2019AbenteuerAfrikaLandschaftenSüdafrika

Südafrika geht dem Ende zu: Highlights entlang der Atlantik-Küste

Nach der erlebnisreichen Zeit in Kapstadt und Umgebung freuen wir uns wieder auf Natur, Wildnis und Einsamkeit. Bei strömenden Regen fällt uns der Abschied von unserer neuen Traumstadt jedoch nicht schwer. Auch im West Coast N.P. regnet und stürmt es immer noch und Shujaa – im Rahmen des Services bei MAN Kapstadt noch frisch geputzt – sieht nach der Fahrt über die erste, aufgeweichte Erdstraße aus wie S…. Unser Wetterglück bleibt uns aber hold und so haben wir bald weiter nördlich wieder tolles Wetter.

Der Fischerort Paternoster erinnert uns an Sylt in Deutschland: liebevoll restaurierte, reetgedeckt Fischerhäuser gepaart mit tollen Restaurants und feinsandigen Stränden….und vor allem: keine Sicherheits-/Elektrozäune mehr. Hier scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein! Trotz langem Wochenende ist es hier ruhig und wir gehen – erneut – toll essen. Lange werden wir diese Option nicht mehr haben, denn in der Northern Cape Province wird es wieder richtig einsam – vergleichbar mit Namibia.

In den Zedernbergen finden wir zwar kaum die namensgebenden Zedern, dafür aber tolle Wanderwege: durch tiefe Schluchten wandern wir, von unserem schönen Stellplatz nahe der Sanddrif Farm (auch hier wird in einem einsamen Hochtal Wein angebaut, aber wir können diesmal widerstehen😉), zu den „Wolfberg Cracks“ und von dort weiter über ein bizarres Hochplateau zum „Wolfberg Arch“. Dieser steht völlig bizarr inmitten der Gesteinswüste.

Auf der Weiterfahrt über Eselbank und Wuppertal nach Clanwilliam kann Shujaa auf anspruchsvoller und enger Piste mal wieder seine Kraxeltalente einsetzen, die in der letzten Zeit eher nicht so gefragt waren. Dann hört die Zivilisation endgültig auf: im Gegensatz zum bisher von uns bereisten Südafrika, welches insbesondere im Vergleich zu Namibia und Botswana eher dicht besiedelt ist, gibt es hier in der Northern Cape Province kaum mehr Menschen und Infrastruktur: ein paar einzelne Farmen, das wars.

Dennoch oder gerade deswegen sind die Menschen aufmerksam Fremden gegenüber, so dass wir an einem unserer Wild-Camping Stellplätze abends mal wieder Besuch von der Polizei bekommen: im Gegensatz zu den durchaus angespannten Situationen in Südamerika sind die Polizisten hier aber sehr entspannt und wollen nur „nach dem Rechten“ schauen. Sie können es gar nicht glauben, dass man so weit von der nächsten Stadt entfernt einfach so in der Wildnis übernachten kann.

Da die bekannte Namaqua Wildblumen-Blüte dieses Jahr sehr zeitig dran war, verpassen wir sie leider gerade. Dennoch sehen wir im Namaqua Coast N.P. noch ein paar Reste der wunderschönen, blühenden Küstenvegetation. Gepaart mit tiefsandigen Pisten und kalter Atlantik-Luft (der Benguela Strom aus der Antarktis sorgt hier zwar für Fischreichtum, aber auch eiskalte Wassertemperaturen, die auch auf die Landtemperatur Auswirkungen haben) gefällt uns die Gegend sehr gut. Meistens herrscht hier aufgrund der Temperatursituation Nebel, so dass es viele Schiffs-Wracks entlang der Küste gibt… wir haben natürlich wieder mal Glück mit dem Wetter und genießen strahlenden Sonnenschein.

Entlang meist verlassener Diamanten-Minen fahren wir weiter nordwärts und nähern uns der namibianischen Grenze. Bis vor kurzem noch waren diese Abbaugebiete absolute Sperrzonen. Jetzt wo der Landabbau versiegt ist und sich der Schwerpunkt auf den Abbau vor der Küste verlagert, öffnen sich die Gebiete: verlassene Städte, verroste Maschinen, wild aufgerissene Erdoberflächen und Tonnen von verschobenen Erdmassen vermitteln aber ein eher tristes Bild dieser Landschaft.

Lange überlegen wir, ob wir in den Richtersveld N.P. überhaupt hineinfahren sollen: er gilt als extrem schwierig zu befahren: enge, steinige Pässe und tiefsandige Flussdurchfahrten. Besucher werden aus Sicherheitsgründen angehalten möglichst im Konvoi mit mehreren Fahrzeugen zu fahren. Unsere Recherche, in den uns bekannten Medien hat ergeben, dass noch kein größerer Expeditions-LKW hier hineingefahren ist – aus genau diesen Gründen. Trotzdem reizt es uns, mal absolutes Neuland zu betreten: umdrehen kann man ja (meistens) immer noch und wir haben ja unser Quad Shujoo in der Garage (wo er nicht durchkommt, kommt kein Fahrzeug durch) und wir sind ja sowieso in der Nähe. Also warum sollten wir es nicht wenigstens versuchen?!  Dementsprechend überrascht ist auch der Parkranger, als wir beim Eingang des N.P. vorfahren: er ist hin- und hergerissen zwischen den engen Pisten einerseits (gerade die Pässe sind wohl ein echtes Problem für ein Fahrzeug von Shujaa’s Größe) und der beindruckenden, geländegängigen Erscheinung von Shujaa andererseits. Schlussendlich lässt er uns rein, aber empfiehlt uns die Anfahrt zu unserem gebuchten Campsite „De Hoop“ am Oranje Fluss, nicht über den Haupteingang in Sendlingsdrift, sondern über das Helskloof-Gate; die Pässe dort sollen wohl etwas leichter zu befahren sein. Für die nächsten 60 km brauchen wir einschließlich ausgiebiger Foto- und Filmstopps sowie zweimaligem Umkehren und Fahren einer Alternativstrecke 6 Stunden…. Da waren wir auch schon mal schneller unterwegs 😉. Die Pisten sind wahrlich herausfordernd, aber machbar, auch wenn man auf sein Fahrzeug achten möchte und es entsprechend fährt. Manche Pisten gehen dann halt nicht, weil zum Beispiel rechts und links Felswände den Weg begrenzen inklusiver Kurve mit 2,50 m breiter Fahrspur. Da ist für uns nichts zu machen. Dafür ist die von Vulkanstein-Geröllfeldern durchzogene Landschaft einfach absolut spektakulär und sehenswert … man fühlt sich auf einen anderen Planeten versetzt und genießt die völlige Einsamkeit. Natur und Wildnis pur. Geschafft, aber glücklich kommen wir an unserem Campground an der grünen „Lebensader“ – dem Oranje Fluss – an. Die Erkundung des Parkes, durch die vielen wunderschönen 4×4 Tracks, nehmen wir dann aber doch lieber mit unserem Quad Shujoo vor.

2 Kommentare

  1. Wow, das ist ganz großes Wüstenkino! Super, dass ihr es „gewagt“ habt.

    Liebe Grüße von Win & Petra

    1. Hallo Petra, hallo Win,
      lieben Dank für Eure Nachrichten. Das hat uns sehr gefreut. Ja, wir sind auch froh. Normal lassen wir es ja, wenn uns jemand sagt, dass wir es besser nicht machen sollen, aber das hat einfach gereizt, und wie gesagt, umkehren kann man ja immer noch (meistens ;-)).
      Liebe Grüße, inzwischen aus Angola
      Karin & Oliver

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