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Hochzeit, Lunch-Sit-in, Zeremonie beim Schamanen und da war doch noch was … ach ja, Cusco und Machu Picchu

Manchmal kommt selbst bei gut organisierten Overlandern alles anders als man denkt beziehungsweise geplant hat: Wir feiern bei einer rauschenden Hochzeit mit, haben am nächsten Tag ein Barbecue Sit-in, machen nachhaltige Erfahrungen bei einem Schamanen und besuchen Cusco, das heilige Tal am Fluss Urubamba mit vielen Inka Stätten und natürlich auch den Machu Picchu.

Aber der Reihe nach.

Verantwortlich, für diese für uns teilweise sehr ungewöhnlichen Erlebnisse, ist größtenteils Piero. Piero haben wir als Fahrer eines Service-Trucks bei der Rallye Dakar im Januar diesen Jahres in Nord-Argentinien kennengelernt beziehungsweise er uns. Er hatte Shujaa im Rallye Biwak gesehen, war so fasziniert, aber konnte uns nirgendwo finden. Am nächsten Tag sah er uns zufällig beim Vorbeifahren am Pistenrand der Rallye-Strecke, machte mit seinem Truck eine Vollbremsung vor Shujaa, staubte uns – in unseren Campingstühlen draußen sitzend und auf Foto-Shoots wartend – völlig ein und stellte sich dann als Piero vor. Es stellte sich heraus, dass er – wenn er nicht gerade einen Service-Truck während der Dakar-Rallye fährt – seine eigene „High-End“ Reiseagentur in Cusco führt…. nicht unpraktisch für unsere späteren Pläne und so blieben wir über die letzten Monate in Kontakt mit ihm, ganz zu schweigen, dass wir ihn sehr erfrischend, ausgesprochen nett und sympathisch fanden. Zudem stellte sich heraus, dass er ebenfalls zurzeit sein eigenes Expeditionsmobil in Lima aufbaut und schon mit einem Camper und seiner fünfköpfigen Familie von den USA nach Patagonien gereist ist. Viele Gemeinsamkeiten also.

Am Vorabend unserer geplanten Ankunft in Cusco erhielten wir von Piero eine WhatsApp mit der Einladung zur Hochzeit eines guten Freundes von ihm, am nächsten Tag im nahegelegenen Valle Sagrado am Urubamba in Lamay. Karin wollte schon immer mal auf einer südamerikanischen Hochzeit sein und da wir bisher auf unserer Reise nicht übermäßig viel Kontakt zu lokalen Menschen und ihrer Lebensweise hatten, nahmen wir spontan die Einladung an….. selten haben wir so gut gefeiert, so viel getanzt und soviel Pisco getrunken…. Und selten haben wir so entspannte Menschen, so herzlich und liebevoll untereinander gesehen. Es färbte sofort auf uns ab und machte uns sehr relaxed. Karin war ob der Freundlichkeit und des Miteinanders völlig begeistert. Shujaa hatten wir circa 300 Meter von der Hochzeit entfernt parkiert und er konnte erstmals seiner Rolle als „Partymobil“ nachkommen. Leider ist Karin auf dem Nach-Hause-Weg „wieder“ heftig gestürzt, nachdem sie einen ihrer Ballerinas auf der Schotterstraße verloren hatte. Mit aufgeschürften Handballen, Gesicht und Knie und völlig verdreckt kletterte sie in unser rollendes Heim. Irgendwie küsst sie gerne die Erde …

Am nächsten Tag ging das Feiern gleich weiter. Ein guter Freund von Piero und seiner sehr sympathischen und hübschen Frau Patty – vor dessen Grundstück wir „zufällig“ geparkt hatten – lud zum Frühstück ein, im Laufe des Tages kamen immer mehr Freunde vorbei, gegen 15.30 h war das Huhn im Ofen endlich fertig und gegen 16.30 h verließen die Gastgeber als allererstes die Party, weil sie den Flieger zu ihrem Erstwohnsitz in Lima erreichen mussten – die Gäste und ein großes Essenschaos blieben zurück, ohne dass es der Stimmung irgendeinen Abbruch tat. Niemand war erstaunt oder machte sich auch auf den Weg, jeder war im offenen Haus und in dem wunderbaren Garten weiterhin willkommen. Für uns eine sehr interessante Erfahrung, welche uns wieder einmal zeigt, dass wir Deutschen uns aufgrund unseres übermäßigem Organisations- und Sicherheits-Wahn häufig selber behindern und den Spaß an der eigentlichen Sache rauben. Wir auf alle Fälle, haben uns extrem wohl und willkommen gefühlt.

