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Guatemala: Vom tropischen Tief- ins indigene Bergland

Der Grenzübergang von Belize nach Guatemala ist auf Guatemala-Seite der engste, den wir in unseren 50, mit Shujaa bereisten, Ländern bisher überschritten haben. Wir übersehen die Passkontrolle und den Zoll zunächst schlicht und reisen beinahe ohne ein: Parkmöglichkeiten für ein Fahrzeug in der Größe von Shujaa gibt es kaum und so müssen wir dreimal umparken, während der ansonsten unproblematischen Grenzformalitäten.

Wir entscheiden uns noch bis zu den berühmten Maya-Stätten von Tikal zu fahren, um gleich am nächsten Morgen bei Öffnung im Morgengrauen als allererste Besucher vor Ort zu sein. Es ist schon dunkel als wir abends an der Campground-Wiese ankommen und wir müssen aufpassen, dass wir nicht eines der zahlreichen über die Straße huschenden Tiere überfahren. Tikal am nächsten Morgen ist der Hammer: das Schreien der Brüllaffen, die aus dem tiefen Dschungel über die Pyramiden wabernden Nebelschwaden, die herumspielenden Nasenbären und vor allem, wir sind die ersten Besucher! Wir sind überrascht über die Weitläufigkeit der Anlage und verbringen den ganzen Morgen dort und lassen uns von der einzigartigen Atmosphäre inspirieren. Tikal ist, zusammen mit Calakmul in Yukatan/Mexiko, für uns die beeindruckendste der zahlreichen von uns besuchten Maya-Stätten.

Weiter geht es zur Halbinsel Flores am Lago Peten Itza: von vielen hochgelobt, ob seines idyllischen Charmes, ist der Ort für uns eher eine Enttäuschung; wir können ihm nichts Besonderes abgewinnen, nutzen aber die Chance mal wieder unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Das Preisniveau ist hier – vor allem im Vergleich zum Belize – wieder sehr günstig. Gleiches gilt für unsere größte monatliche Kostenposition: dem Diesel. Durch tropische Tiefebenen (dieser nordöstliche Teil Guatemalas gehört geografisch gesehen eigentlich noch zur Yukatan Halbinsel) fahren wir gen Süden zum Rio Dulce und machen – am Weihnachtstag – eine tolle Dschungel-Bootsfahrt zur, nur per Boot erreichbaren, Garifuna Enklave Livingston: sehr nett, aber ganz an den Garifuna-Vibe aus Hopkins in Belize kommt es nicht ran 😉.

Die tropischen Temperaturen – wenn auch nicht mehr gar so extrem wie auf der Yukatan-Halbinsel – sind auf Dauer schon anstrengend und so sind wir froh, gen Westen in das stark indigen geprägte Hochland Guatemalas zu fahren. Hier erwartet uns eine andere Welt: Große Armut, extrem steile Auf- und Abfahrten, sowie wahnsinnig enge Straßen und Ortsdurchfahrten mit vielen Einbahnstraßen, die weder beschildert noch in unseren Navis oder sonstigen Online-Karten verzeichnet sind… und plötzlich stehen wir mitten zwischen Marktständen und müssen rückwärts wieder raus. Glücklicherweise sind die Einwohner alle supernett, positiv und sehr freundlich. Fahren ist jetzt extrem anstrengend und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt so rapide wie unser Durchschnittsverbrauch steigt.

Froh sind wir, als wir den für seinen Wochenmarkt – einem der größten in ganz Zentralamerika – bekannten Ort Chichicastenango erreichen: er wird auch einfach Chichi genannt. Dort finden wir zudem noch einen für unsere Fahrzeuggröße passenden Campground. Vernünftig Freistehen, wie wir es gewohnt sind, ist hier im Hochland sehr problematisch: die Topografie bietet kaum ebene Stellplätze und Wege abseits der Hauptstraßen für unsere Dimension gibt es nur in Ortschaften, die entsprechend frequentiert und laut sind. Der Markt in Chichi beeindruckt uns sehr: nicht nur die Größe und Vielfalt der Waren sowie die faszinierenden indigenen Marktfrauen, sondern auch die kirchlichen Zeremonien begleitet von lauten Böllerschüssen (die nichts mit dem nahenden Jahreswechsel zu tun haben, sondern immer Teil der Zeremonien sind) und Prozessionen lassen eine tolle Atmosphäre entstehen.

Aber die Straßen werden noch kurviger und steiler als wir zum Lago Atitlan fahren. Shujaa bewährt sich mal wieder als meisterhafter Kraxel-Maxe und hat sichtlich Spaß an steilen Bergpassagen auch normale Pkws noch zu überholen… der Durchschnittsverbrauch ist eh schon über 50 Liter/100 km, da darf man dann auch mal Spaß haben 😉! Dafür werden wir am Lago Atitlan an unserem Stellplatz auf der weitläufigen Wiese eines Restaurants mit einem bombastischen Panorama-Blick belohnt: vor uns der glitzernde See, auf der anderen Seite die unzähligen Vulkane, hinter denen dann am frühen Abend stimmungsvoll die Sonne untergeht. Wir genießen unseren Stellplatz: Wo dürfte man in Europa schon mit einem 18 Tonner auf der Wiese seeseitig vor einem Restaurant in 1a Lage parkieren?

Zudem ist die Lokation perfekt, um unsere weiteren Fortbewegungs-Mittel mal wieder zu benutzen: Mit Shujoo fahren wir über wilde Bergstraßen zu weiteren Ortschaften am See. Insbesondere von San Marcos la Laguna ist Karin sehr angetan… mit seinem extrem spirituellen Vibe, dem entsprechenden Publikum und den angebotenen Waren und Dienstleistungen wie Massage, Yoga und Meditation erinnert sie es stark an Indien. Am liebsten würde sie hierbleiben, aber Plätze für Shujaa gibt es nicht wirklich. Mit Flipper erkunden wir die seeseitige Umgebung unseres Standplatzes und müssen aufpassen, dass die Wellen der zahlreichen Passagierbote – welche hier am Lago Atitlan das primäre Fortbewegungs-Mittel darstellen – unser Kajak nicht zum Kentern bringen. Spannende Erlebnisse, Guatemala gefällt uns bisher sehr gut!

2 Kommentare

  1. Hallo Ihr beiden. Na über den Stallplatz am Lago Atitlan kann man ja wirklich nicht meckern! Schade dass Ihr in Tikal keinen blauen Himmel hattet, Palenque hätte ich noch als Top für Maya Tempel genannt. Gruß aus Bamberg (-8 Grad).

    1. Hallo Pius,
      ja man kann nicht immer tolles Wetter haben, ist halt so. Bacalar hat uns bei der Reise am meisten geärgert, was das Wetter betrifft. Aber gut, wir hatten eh so viel Glück. Da darf mach nicht traurig sein.
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

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