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Die lange 13.000 km Rückreise: Einmal Tibet – Mallorca in 4 Wochen

Nach unserem gescheiterten Grenzübertritt von Tibet nach Nepal haben wir gut 13.000 km vor uns, um mit Shujaa wieder nach Hause zu reisen. Einen weiteren Umkehrpunkt hätte es auf unserer Reise nicht gegeben und die Ironie des Schicksals will es, dass an dem Tag, an dem wir unsere Aufenthaltsverlängerung für China in Xining erhalten, auch die Landgrenze nach Nepal wieder befahrbar ist. Umkehren und erneut die katastrophalen Straßen nach Tibet zu befahren ist für uns aber keine Option, zudem würde die Beantragung eines erneuten Tibet-Permits 2-3 Wochen benötigen und China reicht uns!

Die Stimmung ist natürlich angeschlagen bei dem ganzen Stress und Frust der letzten Wochen, aber auf einer Weltreise gibt es eben nicht nur Highlights – auch wenn das viele Reisende auf Social Media immer gerne so darstellen und sich darüber viele unrealistische Begehrlichkeiten entwickeln. Wir versuchen aus der Situation das Beste zu machen: die Straßen sind in Mainland China wieder exzellent uns so kommen wir gut voran… immer auf dem mehr oder weniger direkten Weg gen Westen Richtung Grenze Kasachstan. Unterwegs schauen wir uns noch ein paar nette Sehenswürdigkeiten an, auch wenn die Luft etwas draußen ist: der Zhagye Geopark mit seinen vielfarbigen Felsformationen, wo wir auf einem abgelegenen Parkplatz einen für chinesische Verhältnisse richtig guten und ruhigen Stellplatz finden, ist sehr schön. Auch wenn wir erneut feststellen müssen, dass sich viele Landschaften auf der Welt wiederholen: die Rainbow Mountains in Peru oder der Türkei sehen dann doch nicht so viel anders aus… und können dort auch ohne den, in China obligatorischen, Shuttle-Bus besucht werden 😉.

Definitiv in dieser Form sich nicht wiederholend ist jedoch die chinesische Mauer, welche wir nach unserem Besuch bei Peking erneut in Jiayuquan besichtigen – hier mit einer beeindruckenden Festungsanlage. Die Einfahrt, in die ja durchaus spannungsbehaftete Provinz Xinjiang, ähnelt einem Grenzübertritt in ein anderes Land: Foto machen, Pässe kontrollieren etc., aber alles höflich und korrekt. Wieso immer noch viele China-Reiseagenturen behaupten, auch für Xinjiang bräuchte man einen Guide ist uns ein Rätsel – nur für Tibet ist ein Guide eindeutig vorgeschrieben!

Waren wir vor 14 Tagen noch auf dem höchsten Punkt unserer Weltreise (5260 Meter) sind wir, als wir in die Stadt Turpan kommen, auf dem zweitniedrigsten Punkt unserer Weltreise: – 55 Meter. Uns war gar nicht bewusst, dass die Gegend hier zwischen Wüste Gobi und der Taklamakan Wüste so tief liegt und auch die Landschaft mit den schroffen Felsbergen erinnert mehr an Saudi-Arabien als an China. Auch ansonsten hat sich viel verändert: die muslimischen Uiguren prägen das Stadtbild. Frauen mit einem leichten, durchsichtigen Kopftuch, Wasserpfeife-rauchende bärtige Männer, Minarette, arabische Untertitel bei den Verkehrsschildern. Die Menschen sehen mehr aus wie in den Stan-Ländern. Ähnlich wie schon in Tibet ist auch Xinjiang ein völliger Fremdkörper zu Mainland China und die bestehenden Konflikte gut nachvollziehbar für uns. Wir fühlen uns jedenfalls in diesem Umfeld wieder sehr wohl… auch wenn uns auch hier riesige Wind- und Solarparks begleiten! Der Sayram See kurz vor der Grenze zu Kasachstan auf über 2000 Meter Höhe ist noch einmal ein landschaftliches Highlight und wir können den Touri-Bussen und der trällernden Musik und den schrillen Stimmen aus den Parkplatz-Lautsprechern noch gerade so entgehen 😉.

Die knapp 4000 km Fahrt mit durchschnittlich 500-600 km pro Tag durch Kasachstan hat wenig Höhepunkte: ein tolles, westliches Abendessen in Almaty, die Moschee in Turkestan, die Stadt Aral (vom gleichnamigen See ist nix mehr zu sehen) und der Weltraumbahnhof Baikonur sind eine willkommene Abwechslung von der monotonen Fahrt durch die endlose Steppe. Dafür können wir wieder in der unberührten Natur stehen und werden nicht von Wind- und Solarparks während der ganzen Fahrt begleitet. Der Transit durch Russland ist diesmal in gut einem Tag geschafft und die jeweiligen Grenzübertritte problemlos und relativ schnell.

In Georgien angekommen machen wir erst einmal eine große Wanderung bei tollem Herbstwetter im großen Kaukasus, bevor Shujaa seinen wohlverdienten Service bei MAN in Tiflis bekommt. Wieder einmal unglaublich mit wie wenig Problemen (ein getauschter Add-Blue Emulator/Deaktivierer und ein defektes Fahrerhaus-Schloss) wir diese Tour, mit wirklich teilweise langen und extremen Off-Road Passagen, mal wieder überstanden haben – und das bei mittlerweile 325.000 km. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar, vor allem wenn wir so mitbekommen, welche Themen andere Reisende so haben.

Durch die Türkei wählen wir diesmal die deutlich schönere Tour durch Nord-Ost Anatolien anstatt der eng bebauten Schwarzmeer-Küste. Tolle Landschaft und mit Erzurum und Amasya zwei wirklich schöne Städte… und schon sind wir am Bosporus und damit in Europa. In Griechenland hat die endlose Fahrerei ein Ende und wir entspannen 2,5 Tage am Strand bei bestem Wetter, langen Strandspaziergängen, griechischen Salat, Tzatziki und gutem Fisch. Nach so einer Reise weiß man dies vermeintlich Normale und Unexotische so richtig zu schätzen. Tut so gut! Die Fähre bringt uns von Igoumenitsa nach Ancona/Italien, wo wir gute Freunde in ihrem neuen Domizil in der Toskana besuchen, und ein paar tolle Tage verbringen.

Selten waren die Unterschiede bei unserer Ankunft in Europa zu unserer vorherigen Reise so gewaltig wie diesmal: zwei Tage in St. Tropez runden unseren „Einstieg“ ab, bevor es mit der Fähre von Toulon nach Mallorca geht – erstmals auch mit Shujaa!

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