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Gestrandet auf Mallorca

Vor genau vier Monaten haben wir unseren Heimaturlaub auf Mallorca angetreten – aufgrund des runden Geburtstages eines sehr guten Freundes von uns etwas früher als geplant, aber mit den drei Wochen Angola zuvor, war es dann auch ausreichend und Zeit für eine Verdauungspause.

Zunächst lief alles nach Plan: Shujaa in Windhoek gut in einer sicheren Halle mit Strom für Batterieladegeräte etc. eingestellt, Renovierung unserer Finca auf Mallorca überwacht und unter hohen Anstrengungen noch vor der geplanten Zeit beendet, Skiurlaube in Lech genossen, Freunde in Deutschland besucht, große Entzückung über eine zugelaufene Katze (Cinny) erlebt usw.

Wir waren gerade wieder auf unserer Finca von der kleinen Casita in unser Haupthaus eingezogen, hatten den Umzug unseres für zwei Jahre zwischengelagerten Umzugsgutes aus München nach Mallorca vollbracht und die letzten Kisten ausgepackt sowie unseren Rückflug nach Windhoek für den 23. April gebucht, da brauten sich die ersten Wolken auf. Zunächst unscheinbar: wir sahen mit Unverständnis die ersten Meldungen von Hamsterkäufen in Deutschland (die sicherheitsbewussten Deutschen mit ihren Kriegserfahrungen eben) und die steigenden Infektionsraten in Italien (ob man den Zahlen einer italienischen Statistik überhaupt vertrauen kann?). Das Leben auf Mallorca war bis dahin tiefenentspannt… wie es eben auf einer abgeschotteten Insel der Glückseligen so ist… und alles schien weit weg: Freunde besuchten uns und wir erfreuten uns an unserem hübsch renovierten Heim.

Auf einer dreitägigen Rennrad-Tour über die Insel mit guten Freunden kamen die Einschläge dann in atemberaubender Geschwindigkeit näher: bei der Abfahrt am Freitag war noch alles in bester Ordnung. Viele – wie um diese Jahreszeit üblich – Radfahrer, tolles Wetter, ein tolles Fincahotel als Übernachtung. Am Samstagmorgen erreichte uns von unserem, für die nächste Nacht vorgebuchten, Fincahotel der Anruf „viele Hotels schließen in den nächsten Tagen, wir haben Euch umgebucht“. Hmmm, also eine betriebswirtschaftliche Entscheidung aufgrund mangelnder Auslastung, dachten wir. Nach 120 km Radeln und Ankunft in unserem neuen, umgebuchten Hotel dann die Nachricht: Ausgangssperre in ganz Spanien ab morgen früh, die im Hotel primär befindlichen Rentner-Gäste in Panik, erste fragen nach Atemmasken, die Reiseleiter sichtlich überfordert, alle sollen in den nächsten zwei Tagen ausgeflogen werden…. Wie das bei den täglich zunehmenden Flugstornierungen logistisch funktionieren soll, weiß niemand genau.

Am Sonntagmorgen verlassen wir trotz Ausgangssperre sehr früh unser Hotel mit unseren Bikes – wir müssen ja irgendwie auch zurück. Die 80 km Rückfahrt zu unserer Finca hat eine gespenstische Atmosphäre: keine Autos, keine Radler, kein geöffnetes Kaffee, kaum Menschen…. Ein krasser Gegensatz zu den letzten Tagen. Wir kommen, ohne von der Polizei angehalten zu werden und Strafzahlungen zu leisten, wieder an und unsere Freunde können alle ihren Flieger zurück nach Deutschland antreten. Mittlerweile ist Mallorca Flug- und Fährentechnisch komplett für den Personenverkehr abgeriegelt. Die Polizei patrouilliert an den Stränden und auf den Straßen und kontrolliert selbst mit Drohnen die Einhaltung der Ausgangssperre. Pro Person kostet der Verstoß 600 Euro. Außer dass meine Beine nach gut 300 km Radfahren in 3 Tagen recht schwer sind, geht es uns gut. Die Versorgung scheint besser als in Deutschland zu sein, selbst Klopapier ist wieder in großen Mengen verfügbar.

Wie geht es mit unserer Weltreise weiter: Die Einreise nach Namibia ist wie in fast alle anderen Länder derzeit nicht mehr möglich, ob wir am 23. April unseren geplanten Flug zu Shujaa nach Windhoek antreten können steht in den Sternen, wann die Landgrenzen zwischen den einzelnen afrikanischen Ländern wieder aufmachen ebenfalls.

Dennoch sind wir uns sehr bewusst, dass wir viel Glück haben: lieber auf Mallorca gestrandet als in Angola, Zimbabwe oder Mozambique… selbst Deutschland würden wir zurzeit nicht unbedingt vorziehen. Lieber jetzt nach der Renovierung der Finca eine Ausgangssperre auf einem großen Grundstück und Sonne als während der Renovierung in unser kleinen Casita oder eingepfercht in eine kleine Stadtwohnung. Außerdem sind wir gut beschäftigt in die Einarbeitung unserer neuen Kamera, der neue Drohne und auch die Reiseplanungen sind noch nicht ganz abgeschlossen. Heute kamen mit DHL unseren neuen Carnets, wohl vorerst einige der letzten, die der ADAC wegen Corona ausgestellt hat. Unser „Letter of Grace“ – also die Verlängerung unseres Alt-Carnets – reicht auch noch bis Ende Mai.

Bleibt alle gesund und lasst uns das beste aus der Situation machen.

4 Kommentare

  1. Liebe Karin, lieber Oliver!
    Ihr habt ja ziemlich viel Glück, in Mallorca gestrandet zu sein.
    Bei uns wurde die Weiterreise in Addis Ababa abrupt gestoppt.
    Wir konnten noch ein Flug in die Schweiz buchen.
    Der Truck steht im freien, aber bewacht auf einem Privatgrundstück.
    Leider läuft in der Schweiz auch nicht mehr viel.
    Aber in Addis mit 10 Mio Einwohner, ist es unvorstellbar dort zu überleben.
    Wir wünschen euch alles Gute.
    Herzliche Grüsse
    erichundmaja.jimdo.com

    1. Hallo Maja, hallo Erich,
      schön von Euch zu hören, wenn auch in besonders unschönen Umständen. Und schön, dass es Euch gutgeht. Ja leider wird vermutlich auch unsere Weiterreise davon betroffen sein, aber nehmen wir es positiv, hier ist es auch schön.
      Alles Gute
      Karin & Oliver

  2. Bleibt gesund!

    1. Danke, Du auch!

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