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Zwischen Sehnsucht und Realität – unsere Reise durch China und Tibet

Es gibt Reisen, auf die man jahrelang hinarbeitet. Träume, die man mit jeder Faser seines Herzens formt. Und dann kommt das Leben – und macht daraus etwas völlig anderes. Vielleicht sogar etwas, das am Ende noch wahrhaftiger ist. So ist es mal wieder Zeit für einen Blogbeitrag von mir.

China – die Anstrengende

Noch nie hat uns ein Land so sehr gefordert wie China. Nie war ich so zerrissen zwischen Faszination und genervt sein, Schönheit und Missverhältnisse. Ich wollte offenbleiben, neugierig, empfänglich – und gleichzeitig war ich oft einfach nur müde und wollte weg. Weg von den Vorschriften, der ständigen Präsenz des Kontrollapparats, dem „Nichtverstehen“, der fehlenden Freiheit und Naturnähe, die sonst unser Reisen mit Shujaa ausmacht.

Und doch: Hinter all dem Stress war da auch Staunen. Über die Tiefe, das Alter und der Feinheit der Kultur, über die Begegnungen, über das Gefühl, am Anfang von etwas Größerem zu stehen – dem Tor nach Tibet.

Der Traum von Tibet, Nepal und Indien

Seit 2017 reisen wir um die Welt. Und seit Beginn dieser Reise war klar:
Eines Tages wollen wir in „meine“ Herzensländer: Indien, Nepal, Tibet – Orte, die mich schon so lange begleiten, innerlich und spirituell.

Ich habe jahrelang geduldig gewartet. 2025 sollte es endlich so weit sein.
Ich sah uns schon über die hohen Pässe fahren, die Räucherstäbchen in den Tempeln anzünden, die Gebetsfahnen anbringen – frei, unabhängig, mit unserem Zuhause auf Rädern.

Doch dann kam der Monsun. Eine Brücke in Nepal wurde schon vor zwei Monaten weggerissen – eine von drei möglichen Grenzübertritten. Die zweite nicht für unsere Größe fahrbar. Eine Welt brach für mich zusammen. Aber ich hielt mich an der Hoffnung fest: Eine Grenze bleibt ja noch.

Oliver war skeptisch, sprach von einer Sackgasse, wenn wir weiterführen als die Mongolei. Ich wollte es nicht hören. Ich klammerte mich an meinen Traum, an meine Sehnsucht. Doch das Schicksal meinte es anders: Auch die letzte Route wurde durch Erdrutsche zerstört. Die Zeit unserer Aufenthaltserlaubnis und Genehmigungen lief ab. Wir mussten umkehren.

15.000 km: Kasachstan. Russland. Georgien. Türkei. Heimweg. Und ich saß da – zwischen Wut, Trauer und Stille.

Tibet – halb gesehen, ganz gefühlt

Wir sind durch Tibet gereist, ja. Aber nicht so, wie ich es mir erträumt hatte.
Es war zu wenig Zeit, zu viel Druck. Immer weiter, weiter, weiter. Keine Ruhe, keine Kontemplation, kein Ankommen.

Ich wollte verweilen. In einem Tempel sitzen. Meditieren. Den Menschen in die Augen schauen. Aber stattdessen zählte die Uhr, die Kilometer, die Routenplanung – wann spätestens müssen wir umdrehen?!

Und doch – Tibet hat mich berührt. Als ich in Lhasa am Jokhang-Tempel stand, die Pilger sah, wie sie beteten, lachten, sich verneigten, da liefen mir einfach die Tränen. Vor Dankbarkeit. Vor Ergriffenheit. Vor Liebe.

Der Buddhismus mit seiner stillen Güte, seiner Gewaltlosigkeit, seinem Mitgefühl – all das fühlte sich so vertraut an. So sehr nach zuhause. Und ich wusste: Diese Energie will ich mehr in meinem Leben spüren. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Wenn Träume sich auflösen

Ich war tieftraurig. Denn der Traum – mit Shujaa durch Tibet, Nepal und Indien zu fahren – war so groß, so lebendig. Und plötzlich war er weg.

Doch vielleicht sollte es genauso kommen. Vielleicht wollte das Leben mich daran erinnern, dass Spiritualität kein Ort ist. Dass Stille, Tiefe, Frieden – nicht in einem Tempel beginnen, sondern in mir.

Ich habe auch verstanden, dass ich auf mich achten muss. Dass meine Bedürfnisse nicht immer „später“ kommen dürfen. Denn das Leben passiert jetzt – nicht irgendwann.

Tibet bleibt für mich unvollendet. Ein Kapitel, das ruft. Aber ich weiß: Ich werde zurückkehren. Eines Tages. Vielleicht auf einer kleinen Pilgerreise, ganz für mich. Ohne Plan. Ohne Eile. Nur im Sein.

Das stille Fazit

Tibet war halb gesehen, aber tief gefühlt. Und vielleicht liegt darin der eigentliche Sinn dieser Reise. Denn manchmal führen uns Umwege zu uns selbst. Und manchmal ist genau das die wahre Pilgerfahrt. Und Indien und Nepal kommen schon im Frühjahr, zwar nicht mit Shujaa, so haben wir doch beschlossen nicht noch länger zu warten auf einen nächsten Trip oder eine vermeintlich bessere Gelegenheit. Vielleicht hat es einen Grund diese Länder mal anders zu bereisen.

2 Kommentare

  1. Sehr schön geschrieben Karin

    1. ❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️

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