Die Anfahrt zu unserem Standplatz in Tiflis hinter der Kathedrale (wo alle Overlander stehen) gestaltet sich schwierig. Wir machen einen Fehler und versuchen einen Stau zu umfahren und schon landen wir natürlich in einem Gassen-Gewirr mit lautem Hupkonzert vor und hinter uns. Hätten wir mit unserer Erfahrung eigentlich besser wissen müssen, dass eine Stauumfahrung in unbekannten Städten mit unserer Fahrzeug-Größe keine gute Idee ist.
Unser Stellplatz ist dafür sehr zentral und erstaunlich ruhig. Wir erkunden Tiflis zwei Tage lang und gehen gut Essen. Erstaunlich ist das fast an jeder Ecke anzutreffende Flaggen-Ensemble Georgien, EU und Ukraine. Von den immer noch stattfindenden Demonstrationen gegen die, vor ein paar Monaten gewählte, pro-russische Regierung bekommen wir hingegen nichts mit.
Nach einem kurzen und sehr professionellen Boxenstopp bei MAN in Tiflis (eine hochmoderne und zugleich eine der größten Niederlassungen weltweit) geht es weiter zu dem, auf einer kargen und direkt an der armenischen Grenze gelegenen Hochfläche liegenden, Kloster David Garedzha. Die Lage in einen steilen Felsen hineingebaut mit Weitsicht auf die weiten Graslandschaften ist sicher einmalig.
Von dort geht es weiter ganz in den Osten Georgiens. Am hübschen Eagle Canyon erreicht uns ein Hagelsturm, den wir so noch nicht erlebt haben. Fast faustdicke Körner prallen auf Shujaa runter und es bietet sich keine sinnvolle Möglichkeit an, Schutz zu suchen. Wir fürchten um Scheiben, Solarpanels etc., aber als sich alles wieder verzieht, können wir aufatmen! Nichts passiert, aber um uns herum ist alles weiß. Als wir am nächsten Tag nach mühsamster Schlaglochpiste den entlegenen Vashlowani N.P. erreichen und dort die Pisten nach dem vielen Regen immer schlammiger werden, entscheiden wir uns schweren Herzens diese Exkursion abzubrechen. Auf eine Buddel- bzw. Bergeaktion von Shujaa haben wir zurzeit keine Lust und daher siegt diesmal die Vernunft!
Deutlich entspannter ist die Weinregion Kachetien rund um die Stadt Telawi. Die von uns besuchten Weingüter sind sehr unterschiedlich: von extrem high-end / stylisch bis sehr basic. Georgien sieht sich ja als das Ursprungsland des Weines und auch heute noch stellt fast jede Familie in ihrem Keller den Wein zum Eigenverbrauch her. Das traditionell georgische Herstellverfahren sieht die Gärung der Trauben mit Stil und Haut/Kernen in im Boden eingelassenen Tonfässern vor, welches dem Wein eine sehr „würzige“ Note verpasst. Uns schmecken die nach klassisch europäischem Verfahren hergestellten georgischen Weine wesentlich besser!
Auf dem Weg nach Stepansminda und der Grenze nach Russland stoppen wir im sehr schönen Truso Tal, wo wir eine traumhafte und knapp 20 km lange Wanderung zu entlegenen Festungen, Dörfern und Sinter-Terrassen machen. Bei schönstem Wetter verabschiedet sich Georgien von uns mit einem tollen Blick auf die auf über 2.000 Metern liegende Dreifaltigkeitskirche sowie dem dahinterliegenden über 5.000 Meter hohen Berg Kazbegi!