen, Verzweigungen, Sand- bzw. Kiesbänke wollen umschifft, die richtige Richtung gefunden werden. An unserem Stellplatz, an dem ich beinahe im Eifer des Gefechtes vorbei paddele, empfängt mich dann wieder Karin mit komplettem Empfangskomitee Tini und Peter. Das Ganze hat so viel Spaß gemacht, dass wir das ganze Prozedere noch einmal wiederholen, nur dass Peter diesmal mit Flipper fährt und ich mit Shujoo zurückfahre. Manchmal denken wir, wir haben zu viel „Spielzeuge“ dabei, aber in Situationen wie diesen will man keines davon missen!

Trotz der Hauptreisezeit in einem der beliebtesten Reise-Ziele Kanadas finden wir immer gute Stellplätze, obwohl wir nichts vorgebucht haben: entweder auf den „First Come First Serve“ Plätzen im N.P. oder in Wildcamps etwas außerhalb des N.P. Auch die Touristenströme kann man ganz gut umgehen, indem man früh aufbricht und sich bei Wanderungen auch mal 1 km vom Parkplatz entfernt! Ausnahme ist der bekannte Lake Louise, wo sich die Fahrzeug-Kolonne schon bei der Anfahrt zum Parkplatz staut. Wir bleiben gerade mal fünf Minuten da, machen ein dokumentarisches Foto und verschwinden dann direkt wieder. Das braucht kein Mensch. Und der See selbst ist zwar hübsch, aber all die anderen Seen, die wir besucht haben, stehen ihm in nichts nach.

Jasper, Banff und Yoho N.P.: ein absolutes Highlight unserer bisherigen Nord-Amerika Reise und Kanada wird immer mehr zu unserem Lieblings-Land!

4 Kommentare

  1. Ich würde sagen, die lange Anreise hat sich gelohnt… 🙂
    Und manchmal ist ein Brot mit Butter + Käse das köstlichste auf der Welt – wenn man es dann noch mit Freunden teilen kann sowieso !

    1. Die hat sich richtig gelohnt. Wir finden es total schön hier. Auch nach den tollen Parks geht es unerwartet spannend weiter: Montana ist super.

  2. Super Reisebericht Danke…
    😘

  3. sensationelle Fotos ! Danke dafür:)Heike

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