Nach drei Tagen Verschnaufpause vom ganzen Offroad-Fahren der letzten Wochen, machen wir uns auf nach Page am Lake Powell. Die Zivilisation sind wir gar nicht mehr gewöhnt, aber es hat auch was Gutes: unsere Lebensmittel-, Wasser- und Dieselvorräte sind doch arg zur Neige gegangen, die es nun gilt wieder aufzufüllen. Die Umgebung von Page bietet sehr viel zu entdecken: eine tolle Wüsten-Bergkulisse vor dem dunkelblauen und mittlerweile halb ausgetrockneten Lake Powell, die bekannte Colorado-River Kurve „Horseshoe-Bend“ und die ebenfalls berühmten Antelope-Slot Canyons. Letztere sind leider nur noch mit Guide und entsprechendem Preis-Niveau zu besichtigen, nachdem vor ein paar Jahren 12 schwedische Touristen bei einer Flash-Flood, nach plötzlichen Regenfällen ums Leben gekommen sind. Wenigstens ist der Guide – eine Navajo Indianerin auf dessen Land auch der Canyon liegt – unterhaltsam und gibt auch gute Tipps zum Fotografieren dieses wirklich bemerkenswerten Naturschauspiels.
Am nächsten Tag geht es erneut in den Antelope Canyon: diesmal allerdings mit Flipper vom Lake Powell aus. Erst paddeln wir gut sechs km den Canyon hinein (startend von einer Boat-Ramp, die aufgrund des extremen Niedrigwassers nur noch von Kajak-Fahrern benutzt werden kann), dann geht es noch einmal zwei km zu Fuß in den Canyon hinein. Nur unsere begrenzten Wasservorräte lassen uns irgendwann wieder den Rückzug antreten, von dieser wirklich tollen Exkursion.
Den Grand Canyon hatten wir ja schon von der Nordseite besichtigt bzw. ich habe ihn mit Werner von Nord nach Süd durchwandert… die Südseite selbst hatten wir uns jedoch noch nicht angeschaut. Sie bietet genauso spektakuläre Ausblicke, ist jedoch viel touristischer und kann teilweise nur mit völlig überfüllten Bussen und nicht mit dem eigenen Fahrzeug besichtigt werden. So machen wir uns bald wieder auf, unternehmen einen weiteren Kajak-Abstecher auf dem Colorado River bei Willow Beach und fahren dann zum Hoover Dam am Lake Mead. Auch hier absolutes Niedrigwasser: sowohl die Trinkwasser- als auch die Stromversorgung für über 30 Mio. Menschen sind deswegen in akuter Gefahr. Auf das ehemals größte Wassersport-Gebiet der U.S.A. am Lake Mead weisen nur noch verlassene Picknick-Plätze und trockene Marinas hin: für uns gut, da wir tolle, einsame Stellplätze finden, aber ansonsten ist das natürlich eine sehr traurige Situation.
Mit dem wirklich schönen „Valley of the Fire“ beenden wir unsere Reise durch die spektakulären Steinformationen Utahs und Arizonas und stürzen uns in eine komplett andere Welt: Las Vegas.
Show, Glitzer und Glücksspiel pur… aber halt leider nicht unsere Welt! Zum Shoppen stehen ein Outletcenter für die letzten Besorgungen in den U.S.A. und Bootbarn für einen Cowboyhut für Karin auf dem Plan. Unser Übernachtungsplatz liegt zentral und ist der Baustellenplatz für den Aufbau der Formel 1 Tribünen des hier im November stattfindenden Rennens. Dann geht es abends auf den Strip, wo mittlerweile der Bär tanzt. Die Hotels sind schon schwer beeindruckend: sowohl von der Größe als auch von der Imitation europäischer Bauten (Florenz, Paris etc.). Die Besucher sind teilweise jedoch sehr gewöhnungsbedürftig und auch die in jedem Hotel vorhandenen Spiel-Casinos lassen jeglichen exquisiten Charme vermissen.
Ein Nachmittag/Abend reicht uns, um uns völlig fertig wieder nach Natur und Einsamkeit zu sehnen. Ein Besuch bei David Copperfield (der immer noch seine Sache wirklich gut kann – Respekt) und ein eher mittelmäßiges Abendessen „rundet“ die Sache ab.
Leider müssen wir noch einen weiteren Tag in der heißen Region bleiben, da FedEx unsere bestellte neue Tiefkühltruhe (die Dritte schon auf dieser Weltreise!) nicht ausliefern kann: sie wurde, wie sich im Nachhinein herausstellte bei der Verladung vom Lager in Las Vegas auf das Auslieferungs-Fahrzeug einfach nicht eingescannt und fuhr daher seit Tagen inkognito ohne finale Auslieferungsanweisung kreuz und quer durch Las Vegas. Wir nehmen die Sache selbst in die Hand, werden beim zuständigen Auslieferungs-Lager vorstellig und mit viel Druck gelingt es uns, den Fahrer zu identifizieren der – nach Anruf – dann feststellt, dass er unsere Tiefkühl-Box seit Tagen an Bord hat. Stunden später haben wir sie dann endlich in Shujaa! Da das Gerät an sich noch kühlt, nur eben nicht tief genug, stellen wir sie an einem Abfallplatz ab, in der Hoffnung, dass sie vielleicht noch eine Zweitverwertung findet, anstatt definitiv im Müll zu landen.
Über die Mojave Wüste und der Route 66 – wo wir schon vor neun Monaten zum Ende unseres ersten Teils der Nordamerika-Reise unterwegs waren – fahren wir nach San Diego. Hier schauen wir uns ein letztes Mal kalifornisches Beach-Life und Lifestyle an, bevor es dann auf zur Grenze nach Mexiko bei Tecate geht. Insgesamt waren wir fünfeinhalb Monate in den U.S.A. einschließlich Alaska und vier Monate in Kanada, aber jetzt wird es auch Zeit mal wieder für eine andere Kultur. Wir freuen uns extrem auf Mexiko!
Wow was für Fotos! Herzliche Grüsse aus Manaus
Lieben Dank, liebe Heidi. Toll, dass Ihr in Brasilien seid. Wir waren soooo gerne da. Leider ist ja damals die Brücke eingebrochen, so dass wir nicht nach Manaus konnten. Leider. Viel Spaß Euch!