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Von der mexikanischen Pazifikküste in die wasserreiche Provinz Chiapas

Nach spannender Fahrt über die noch nicht fertiggestellte, neue Schnellstraße von Oaxaca an die Pazifikküste, erreichen wir Puerto Escondido gerade noch kurz vor Sonnenuntergang… beim Aussteigen strömt uns feuchte und heiße Luft entgegen: wir sind wieder in den Tropen! Die Küste um Puerto Escondido, einschließlich des südlich gelegenen, ehemaligen Aussteigerortes Mazunte, gilt als eine der zukünftigen In-Urlaubsregionen Mexikos und es fließt einiges an Geldern vom mexikanischen Staat in die Entwicklung dieser Gegend. So soll auch die neue Schnellstraße helfen, wenn sie dann mal fertig gestellt ist 😉. Der Ort Mazunte befindet sich gerade in der Transformation von einem Hippie- zu einem Lifestyle-Ort und hat einen coolen Vibe: Viele Beachbars, barfußlaufende Langzeitcamper, Yogis, Batikkleidchen in süßen Boutiquen und nette Straßenständchen prägen die schmalen Gässchen – und es ist gut was los. Nur einen guten Stellplatz für Shujaa zu finden ist nicht einfach in diesem eng bebauten und mit kleinen, von tropischer Vegetation zugewachsenen Straßen versehenen Ort. So machen wir uns nach einem Tag wieder auf… Schade, ansonsten wären wir gerne noch ein paar Tage länger geblieben und Karin hätte noch häufiger das gute, lokale Yoga-Studio besuchen können.

So zieht es uns weiter an die westlich gelegene Playa San Agustin… und hier finden wir ihn: unseren Traumstrand. Makelloser Sand, ein paar nette kleine Restaurants direkt am Ufer und vor allem eine geschützte Bucht in der man toll schwimmen kann – eine Seltenheit in dieser Gegend wegen der ansonsten allgegenwärtigen massiven Pazifikbrandung. Das Einparken in den kleinen Campground direkt am Strand ist zwar nicht einfach, aber die Frei-Steh-Optionen sind weit weniger schön und so genießen wir hier zwei tolle Tage, bevor es weiter nach Westen geht in das Dünen-Gebiet von Playa La Bamba. Wieder einmal ändert sich das Klima und damit die Natur in sehr kurzer Zeit: hier ist es viel trockner (durch den stetigen Wind vom Landesinneren), wodurch große Sanddünen entstehen, anstelle der zuvor vorherrschenden Dschungelvegetation. Wir genießen es, leider sind zum Baden die Wellen auch hier viel zu hoch.

Ein langer Fahrtag bringt uns wieder ins Landesinnere in die Provinz Chiapas: sie ist die ärmste Provinz Mexikos und die größtenteils indigenen Einwohner fühlen sich nicht wirklich zu Mexiko zugehörig. Zudem ist die Gegend berüchtigt für Demonstrationen und Straßen-Blockaden, welche viele Reisende schon zur Umkehr gezwungen haben. Wir haben Glück – mit einer Ausnahme! Zunächst genießen wir den unglaublichen Wasserreichtum und die grandiose Dschungellandschaft, die so völlig anders ist als der Rest Mexikos. Wasserfälle wie El Aguacero und El Chiflon begeistern uns – und wir haben schon viele Wasserfälle auf unseren Reisen gesehen! Die Bootsfahrt durch den tief eingeschnittenen und einsamen Canyon des Sumidero ist ein großer Spaß… wenn auch etwas touristisch. San Christobal de las Casas ist eine weitere koloniale Welt-Kulturerbe-Stadt, aber mit mehr indigenem Einfluss als die von uns besuchten bisherigen Kolonial-Städte in den anderen Provinzen. Die Kirche im nahegelegenen San Juan Chamula empfängt uns mit einer Spiritualität, welche wir so noch nicht erlebt haben: Große Kiefernadeln liegen zentimeterdick auf dem Boden, tausende Kerzen flackern im Dunkel, viele am Boden hockende Indigenas, welche meditierend und leise murmelnd den Verbliebenen gedenken.

