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Über die Skelettküste in die hintersten Ecken des Damaralandes

Nach einem sehr netten Treffen in Swapkopmund mit Bekannten, die mehrere Monate im Jahr in Windhoek leben und im gesamten südlichen Afrika sehr viel mit Jeep und UL-Flieger gereist sind, machen wir uns an der Skelettküste auf gen Norden. Auf besten Salzpisten geht es zügig voran. Die Schiffswracks wie auch die Robben am Cape Cross sind immer noch da und scheinen eher mehr als weniger, gegenüber unserem letzten Besuch vor 6,5 Jahren, geworden zu sein. Man schätzt 60.000-100.000 Stück. Diesmal wollen wir jedoch nicht durch den Sceletton-N.P. weiter nach Norden, sondern über das abenteuerliche Flussbett des Ugab Rivier (Flussbett) nach Osten Richtung Brandberg-Massiv bzw. Messum Krater. Deshalb biegen wir gleich am Eingang des N. P. rechts ab auf eine kleine Piste.

Anfänglich lässt sich das Ugab Rivier gut befahren: nur an wenigen Stellen Weichsand, kaum schlammige Stellen, so dass wir auf den ersten 40 km (von insgesamt knapp 70 km) vernünftig voran kommen. Dafür viel Elefanten-Dung und Löwenspuren, vielleicht sehen wir ja noch ein paar Großtiere? Dann aber wird der Baumbestand immer dichter und die Piste schlussendlich so eng, dass selbst unsere Astschere und Karin’s „Ästeweghalten“ nichts mehr bringen. Als zudem sich noch dunkle Gewitterwolken über dem Brandberg-Massiv aufbauen, entscheiden wir uns schweren Herzens umzudrehen und ein Teilstück bis zur nächsten Rivier-Ausfahrt zurückzufahren. Umdrehen in einer solchen Situation ist normalerweise nicht so unser Ding, aber in einem engen Rivier festzuhängen, welches sich dann noch durch Gewitter-Regen in kürzester Zeit in einen reißenden Strom verwandeln kann, brauchen wir auch nicht. Die Vernunft siegt also. Dafür finden wir einen schönen, gewittersicheren Platz auf einer Hochebene mit Sicht auf die nebelige Skelett-Küste. Das Gewitter verzieht sich natürlich bald wieder.

Die weiteren Pisten zum Messum-Krater sind sehr holprig und unsere neue Fahrerhauslagerung (Schraubfedern statt Luftbälge für bessere Off-Road Performance) quietscht immer stärker, obwohl wir schon mehrmals in den letzten Tagen mit Reinigen, Einfetten etc. unser ganzes Repertoire ausgeschöpft haben.

Der Messum-Krater selbst ist mit einem Durchmesser von knapp 25 km riesig und einer der wenigen befahrbaren Krater eines ehemaligen Vulkans…. wir merken erst gar nicht, dass wir schon im Krater sind. Die Szenerie mit ihrer absoluten Einsamkeit ist faszinierend.

Auf der Weiterfahrt verstellen wir, mit Unterstützung von ein paar Einheimischen, unserer Fahrerhauslager in der (wie sich später herausstellen sollte falschen) Hoffnung, dass damit das Quietschen verschwindet. Wie im weiteren Verlauf leider mehrmals erfahren, wollen sie sich diese Hilfe fürstlich entlohnen lassen, nach dem Motto „die Weißen haben es ja eh und sind eine gute Melkkuh“. Wir geben das, was wir für richtig erachten und fahren unter Geschreie von dannen.

Nachdem wir das Brandberg-Massiv fast einmal komplett umrundet haben, entlang wunderschöner Kugelberge gefahren sind und mit den Orgelpfeifen, dem verbrannten Berg und dem versteinerten Wald auch ein paar klassische Touri-Attraktionen mitgenommen haben, machen wir uns auf zum Desolation Valley am Huab Rivier.

Es gilt als sehr schwer erreichbar und sehr einsam und in den einschlägigen Reiseführern steht nichts drin… das reizt uns sehr. Als die Zufahrt immer steiniger und die Spur immer enger wird, wollen wir Shujaa weitere Strapazen ersparen: wir suchen uns einen schönen Stellplatz für die Nacht und wollen Shujoo – unser Quad – aus der Garage herausholen und die letzten 30 km zum Desolation Valley mit unserem extrem geländegängigen „Zweitwagen“ zurücklegen. Leider müssen wir feststellen, dass sich durch die extremen Rüttelpisten der letzten Tage eine Schraube unseres Hydraulik-Reserverad-Liftes gelöst hat und wir das ganze Hydrauliköl verloren haben…. Damit können wir den Lift nicht mehr runterlassen und kommen nicht an das Quad heran (die glücklicherweise nachträglich noch eingebaute manuelle Lift-Bedienung testen wir erfolgreich, verzichten aber drauf damit den Lift komplett rauf- und runterzufahren). Großer Frust mach sich breit, vor allem, weil wir mitten in der Einsamkeit sind und der nächste Ort mit möglichem Hydrauliköl über 100 km entfernt ist. Nachdem wir am nächsten Tag über 200 km hin und zurück gefahren sind, aber immerhin das Hydrauliköl in Khorixas zu einem wieder sehr sportlichen Preis erhalten haben, freuen wir uns vom gleichen Stellplatz aus endlich mit Shujoo ins Desolation Valley fahren zu können. Nur, Shujoo springt nicht an, … auch nicht nachdem die Batterie die ganze Nacht am Ladegerät wieder völlig aufgeladen ist. Der Anlasser macht keinen Mucks. Nachdem ich herausfinde, dass die Sicherung des Anlassers, aus welchen Gründen auch immer, defekt ist, machen wir uns endlich auf den Weg… und Karin und ich sind mächtig stolz ob meiner immer besser werdenden handwerklichen Fähigkeiten. Von kleiner Basis wachsend zwar, aber immerhin. Das Desolation Valley ist der Hammer, wir sehen sehr viele Löwen- und Elefantenspuren, was von einem ungeschützten kleinen Quad aus durchaus ein besonderes Erlebnis ist (s. Karins Blog), und die Landschaft ist umwerfend. Unsere Hartnäckigkeit bei der Anreise hat sich also bezahlt gemacht.

3 Kommentare

  1. Grandiose Berichte, bin in Gedanken bei Euch und freue mich auf die weitere Pad, LG Lothar

  2. Hallo Ihr Weltenbummler. Hoffe Ihr lest auch diese Kommentare.
    So wünsche ich Oliver alles Gute zum Geburtstag und Euch weiterhin eine grandiose Reise. Freu mich immer auf Eure Blogs. Grüße aus Venedig

    1. Lieber Helmut,

      natürlich lesen wir auch diese Kommentare. Danke für die Glückwünsche und Dir auch viel Spaß beim „Reisen“.

      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

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