Die Idee, ein Sylvester-Feuerwerk mal auf völlig andere Art und Weise zu erleben – nämlich auf einem Vulkan der regelmäßig Lava-Eruptionen hat – besitzt schon einen großen Reiz 😉. Also fahren wir vom Lago Atitlan erneut auf kleinsten Straßen zu einem der höchsten Vulkane Zentral-Amerikas – dem Acatenango mit 4.000 Metern – wo wir auf dem staubigen Fußballfeld eines kleinen Bergdorfs Shujaa parkieren und unser persönliches Basecamp aufschlagen. Der Wind an unserem Stellplatz frischt auf und es kommt viel Staub durch die offenen Fenster, der sich bei näherem Hinschauen als Vulkan-Asche entpuppt. Es grummelt im Hintergrund. Ein erster Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten beiden Tagen erwartet! Wir werden auf den inaktiven Vulkan Acatenango steigen, um von ihm dann den direkten Blick auf seinen aktiven und lavaspuckenden Zwillings-Bruder El Fuego gegenüber zu haben… so der Plan!
Am nächsten Morgen geht es vollgepackt mit Zelt, Isomatte, Schlafsack (haben wir alles als Nicht-Camper noch nicht auf unserer Weltreise gebraucht, da wir normalerweise immer vorziehen in Shujaa wieder zu übernachten) sowie vier Liter Wasser pro Person (am Vulkan gibt es keine Möglichkeit, Wasser aufzufüllen), Verpflegung und warmen Winterklamotten los. Natürlich darf die große Kamera samt Tele und Stativ auch nicht fehlen – für die hoffentlich perfekten Fotos bei Nacht! Das alles wiegt eine Menge: Schätzungsweise 12 -14 kg pro Person. Wir haben uns natürlich informiert und wissen: es ist steil, sehr steil! Glücklicherweise gelingt es uns, den zahlreichen anderen Bergsteigern größtenteils auszuweichen, durch Wahl der sogenannten „Westroute“, wo nur wenige Tourveranstalter feste Camps aufgebaut haben. Den zentnerweisen Müll entlang der Strecke sehen wir aber trotzdem! Es ist wirklich traurig. Obwohl wir natürlich jedes Fitzelchen Müll von uns wieder mitnehmen, fühlt man sich als Besucher doch mitschuldig.
Wie immer ist es faszinierend, durch die verschiedenen Vegetationsformen sukzessive aufzusteigen und die Veränderungen mitzubekommen. Zudem ist das Wetter sehr gut. Eigentlich sind 1.400 Höhenmeter und 7,5 km keine besondere Herausforderung für uns, aber irgendwann kommt zur Steilheit der Strecke und dem Gewicht unseres Gepäckes auch noch die zunehmend dünnere Luft hinzu und gerade Karin muss richtig kämpfen.
Dann ist es aber geschafft und wir kommen gerade noch vor Sonnenuntergang an unserer Zelt-Plattform an, wo wir nicht nur einen perfekten Blick auf den El Fuego haben, sondern auch halbwegs gerade unser Zelt aufbauen können – leider auch hier umgeben von Müll wie überall an diesem Vulkan! Leichte Hektik bricht bei Karin aus, denn neben dem Zelt muss auch noch die Kamera samt Stativ bei Helligkeit aufgebaut und eingestellt werden. Irgendwann ist auch das geschafft und wir genehmigen uns zur Belohnung für die extremen Anstrengungen erst einmal einen Schluck Hochprozentiges, das wir in einem kleinen Flachmann zum Aufwärmen mitgebracht haben. Die nachfolgenden Erlebnisse und Bilder waren aber alle Strapazen des Aufstieges ohne Zweifel Wert.