Beeindruckt fahren wir weiter zu den ebenfalls noch im Hochland von Chiapas gelegenen Lagos de Montebellos: eine Seenplatte mit tiefblauem Wassern in einer Mischung aus Bergregenwald und Nadelbäumen. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit, aber am nächsten Vormittag können wir dennoch eine größere Wanderung machen mit tollen Ausblicken auf verschiedene Seen (fast wie in Kanada!). Das wenig bevölkerte Tiefland Chiapas, welches weit nach Guatemala hineinragt, empfängt uns mit Affen, Papageien und sonstige Urwald-Tieren samt entsprechender Geräuschkulisse. Obwohl die Luftfeuchtigkeit bei 90% liegt (unsere Aufbau-Klimaanalage läuft wieder auf vollen Touren), genießen wir diese exotisch-friedliche Atmosphäre und die Übernachtung im entlegenen Mini-Dörfchen Reforma Agraria am großen Urwaldfluss Rio Lacantun. Allerdings nichts, um länger zu verweilen und so steuern wir die Ruinen von Yaxchilan an, welche so entlegen sind, dass sie nur per Boot vom Urwald-Ort Frontera Corozal zu erreichen sind. Leider schnappt aber hier die Chiapas-Falle auch für uns zu: am Ortseingang wird uns von bewaffneten Einwohnern die Zufahrt verweigert und der Bürgermeister erklärt uns freundlich, aber bestimmt, dass man sich gerade in einem Zwist mit dem lokalen Kartell befindet und die Situation länger andauern wird. Also umdrehen und durch viele Polizei- und Militärposten weiterfahren… es ist unübersehbar, in dieser Gegend brodelt es!

Bei der Maya-Stätte Palenque erreichen wir wieder die Zivilisation… und damit leider auch den Tourismus. Dieser hält sich aber glücklicherweise noch in Grenzen, da Nebensaison und gerade Ende der hier ausgeprägten Regenzeit. Unter Urwaldriesen thronende Ruinen strahlen eine Faszination aus, der sich auch weitgereiste Weltreisende kaum entziehen können. Die riesige Anlage mit unzähligen Tempeln und Pyramiden ist erst zum Teil freigelegt… man kann nur erahnen was sich noch alles so im tiefen Urwalddickicht verbirgt.

Das hiesige Grenzgebiet zwischen Mexiko/Chiapas und Guatemala war der Kern der Maya-Dynastie mit ihren unabhängig agierenden Stadt-Staaten und so kommt eine Maya Stätte selten alleine… Die mitten im Urwald gelegene Stätte Calacmul birgt jedoch Herausforderungen für Reisende mit großen Fahrzeugen wie wir, da sie nur über eine schmale, 60 km lange (einfach!), enge Urwaldpiste mit tief-hängenden Ästen zu erreichen ist. Zudem ist der befahrbare Teil der Piste in den letzten 10 km nochmals enger, wegen Straßenbauarbeiten. Wieder einmal sind wir dankbar, dass wir unser Quad Shujoo haben und damit Fahrstress leicht in Fahrspaß gewandelt werden kann: frühmorgens brausen wir durch den tiefen Dschungel und sind gespannt, was uns hinter jeder Kurve erwartet…. Leider lässt sich der Jaguar, von dem es in Mexiko immerhin knapp 5.000 Exemplare geben soll, nicht blicken. Die Anlage beeindruckt uns enorm: kaum Touristen oder gar Tourbusse aufgrund der komplizierten Anreise, riesige Dimensionen, toll erhaltene Pyramiden und Tempel und vor allem – wohin man auch von der Spitze der hier überall zu besteigenden Pyramiden schaut – nichts als dichter Urwald: Mystik pur. Mit diesem einmaligen Eindrücken verabschieden wir uns aus der Region Chiapas und machen uns auf Richtung Yucatan Halbinsel.

4 Kommentare

  1. Liebe Karin ich verfolge euren Blog. Wir haben uns um ein paar Tage verpasst. Sowohl in Mexiko City als auch auf Yucatan. Schade. Melde dich mal wenn du in Europa bist. Vielleicht sieht man sich auf Mallorca? Lg Natascha

    1. Liebe Natascha,
      wie schön, so bleiben wir doch wenigstens virtuell in Verbindung. Sehr gerne. Ich melde mich, wenn wir wieder da sind (im Frühjahr).
      Liebe Grüße
      Karin

  2. Hallo Ihr beiden, coole Bilder und ja ich kann mich noch gut an 1984 erinnern als ich das erste mal in San Christobal de la Casa oder Palenque oder Playa escondido (damals mit 10 Bambushütten) unterwegs war. Habt Ihr Aqua Azul auch eingeplant? Hatte bisher zweimal Pech und damit Aqua maron zu Gesicht bekommen.
    Frage: tolle Bilder welche Camera bzw. welche Opjektive habt Ihr im Einsatz? bin gerade in der Entscheidungsfindung für ein neues Setup. Danke für die Info.
    #baluontour96 auf Insta.

    Gruß Pius

    1. Hallo Pius,
      hm, welches Agua Azul meinst Du denn, es gibt ziemlich viele davon 😉
      Vielen Dank für das Lob für die Bilder – das freut uns sehr. Unsere Kamera ist entweder iPhone, wenn wir zu faul sind oder eine Nikon Z6, mit der wir extrem zufrieden sind und meistens das dazugehörige Allroundobjektiv.
      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

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