Abends fuhren wir zu Pieros und Pattys Haus nach Cusco, parkierten Shujaa in seinem Vorgarten und neben tollen Gesprächen planten wir mit seiner Tour- und Eventexpertise die nächste Woche.

Entscheidend ist aufgrund der vielen Touristen zum einen, um welche Uhrzeit man die entsprechenden Sehenswürdigkeiten in Machu Picchu und im Urubamba Tal besucht, und zum anderen, welchen der verschiedenen Anreisewege nach Machu Picchu man wählt. Natürlich machen viele auch einen mehrtägigen Trackingtrail, den wir uns zunächst auch ausgedacht hatten, und der durchaus Sinn macht. Wir haben uns jedoch nach wirklich langen Überlegungen bewusst dagegen entschieden. So dachten wir, dass wir so viele Gelegenheiten haben toll wandern zu gehen, dass wir das am meistbesuchten Touristikspot in Südamerika nicht brauchen. Also hin, anschauen, und wieder zurück.

Mit einem detaillierten Zeit- und Besichtigungsplan sowie mit allen notwendigen Tickets und Genehmigungen ausgestattet gingen wir die Woche an: Cusco, die zahlreichen Sehenswürdigkeiten im heiligen Tal des Urubamba und natürlich Machu Picchu. Basierend auf Piero’s Input entschieden wir uns für folgende Besuchsvariante, die wir nur wärmstens empfehlen können: 300 km (von Cusco) lange Anreise entlang schönster Bergpisten nach Santa Teresa im Norden von Machu Picchu mit dortiger Übernachtung, frühmorgens wunderschöne Wanderung vom dortigen Wasserkraftwerk entlang der Bahnlinie für 12 km nach Aquas Caliente, nachmittags Besichtigung von Machu Picchu bis zur Schließung, Übernachtung in Aquas Caliente und am nächsten Morgen Rück-Wanderung nach Santa Teresa. Weil man damit antizyklisch zu den Haupt-Touristenströmen die Tour macht, ist man relativ (!) alleine unterwegs. Während unserer jeweils 2,5-stündigen Wanderung entlang den Bahngleisen haben wir trotz Haupt-Besuchssaison nur 4-5 Touristen getroffen und ab 15.00 h wird es in Machu Picchu deutlich leerer, da viele Besucher die Rückreise nach Cusco noch am gleichen Tag antreten.

Für uns hat Machu Picchu als erstes besuchtes Weltwunder unserer Weltreise die hohen Erwartungen übertroffen: Die Lage, die Größe, die Mystik sind beeindruckend und wir hatten viel Glück mit dem Wetter und unserer gut geplanten An- und Abreise. Das zufällige oder doch nicht zufällige Upgrade in das beste Hotel in Aquas Caliente machte den Ausflug perfekt….. Danke Piero!

Nun könnte man meinen, nach diesem eng getakteten Besuchsprogramm gibt es eine Erholungspause…. Aber weit gefehlt: wir mussten uns noch ein Highlight einer ganz anderen Art „geben“. Karin wollte, aufgrund ihrer spirituellen Neigung, auch in Südamerika eine ähnliche Erfahrung wie in Indien machen und hatte schon seit langem nach entsprechenden Schamanen recherchiert. Viele erschienen ihr jedoch nicht authentisch genug, sondern mehr auf entsprechende Erfahrung suchende Touristen ausgerichtet. Auch hier konnte Piero und Patty aufgrund eigener Erfahrungen helfen….und ich war einfach nur neugierig auf das, was da wohl so mit einem passiert. Da die Zeremonien bei diesem Schamanen nur recht selten stattfanden und der nächste Termin am Tage unserer Rückkehr aus Machu Picchu lag, wanderten wir morgens von Aquas Caliente 12 km entlang der Bahngleise nach Santa Teresa zurück, fuhren wieder über 200 km auf Bergpisten ins obere Urubamba Tal zurück, um dort bei einer abendlich/nächtlichen Zeremonie des Schamanen „Alonso“ teilzunehmen. Nun …, das war sehr speziell.

