Nach problemlosem Grenzübertritt von Griechenland kommend steuern wir – wie vor 3,5 Jahren auf dem Weg zur arabischen Halbinsel auch – als erstes Istanbul an. Immer wieder eine tolle Stadt: modern und gleichzeitig orientalisch exotisch, riesig in ihrer Abmessung und mit seinen 22 Mio. Einwohnern im Einzugsgebiet – gleichzeitig fast kleinstädtisch in seinen kleinen Gassen abseits des Touristen-Rummels. Wir fokussieren uns diesmal nur auf die Highlights: Blaue Moschee, Hagia Sophia, eine Bosporus Hafenrundfahrt und lassen uns ansonsten durch die Gassen treiben bzw. in einem Hammam verwöhnen. Und Karin kauft mal wieder fleißig ein! Selten können wir zudem in einer Großstadt so zentral, günstig und trotzdem halbwegs ruhig parken.
Eigentlich dachten wir an einem Sonntag dem Verkehrschaos etwas aus dem Wege zu gehen. Leider ist heute aber Ende des Ramadans und gefühlt wirklich jeder fährt irgendwo hin… insofern brauchen wir gut zwei Stunden, um aus der Stadt halbwegs rauszukommen und die Nadelöhr-Brücken über den Bosporus zur asiatischen Seite zu passieren.
Unser nächstes Ziel sind die kaum bekannten Nallihan Rainbow Mountains ca. 300 km süd-östlich von Istanbul und schon kurz vor Ankara gelegen. Ähnlich wie ihre Pendants in Peru oder Nord-Argentinien sind die in vielfältigen Farbtönen leuchtenden Gesteins-Schichten immer wieder faszinierend. Die Anfahrt zu unserem tollen Stellplatz ermöglicht es Shujaa mal wieder im Schlamm zu spielen und der Stellplatz zählt mit seiner tollen Fernsicht und absoluten Einsamkeit zur 1a Kategorie.
Safranbolu – UNESCO Weltkulturerbe – ist eine Perle der pontischen Kleinstädte und seine alten Fachwerkhäuser und holprigen Pflastergassen sind sehr pittoresk. Leider können wir das Ambiente nicht ganz so genießen, da wir am nächsten Tag nach Istanbul zurückfahren müssen, um von dort nach Deutschland zu meiner Mami zu fliegen, die im Krankenhaus liegt.
Nach sehr anstrengenden und traurigen Tagen zu Hause, um meiner Mutter das letzte Geleit zu geben, setzen wir die Reise nach 16 Tagen fort und sparen uns aus Zeitgründen den ursprünglich geplanten Abstecher an die weniger besiedelte westliche Schwarzmeer-Küste. Stattdessen werden wir insbesondere auf dem völlig verbauten Abschnitt zwischen Samsun und Trabzon an die ähnlich hässliche iranische Küste am Kaspischen Meer erinnert. Immer wieder interessant wie man als vielgereiste Menschen wie wir, häufig Assoziationen mit anderen Lokationen oder auch Erlebnissen bekommen. Das Wetter ist überschaubar, aber viel zu sehen gibt es hier eh nicht.
Ein Abstecher ins bekannte Felsen-Kloster Sümela bringt uns wieder in eine völlig andere Welt: Einem Adlerhorst gleich schmiegt sich die Fassade des vierstöckigen Klosters wie angegossen in die Nische einer steil abfallenden Felswand. Das Kloster wurde um 385 n. Chr. gegründet und hat eine bewegte Historie… vor kurzem wurde es recht aufwendig restauriert. Die Lage am Rande eines tiefen Tals hoch in den pontischen Bergen und auch die Fresken sind beeindruckend. Zurück an der Küste geht zunächst die gleiche monotone Fahrt entlang einer Stadt hässlicher als die nächste weiter, erst ab der Stadt Rize wird die Landschaft ansprechender: tief grüne Teeplantagen ziehen sich bis ans Meer hinab, die Bebauung nimmt ab, das Meer ist blau, und bei Sonne sieht eh alles immer viel schöner aus.
Kurz vor der georgischen Grenze biegen wir von der Küsten-Autobahn ab und fahren entlang des Artvin Stausees in eine spektakuläre Bergwelt hinein: die Straße gilt zu Recht als eine der schönsten in der Türkei! Auf der teilweise noch schneebedeckten Nord-Ost anatolischen Hochebene erwartet uns erneut eine völlig andere Welt. Die Straßen sind zwar immer noch toll, aber ansonsten ist die Gegend extrem arm, rückständig, karg und hat mit einer Arbeitslosigkeit von 60% so gar nichts mehr mit der quirligen Metropole Istanbul oder auch der belebten Schwarzmeer-Küste zu tun. Wir besichtigen noch die weitläufige Anlage der ehemaligen armenischen Hauptstadt Ani mit seinen imposanten Kirchen und Befestigungsmauern bevor es nach Georgien geht… das Land Nr. 57 mit Shujaa auf unserer Weltreise.
Ihr Lieben,
danke für s mitnehmen.