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Saudi-Arabien: Atemberaubende Natur auf dem Weg Richtung Norden

Nach den spannenden Erlebnissen der Rallye Dakar in Bisha geht es für uns Richtung Jeddah… der zweitgrößten Stadt des Landes. Nach den eher enttäuschenden Eindrücken der Hauptstadt Riad sind wir angenehm überrascht: die Stadt wirkt viel offener, dynamischer und vor allem weniger schmutzig und zusammengewürfelt. Die Altstadt mit den charakteristischen Holz-Balkonen (welche trotz Blickdichtheit eine gute Luftzirkulation ermöglichen, damit die Frau des Hauses sich dort auch unverschleiert bewegen kann) ist beeindruckend – teilweise extrem zerfallen, dann wieder aufwändig restauriert. Riesige Shopping Malls und Straßen mit Luxus-Shops setzten scharfe Kontraste hierzu. Man spürt richtig, dass hier – und nicht in Riad – die Entwicklung des Landes voranschreitet und die Zukunft Saudis geprägt wird.

Auf der Weiterreise gen Norden fahren wir entlang der Küste am Roten Meer … teilweise mit Industrieanlagen ziemlich verbaut, dann wieder ganz hübsch. Wir finden einen tollen Platz zum Übernachten und Schnorcheln mit einem ufernahen Korallen-Riff. Als wir begeistert von der hier noch fast völlig intakten Korallenwelt und den farbenfrohen Fischen zurück ans Ufer kommen, wartet dort schon die Coast-Guard auf uns. Des guten Jungs sprechen natürlich keinerlei Englisch, wie alle Polizisten im Lande, aber es ist auch so klar, dass sie „not amused“ sind. Man darf hier weder schwimmen noch übernachten…. Alles viel zu gefährlich! Ob die bösen Menschen, aus dem nahen Afrika, von der anderen Seite des roten Meeres eine Gefahr darstellen oder die Seeigel am Meeresgrund… wir finden es nicht heraus. Fakt ist, wir müssen unseren schönen Stellplatz verlassen und uns was anderes suchen – natürlich nicht, ohne vorher noch ausgiebig warm in Shujaa geduscht zu haben.

An der Stadt Medina vorbei – die genauso wie Mekka für Nicht-Gläubige Muslime gesperrt ist – fahren wir im Landesinneren weiter gen Norden. Die traumhafte Wüstenlandschaft der Nefud-Desert mit ihren tollen Steinformationen fasziniert uns… wir kommen aus dem Schwärmen, Fotografieren und Filmen gar nicht mehr heraus und das Cruisen mit Shujaa, über die weiten, unberührten Sandwüsten, macht soooo viel Spaß. Bis zu viermal am Tage verändern wir Shujaa’s Reifendruck und bei Dieselkosten von 15 Eurocent/Liter stört dann auch der deutlich höhere Verbrauch im Sand nicht wirklich.

Die ganze Region um Al Ula ist das Pilotprojekt des aufkeimenden saudischen Tourismus-Pflänzchen. Die Landschaft…. einfach atemberaubend. Nur leider kann man die, nach Petra in Jordanien zweitgrößten, Nabatäer Grabstätten nur per Touristenbus besuchen. Schmerzhaft für überzeugte Individualreisende wie uns. Zudem sind riesige weitere Teile, eines neu geschaffenen Nationalparks, durch hohe Zäune hermetisch abgeriegelt. Zunächst vermuten wir, dass auch hier die Besucherwege reglementiert werden sollen. Dann erfahren wir aber, dass hier verschiedene Wildtiere eine ungestörte Heimat finden sollen, u. a. der arabische Leopard, von dem es mittlerweile wieder 200 Stück hier geben soll. Und die springen ja bekanntlich hoch! Trotz dieser Reglementierungen finden wir aber noch genug tolle Plätze, wo wir ungestört offroad fahren und traumhaft übernachten können.

Außerdem entdecken wir ein tolles Restaurant in einer unglaublich schön gelegenen Luxuslodge, wo wir seit längerem mal wieder stylisch essen gehen und interessiert das Verhalten der saudischen Oberschicht beobachten. In der Nachbarschaft steht ein neues, sehr großes Gebäude vollkommen verspiegelt (Maraya Restaurant), das es Karin besonders angetan hat. Obwohl das Gebäude durch die schiere Größe, das Umfeld an sich völlig verschandeln würde, spiegelt sich die komplette Landschaft in der Oberfläche, so dass es sich völlig in die Landschaft integriert und von 2 km Entfernung fast unsichtbar wird. Grandios. Im Dachgeschoss soll ein Gourmet-Lokal untergebracht werden.

Das Wadi Disha – ein über 15 km langer, tief eingeschnittener Fels-Canyon mit tiefgrünen, mehreren Metern hohem Schilfgras sowie intensiven Palmen- und Baumbewuchs – führt nach den intensiven Regenfällen der letzten Wochen ungewöhnlich viel Wasser. So kann Shujaa mehrmals etwas tiefer eintauchen und eine Unterbodenwäsche machen. Einen Teil des Canyons erwandern wir auf einer mehrstündigen Wanderung zu Fuß… so etwas hätten wir in Saudi wahrlich nicht erwartet. Die Nachttemperaturen gehen mittlerweile auf den Gefrierpunkt zurück und wir nutzen erstmalig auf unserer Weltreise morgens und abends regelmäßig unsere Aufbauheizung.

Auf dem erneuten Weg zur Küste wechselt die Landschaft innerhalb weniger km: weite Sandwüsten, tief eingeschnittene Canyons, schwarze Lavafelder, grüne Wadis. Unglaublich, was dieses Land zu bieten hat.

Entlang des Golf von Aqaba entsteht das größte Zukunftsprojekt des Landes: auf über 170 km Küstenlänge entsteht die Mega-Stadt Neom. Überall wird gebaut, umgegraben und gebastelt. Es wäre spannend hier in 10 Jahren noch einmal entlangzufahren, um zu sehen wie sich alles verändert hat. Wir nähern uns der Grenze zu Jordanien und die vier Wochen in diesem faszinierenden Land gehen dem Ende zu. Saudi-Arabien war bisher von allen bereisten Ländern auf unserer Weltreise die größte Überraschung!

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