Wir wussten nicht sonderlich viel über das russische Altai Gebirge und haben es mehr als reine Transit-Route von Kasachstan in die Mongolei gesehen. Immerhin hatten wir gelesen, dass National Geographic den Chuysky Trakt – so nennt man die über 500 km Haupt-Route durch das Altai Gebirge – zu einer der schönsten 10 Gebirgsstraßen der Welt gekürt hat. Eine gewisse Neugierde war also geweckt worden!
Die Einreise nach Russland verläuft insgesamt gut – mit Ausreise Kasachstan (1 h) und Einreise Russland (3 h, davon 2,5 h Warten) haben wir zwar unsere Zeit gebraucht, aber kein Interview zu unserer politischen Gesinnung, keine besonders intensive Fahrzeugdurchsuchung und insgesamt sehr höfliche Grenzbeamte. Die über 600 km Anreise durch die Provinz Altai in das eigentliche Altai Gebirge ist für uns eine Fahrt durch das „wahre“ Sibirien: endlose Weiten mit riesigen Agrarflächen, schlechte Straßen bzw. Pisten, Pferdefuhrwerken auf der Straße usw. – irgendwie hat man das Gefühl, die Zeit ist stehen geblieben. Irgendwann sehen wir in der Ferne die ersten Berge, die Häuser wandeln sich in die typischen, farbenfrohen sibirischen Holzhäuser und die Touristenanzahl nimmt drastisch zu… alles einheimische russische Touristen natürlich, für die das Altai-Gebirge im Hochsommer eine der Top-Urlaubsregionen ist, wie wir leider feststellen müssen.
Gorno-Altalsk, der Haupt-Ort des Altai, ist völlig unspektakulär und verströmt klassischen Sowjet-Charme. Auch die ersten 50 km auf dem so hoch gepriesenen Chuysky Trakt sind für uns eher ernüchternd: wir stehen immer wieder im Stau, überall Menschenmassen an Touristen und viele Souvenir-Stände… so hatten wir uns die Fahrt durch einen der abgelegensten Zipfel Sibiriens, auf einer der weltweiten Traumstraßen nicht vorgestellt. Nachdem wir die ersten Pässe überquert haben (mit Höhen um die 1.500 Meter sind das für uns – nach erfolgter Pamir Überquerung – natürlich keine richtigen Pässe mehr, sondern nur noch Hügelchen), ändert sich langsam das Bild: weniger Touristen, weniger Hotels bzw. Cafés, dafür mehr spektakuläre und vielfältige Berglandschaften. Zunächst sieht es aus wie im Alpenvorland, dann wie in Nord-Kanada bzw. Alaska und zum Schluss an der Nähe zur Mongolei wird es immer trockner, weniger bewaldet und ähnelt an die Drakensberge in Südafrika. Immer häufiger stellen wir fest, dass sich Landschaften – wo auch immer auf der Welt – doch wiederholen…sicher ein Zeichen, dass wir mittlerweile schon sehr viel auf unseren Reisen gesehen haben und es nur noch sehr wenige wirkliche Neuigkeiten für uns gibt. Klingt ein wenig arrogant, ist aber auch irgendwie beruhigend 😉.
Ein absolutes Highlight ist der über 200 km lange Abstecher ins Chulyshman Valley – einem tief eingeschnittenen Tal mit gleichnamigem Fluss, welches aufgrund seines sehr milden Mikro-Klimas eine ganz eigene Vegetation hat. Die Anfahrt verläuft größtenteils über Pisten und vor allem der Katu Yaryk Pass, welcher auf einer Länge 3,5 km in 7 Serpentinen knapp 900 Höhenmeter absteigt, ist doch recht spannend… Nicht ganz in der Steilheit mit dem Sani Pass von Lesotho nach Südafrika zu vergleichen, aber doch herausfordernder als die immer so abenteuerlich beschriebenen Pässe auf dem Pamir Highway. Unten im Tal finden wir traumhafte Übernachtungsplätze und holen erstmals nach Nord-Amerika wieder unser Team-Mitglied „Flipper“ (unser aufblasbares Kajak) heraus, welchen wir mit Quad Shujoo zum Startpunkt transportieren und dann traumhafte 15 km in einzigartiger Natur flussabwärts zu Shujaa paddeln. Ein wirklich tolles und sehr kontemplatives Erlebnis… und wir haben alle Spielzeuge mal wieder benutzt (die coole Mountain-Bike Tour kommt am nächsten Tag)!
Und so gehen eindrucksvolle 11 Tage im russischen Altai zu Ende und wir stehen durchaus mit etwas Abschiedsschmerz vor der mongolischen Grenze … die nach einer ganzen Woche Schließung, wegen des dortigen Nadaam Festes jetzt wieder geöffnet hat und wir anstatt ein paar Autos doch eine stattliche Schlange vorfinden, obwohl wir einen Tag früher angereist sind. Also bleibt uns nichts anderes übrig als uns einzureihen und an Platz Nr. 48 bis am nächsten Morgen um 9 h auszuharren, bis die Toren sich öffnen. Mit insgesamt 7 h wird das dann auch die längste Grenze bisher.



























































Klasse Bericht und Bilder..Danke
Und sagten Russische Freunde das Sie uns momentan abraten durch Russland zu fahren…wegen der Propaganda gegen Deitschland..spürt Ihr irgendetwas davon?
Hallo!
Danke. Nein, überhaupt nicht. Das können wir nicht bestätigen, aber in anderen Teilen Russlands mag es anders sein?!
Liebe Grüße
Karin & Oliver
Wieder mal wieder sensationelle Aufnahmen!
Euch weiterhin eine gute Reise!
L g Pius
Vielen Dank – Pius!
Einmal mehr ein sehr schöner Bericht
Vielen Dank!!!