Nachdem wir in Francistown – der mit 100.000 Einwohnern immerhin zweitgrößten Stadt Botswanas – das Problem von Shujoo in einer kompetenten Werkstatt haben diagnostizieren lassen und die Ersatzteile (neuer Antriebsriemen für die Getriebeautomatik) aus Deutschland per DHL Express bestellt haben, machen wir uns auf in den östlichsten Zipfel Botswanas, an der Grenze zu Südafrika und Zimbabwe: den Tuli Block. Er ist noch wenig erschlossen, obwohl der Limpopo als Grenzfluss zu Südafrika für viel Tierreichtum sorgt, mit den großen Bäumen im Flusstal romantisch anmutet und die Landschaft mit vielen, von Granitfelsen durchsetzten Hügeln deutlich abwechslungsreicher ist, als im ansonsten sehr flachen Rest des Landes. Wir sind sofort begeistert.
Als wir am Straßenrand eines kleineren Ortes ein paar Internet-Arbeiten erledigen, klopft es laut an Shujaa’s Tür: es stellen sich Erika und Melany vor – ein Paar aus Südafrika mit ihrer 25-jährigen Adoptivtochter samt Schwiegersohn und Schwiegereltern. Wir brauchen eine Weile bis wir diese etwas außergewöhnliche Konstellation durchblickt haben, sind dann jedoch völlig begeistert von der Wärme und Gastfreundschaft dieser kleinen Truppe. Sie haben ebenfalls eine kleineres Expeditionsmobil auf Iveco Daily Basis und sind von Shujaa fasziniert. Wir kommen schnell ins Gespräch und kurz darauf haben wir eine Einladung auf ihr privates Konzessionsgebiet im Tuli Block, direkt am Limpopo gelegen, wo sich neben ihrem eigenen Wohnhaus auch noch zwei verpachtete Luxus-Lodges befinden.
Wir dürfen dort direkt an einem Wasserloch ganz für uns allein übernachten – nur Giraffen, Elefanten, Kudus etc. sind um uns herum und nachts hören wir das Heulen der Hyänen und das Fauchen des Leoparden in unmittelbarer Nähe. Wir erfahren später, dass sie tatsächlich über 15 Leoparden auf dem Grundstück haben – natürlich nachdem wir schon „spazieren“ gegangen waren. Es hat schon ein ganz besonderes Flair „privat“ auf einem riesigen, tiereichen Konzessionsgebiet stehen zu dürfen.
Wir verbringen insgesamt drei Nächte dort und machen mit Erika und Melany einen Ausflug in ein benachbartes Dorf, um die Beschaffungsmöglichkeiten von Manketti-Nüssen zu eruieren: die beiden wollen hier im Tuli Block eine Produktion von Manketti-Öl aufbauen, welches wohl ein sehr gutes Träger-Öl für hochwertige kosmetische Produkte darstellt. Die beiden haben schon viel auf die Beine gestellt in ihrem Leben, so dass dieses Business eher für die Region und zugunsten der Menschen, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft leben, aufgebaut werden soll. Karin ist völlig begeistert und bietet gleich ihre Marketing Expertise an. Es ist hochinteressant zu sehen, wie die beiden sehr respektvoll mit den Einheimischen umgehen und Kontakte aufbauen und sich sehr natürlich in deren Lebenswelten bewegen. Wir besuchen verschiedene Familien und können so, nicht nur deren Lebensweisen sehen, sondern auch wie die ersten Grundlagen für die Rohstoffbeschaffung gelegt werden.
Nachmittags machen wir einen Game-Drive über das traumhafte Konzessions-Gelände und besichtigen die beiden tollen, verpachteten Lodges am Limpopo Fluss. Ein wahres Paradies, welches wir nur über eine absolut zufällige Begegnung am Straßenrand haben kennenlernen dürfen.
Nach drei Tagen heißt es Abschied nehmen: wir haben die beiden samt ihrer Familie wirklich liebgewonnen und wollen sie auf jeden Fall auf ihrer Farm in Südafrika in der Nähe des Krüger N.P. besuchen.
Weiter geht es zum Moremi Gorge in den Tswapong Hills – den einzigen Wasserfällen in Botswana. Man kommt sich auf der Wanderung, in dieser feuchten und lieblich mit Farnen bewachsenen Schlucht wie in einer anderen Welt, in diesem ansonsten sehr trockenen, kargen Land, vor. Das weiter westlich gelegene Khama Rhino Sanctuary ist ein bekanntes, nur 4.300 ha großes Schutzreservat, welches Anfang der 90er Jahre aufgebaut wurde, um das Überleben der letzten Nashörner in Botswana zu sichern. Mittlerweile soll die Nashorn-Population wieder von 4 auf 60 angestiegen sein (55 Breitmaul und 5 Spitzhorn). Da auch hier die die Wege viel zu eng für Shujaa sind und Shujoo zurzeit ja nicht zur Verfügung steht, gönnen wir uns mal wieder den Komfort eines geführten, privaten Game-Drives. Wir sehen 6 Spitzmaul-Nashörner, zwei davon kämpfende Männchen, wobei deren Drohgebären für uns eher wie unbeholfenes Spielen aussieht. Elefanten soll es laut unserem Guide hier nicht geben, bei der Ausfahrt vom Campground am nächsten Morgen sehen wir jedoch zahlreiche, frische Spuren. Am Gate sagt man uns, dass sie in der Nacht den massiven Zaun des Wildreservates (zum Schutz der Rhinos) umgerissen haben und durch das Gelände gewandert sind…. Auch das ist Afrika!
Nachforschungen zu unseren Ersatzteilen für Shujoo, die längst hätten eintreffen müssen, ergeben, dass sie von unserem Quad Händler in Deutschland „nur“ per DHL und nicht wie von uns gewünscht per DHL Express (also Kurier) geschickt wurden. Eine Sendungsstatusermittlung ist derzeit zudem nicht möglich, eine Zustellung mehr als fraglich. Tief frustriert bestellen wir die Ersatzteile erneut (diesmal werden sie in der Tat per DHL Express verschickt) und begeben uns auf in den Nordwesten Zimbabwes, wo wir die Viktoria Fälle und den Hwange Nationalpark besuchen werden. Auf dem Rückweg wollen wir dann noch einmal einen kurzen Abstecher nach Botswana/Francistown machen, um dann hoffentlich unseren reparierten Shujoo abzuholen. Erneut planen wir also unsere Reise etwas um.