Die Nacht schlafen wir kaum: die Höhe, der alle 20 Minuten unter lautem Getöse spuckende El Fuego, das unbequeme Schlafen im Zelt etc. Um Mitternacht werden wir zusätzlich von den Böllern geweckt. Der Blick ins weit unter uns liegende Tal, mit all den kleinen Dörfern ist fantastisch. Jedes Dorf ballert Unmengen an Feuerwerkskörper in die Luft und wie in einer Minipuppenwelt sehen wir die Show von unserem Zeltplatz aus. Am nächsten Morgen geht es trotzdem noch einmal 300 Höhen-Meter zum Gipfel des Acatenangos, um von dort den Sonnenaufgang zu sehen und dann wieder 1.700 Meter bergab bis zu unserem Basecamp: die ersten 70% des Weges sind wir sehr schnell unterwegs, aber dann werden – aufgrund des hohen Gewichtes des Rucksacks – insbesondere Karin’s Oberschenkel so weich und zittrig, dass wir die letzten Meter zu Shujaa nur noch im Schneckentempo zurücklegen können.
Wir fahren noch hinab in die nahegelegene koloniale Bilderbuch-Stadt Antigua, wo erst einmal Regeneration und vor allem Reinigung angesagt ist… schön, wenn man sich den Vulkanstaub abduschen und vernünftig Zähneputzen kann und auch Zelt, Wanderschuhe etc. müssen erst einmal gründlich von einer dicken Asche-Staubschicht befreit werden. Abends sind wir dann soweit wieder fit, dass wir eine erste Erkundungstour durch Antigua machen können und dort nett essen. Antigua – die ehemalige Hauptstadt Guatemalas, eingebettet zwischen zahlreichen Vulkanen – gefällt uns sehr gut: selten haben wir eine so gut erhaltene, stimmige koloniale Altstadt in Zentralamerika gesehen wie hier. Alte Kirchen und Konvente, wohin man schaut, kopfsteingepflasterte Straßen, behutsam renovierte Häuser… und natürlich bei einem so stimmigen Ambiente auch nette Boutique-Hotels und entsprechende Restaurants sowie Geschäfte für die Touristen. Eine tolle Stadt!
Leider fangen wir uns an unserem zweiten Abend in Antigua bei einem Pizzeria-Besuch eine böse Magen-Darm-Infektion ein, welche uns nicht nur eine unschöne Nacht, sondern auch noch ein paar malade Folgetage beschert. Mit den letzten Kräften gehen wir am nächsten Tag noch einkaufen und verziehen uns dann für mehrere Tage in die wunderschöne Natur der einsamen Finca Escondida. Dort können wir uns nicht nur langsam regenerieren, sondern haben auch einen gigantischen Blick auf gleich fünf Vulkane: El Fuego, Acatenango, Agua, Pacaya und Cerro Grande. Jetzt sehen wir den El Fuego auch noch von Weitem spucken und rauchen. Zudem gibt es Kühe und Pferde sowie liebevoll angelegte Wanderwege und Aussichtsplattformen. Perfekt, um nach den intensiven letzten Tagen ein bisschen auszuspannen. Und ein toller Ausklang von Guatemala – ein Land, welches uns in seiner landschaftlichen Vielfalt und der Herzlichkeit seiner Bewohner sehr positiv überrascht hat.
[…] in einer guten Stunde geschafft, kein Vergleich zu unserer sehr anstrengenden Besteigung des Vulkan Acatenango. Oben erwartet uns ein toller Weitblick bis zum Pazifik und zu den umliegenden Vulkanen sowie in […]
Hallo ihr Lieben,
mit Begeisterung verfolge ich eure schönen Reiseberichte 🙂
Nachdem ihr schon so viele Länder bereist habt, darf ich mal fragen: was sind eure Top-5 der Reiseländer? 🙂
Vielen lieben Dank und herzliche Grüße!!
Hallo Jan,
das ist schwer … es sind so viele, so schön und so anders. Wenn Du mich foltern würdest, vielleicht Kenia, Südafrika, Saudi Arabien, Argentinien, USA – vielleicht, …
Liebe Grüße
Karin & Oliver