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Mongolei West: Das Altai, Adlerjäger und die ersten Dünen

Nach über sieben Stunden – unserem längsten Grenzübergang auf über 300.000 km um die Welt – sind wir in die Mongolei eingereist. Herrschten auf russischer Seite des Grenzübergangs noch Disziplin und Ordnung, empfängt uns die Mongolei mit wildem Drängeln und respektlosen Diskussionen mit der Obrigkeit. Das kann ja heiter werden – wir selbst werden aber sehr zuvorkommend abgefertigt und diesmal ist die gewählte LKW-Abfertigungs-Spur der Joker: wir „überholen“ viele Fahrzeuge, die auf russischer Seite noch weit vor uns gestanden sind.

Die erste größere Stadt ist Ölgi. Wir sind überrascht wie vergleichsweise zivilisiert es hier ist: Supermärkte, vernünftige Tankstellen (bei denen man endlich wieder mit Kreditkarte zahlen kann, was in Russland ja wegen der Abkopplung vom internationalen Zahlungssystem nicht möglich war) und sogar ein paar Hochhäuser gibt es. Wir machen nochmals einen Einkauf, gönnen Shujaa die dringend notwendige Wagenwäsche, lassen unseren Astabweiser wieder anschweißen und besuchen das erst kürzlich eröffnete Golden-Eagle-Cultural-Center. Der herbeitelefonierte „Berkutschi“ (Adlermann) kommt in voller Tracht mit seinem Jagd-Stein-Adler in seinem Toyota Hybrid Prius zu uns angebraust.

Im Westen der Mongolei, im Altai Gebirge, werden – im Gegensatz zu den meisten anderen Regionen weltweit – keine Falken zur Tierjagd abgerichtet, sondern Steinadler: die Jungküken werden aus dem Nest genommen und an den Adlermann gewöhnt und mittels Nahrungs-Entzugs bzw. Zuteilung auf die Jagd abgerichtet. Da die Adler recht alt werden, werden diese wieder nach einigen Jahren in die Freiheit entlassen, damit sie noch etwas vom „Leben haben“. Insgesamt gehen die Mongolen mit der Natur und den Tieren sehr respektvoll um, bei der Schlachtung wird kein Tropfen Blut verschwendet, bis hin, dass sie keine Ahnen bestatten oder Schuhe mit nach obenstehenden Spitzen tragen, um die Erde nicht zu verletzen. In der Mongolei werden Murmeltiere, Marder, Füchse etc. mit Adlern gejagt. Jagdsaison ist der Winter und im Sommer kämpfen die, dann vollgefutterten, Adler mit Hitze-Problemen, wie wir bei „unserer“ Adlerdame selbst sehen konnten, die nach ausgiebigem Foto-Shooting doch ziemliche thermische Probleme hat. Eine kleine Sprenkeldusche bringt Abkühlung, was sie sichtlich genießt. Der Besuch dieses Cultural Centers ist ein toller Auftakt unserer Mongolei Reise.

Dann bunkern wir noch 800 Liter Frischwasser in einem „Wasserhaus“: da in der Mongolei kaum ein Haushalt an die Frischwasser-Versorgung angeschlossen ist, gibt es in jedem größeren Ort Wasserhäuser, wo die Anwohner mit einer Wasserkarte ihren Bedarf in Kanister abfüllen können. Trinkwasserqualität und eiskalt! Danach geht es zum See Tolbu Nuur, wo wir – wie schon in Ölgi – erneut deutsche bzw. österreichische Overlander treffen. Wo auf dem Pamir und in den STAN-Staaten mittlerweile viele europäische Overlander unterwegs sind, werden in Richtung Mongolei die ausländischen Fahrzeuge eine Seltenheit. Wir vermuten, dass es hier für viele zu einsam ist, zu wenig Infrastruktur bietet und zu weit ist.

Im Nord-Westen der Mongolei gibt es viele Seen und ein weiteres Highlight ist der Dörgön Nuur mit seinen bis an das Wasser reichenden Sanddünen… da kommt auch Quad Shujoo wieder zum artgerechten Einsatz und der Gin Tonic Sundowner erinnert uns an die Wüsten der arabischen Halbinsel. Entlang des Mongol Els Sanddünen-Gebietes fahren wir weiter gen Osten und kommen in tolle Regionen, wo grün bewachsene Fluss-Ebenen fast nahtlos in goldene Sanddünen übergehen. Selten hatten wir Fahrtage, welche in Kombination der Faktoren Länge, Fahrtechnik und Navigation/beste Fahrspur auskundschaften so anspruchsvoll waren: Zahlreiche Furten (die tiefste welche bis an die Oberkante unserer nicht gerade kleinen Reifen ging, haben wir natürlich nicht festgehalten 😉), die permanente Orientierungs-Notwendigkeit (teilweise mit Hilfe unserer Drohne, Satelliten-Karten auf unseren Navis und vielen „Zu-Fuß Passagen“) für die beste Fahrstrecke sowie teilweise auch matschige Pisten lassen uns am Abend müde ins Bett fallen. Auch unseren ersten Platten auf dieser Tour haben wir zu verzeichnen. An einem Stein an der Flanke aufgerissen ist dieser leider nicht mehr reparabel.

So einfach wie nie auf unserer Weltreise hingegen: die Stellplatzsuche! Einfach den nächsten Hügel hochfahren, einen ebenen Platz finden und die Aussicht genießen!

4 Kommentare

  1. Ihr Lieben, unsere Freunde sind auch gerade in der Mongolei, aber organisiert mit Abenteuer Ost. Sie gingen in Bulgan über die Grenze und sind jetzt in Bayanknongor. Falls ihr sie trefft drückt sie von uns. Toller Bericht wie immer. Schöne Erlebnisse in der Mongolei und herzlich liebe Grüsse

    1. Ach wie schön … wie heissen sie denn, damit wir sie auch „Erkennen“ 😉

  2. Danke für s mitnehmen
    Liebe Grüße aus dem Hochland Islands..Ab Oktober sind wir euch auf den Fersen🥳🤣🤣Algerien Tunesien und eure Route bis zur Mongolei…wir freuen uns.
    Euch beiden weiterhin eine schöne und sichere Fahrt

    1. Liebe Heitzmanns,

      ja, Island steht auch noch auf der Liste. Wollten wir an sich zuerst machen, jetzt rutscht es ständig nach hinten 🙈

      Viel Spaß Euch und die Mongolei ist Das Beste von dem ganzen Seidenstrassen Gedöns 😉. Freut Euch darauf.

      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

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