Die letzte Woche war wohl eine der intensivsten unserer Reise…. Aber auch eine der schönsten, die wir nicht so schnell vergessen werden. Piero und Patty kennenzulernen und mit ihnen Zeit zu verbringen war wunderschön und so relaxed. Wir hoffen, dass wir uns wiedersehen und noch viele schöne Tage gemeinsam verbringen können. Vielleicht in Afrika.

Und dann haben wir noch auf dem Weg nach Brasilien den Regenbogenberg besucht, allerdings im Schneetreiben, und genossen die wunderschöne Abfahrt aus den Anden mit traumhaften Blicken auf den Ausangate Nationalpark mit seinen mächtigen Gletschern. Der Amazonas wartet auf uns.

8 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben,
    war das ein Ayahuasca Ritual? Gibt’s dazu auch einen Bericht?
    Liebe Grüße,
    Miriam (aus Izhcayluma und später Gocta Waterfall Trek)

    1. Hi Miriam,
      das ist ja nett, dass Du Dich meldest. Das freut uns. Wie ist es Dir ergangen? Ja, das war Ayahuasca und ich habe lange überlegt, ob ich was dazu schreiben soll, mich aber dagegen entschieden. Wie wir angedeutet hatten, war es sehr speziell und sehr intensiv. Hoffe es geht Dir gut.
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

  2. Hallo ihr unbekannten Reisenden! Ich habe euch wohl am Tag eurer Anreise nach Hidroelectrica gesehen bzw mich sehr über einen Truck mit deutschem Kennzeichen auf den unwegsamen Schotterpisten zwischen Cusco und Machu Picchu gewundert, der unserem Sprinter entgegenkam und uns zum rückwärts ausweichen gezwungen hat 😀 konnte grade noch die Internetadresse auf der Rückwand lesen und jetzt bin ich hier und werde mal durch eure Einträge stöbern 🙂

    1. Lieber Michael,
      danke für Deinen Beitrag (trotzdem). Sorry, wenn wir vielleicht forsch waren, aber Du weisst ja, im Dschungel zählt der Stärkere 😉 Nein, ohne Witz, wir sind jedesmal froh, wenn etwas „kleinere“ bereit sind rückwärts zu fahren, denn mit unserem will man das nicht unbedingt. Auch nicht am Abhang oder an Überhängen. ABER wir sind gut überall durch gekommen, zum Glück. Wir hoffen Euch geht es gut und Ihr hattet tolle Erfahrungen. Wir sind inzwischen in Brasilien. Schade, dass wir uns nicht kennengelernt haben. Alles Gute Euch noch,
      Karin & Oliver

      1. War natürlich nicht bös gemeint. Auf so ner Piste muss eben mal der eine, mal der andere ausweichen 🙂 war jedenfalls ne nette Begegnung mit Shujaa. Brasilien, wow! Da freu ich mich auf die neuen Blogeinträge 🙂

        1. Nein, nein, haben wir auch nicht so empfunden. Alles gut. Ist ja auch so, dass wir manchmal unsere Größe „ausnutzen“ 😉 Lasst es Euch gut gehen. Wir freuen uns, wenn Ihr uns ab und zu „besucht“.

  3. Toller Bericht. Beneidenswerte Erfahrungen. Super Fotos! Da kommen intensive Erinnerungen an Mai 2018 hoch. Thanx for sharing…. und schon hab ich wieder Fernweh. ….

    1. Danke! Danke! Danke! Einfach wiederholen 😉

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