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Südamerika geht zu Ende: Nord-Argentinien und Uruguay sowie ein Treffen der „Großen“

Nach Besichtigung der argentinischen Seite der Iguaçu Wasserfälle fahren wir durch die nördlichste Provinz Argentiniens – Missiones. Wieder einmal verändert sich die Vegetation schlagartig. In Missiones finden wir dichte Nadelwälder mit viel Holzverarbeitung, teilweise sieht es aus wie in deutschen Mittelgebirgen. Nach Besichtigung der großen und noch relativ gut erhaltenen Ruinen der Jesuiten-Reduktion „San Ignacio“ (im Dreiländereck Brasilien/Argentinien/Paraguay gibt es über 30 solcher Reduktionen) fahren wir weiter auf Pisten in den Nationalpark Iberá. Dort ist es dann wieder sehr feucht und sumpfig. Iberá ist, nach dem von uns vor kurzem besuchten Pantanal in Brasilien, das zweitgrößte Sumpfgebiet Südamerikas und wieder sehen wir viele Vögel, Kaimane und Wasserschweine. Der Park ist im Gegensatz zum Pantanal jedoch sehr wenig touristisch erschlossen und wir haben mal wieder einen wunderschönen Stellplatz direkt an einer Lagune.

Wir buchen für Shujaa den Rücktransport von Montevideo/Uruguay nach Hamburg für Ende November: damit ist nicht nur die weitere Zeitachse und Reiseroute grob vorgegeben, sondern uns überkommt auch große Wehmut (àLink) und wir lassen die tollen Erlebnisse des letzten Reisejahres in Südamerika Revue passieren. Karin möchte am liebsten die zahlreichen Top-Highlights noch einmal abfahren, aber die Welt ist ja so groß und wir freuen uns schon auf Afrika, unseren nächsten zu bereisenden Kontinent.

Uruguay ist ein kleines Land ohne, im Vergleich zu unseren anderen bereisten Ländern, spektakuläre Highlights. Und wir haben noch 2,5 Wochen Zeit bis zu unserer geplanten Verschiffung….. eine völlig neue Situation für uns. Erstmalig seit unserem Reisebeginn vor 13 Monaten haben wir nicht mehr ein konkretes Ziel und eine konkrete Route vor Augen.

Wir halten in Colonia de Sacramento, der ältesten Stadt Uruguays mit netten Restaurants und viel kolonialem Charme und fahren dann die Atlantikküste an Montevideo vorbei gen Norden zur brasilianischen Grenze: Punta de L’Este (das Monte Carlo Südamerikas) und viele andere, kleinere Örtchen sind noch sehr ausgestorben. Obwohl wir größtenteils sehr schönes Wetter mit Temperaturen bis 30°C haben, ist überall noch Vorsaison. Uns freut es und wir verbringen jeweils mehrere Tage an wunderschönen Standplätzen an der traumhaften und menschenleeren Atlantikküste in Punta de Diabolo und an der Laguna Rocha.

Auf einer unserer Quad-Touren sehen wir einen jungen Seehund der völlig erschöpft am Strand liegt. Um seinen Hals hat sich eine große, weiße Plastiktüte gewickelt, die ihn in seinen Bewegungen stark einschränkt. Wir nähern uns ihm an und versuchen ihn von der Plastiktüte zu befreien…. Er faucht uns böse an und zieht sich Richtung Wasser zurück. Wir ändern unsere Strategie auf unserem Rückweg mit Shujoo, da er wieder an Land sitzt: ich laufe vom Wasser auf ihn zu und lenke ihn ab, Karin pirscht sich von hinten auf allen Vieren an ihn ran. Als Karin ihm aber gerade die Plastiktüte runterreißen will, dreht er sich blitzschnell um und faucht sie wieder laut an. Als er zum Meer zurückrobbt, gelingt es mir mit meinem Fuß auf einen Teil der Plastiktüte draufzusteigen und sie somit abzureißen – es bleibt nur noch ein kleines „Plastikhalsband“ übrig und der Seehund scheint sich nunmehr freier in den Wellen bewegen zu können. Trotzdem haben wir große Zweifel ob er ohne Mutter überleben wird. Dieses Vorkommnis berührt uns sehr: es ist unglaublich wieviel Plastik sich im Meer befindet und wie daran die Tiere zugrunde gehen. Man liest und sieht viel drüber, aber wenn man es selbst erlebt, ist es noch einmal intensiver.

Knapp 13 Monate waren wir jetzt in Südamerika unterwegs und haben insgesamt wenig Overlander und noch weniger Expeditionsmobile auf LKW Basis getroffen – insgesamt nur drei Stück. Dies sollte sich auf unsere letzten Tage in Uruguay komplett ändern. Die Schweizer Gabi und Peter mit ihrem Dreiachser „Globi“ (Projekt „Pegasus unterwegs“), die wir schon zweimal in ihrem „festen“ Zuhause in der Schweiz besucht haben, haben nach 3-jähriger Reise durch Afrika nun nach Montevideo verschifft. Ein paar Tage später treffen wir uns an einem tollen Stellplatz an der Laguna Rocha, haben natürlich viel zu bereden und verbringen eine tolle Zeit gemeinsam. „Globi“ ist noch einmal knapp 3 Meter länger als Shujaa, welcher im direkten Vergleich fast zierlich aussieht. Später kommt noch Dieter aus Deutschland/Uruguay mit seiner kolumbianischen Freundin und seinem frisch gekauften Mercedes 3-Achser dazu. Drei Dreiachser Expeditionsmobile an einem Stellplatz….das hätten wir nicht für möglich gehalten.

Nach diesem netten Rendezvous verbringen wir noch ein paar Tage für uns und putzen Shujaa, Karin lädt mich zum letzten Mal in Südamerika toll zum Essen ein und dann geben wir mit sehr gemischten Gefühlen Shujaa im Hafen von Montevideo ab. Hoffentlich klappt wieder alles gut mit der Verschiffung und wir können unser geliebtes Heim Anfang Januar wieder wohlbehalten in Hamburg abholen. Wir hatten eine wirklich tolle Zeit! Ein gesamtes Südamerika-Fazit folgt demnächst.

6 Kommentare

  1. Das finde ich auch sehr erstaunlich, dass ihr auf der Panamericana nicht mehr Reisemobile getroffen habt. Das ist doch eine der Toprouten für die Overlander. Was ist eure Vermutung? Grüsse aus der Schweiz

    1. Hallo Christian,

      Overlander haben wir schon getroffen, meist „nur“ auf Campgrounds, die wir jedoch selten anfahren, also hat es sich hier schon einmal reduziert. Und wir sprachen von Dreiachsern, da haben wir wahrlich so gut wie keine gesehen.

      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

  2. (Zu „Südamerika geht zu Ende“): …Man kann „mit-wehmütig“ werden – kein Scherz! – Zum Verwundern finde ich auch, dass Ihr nicht (viel) mehr weitere Overlander trafet, – immerhin ist Südamerika doch ein für diese Reiseform bestens geeigneter „Landstrich“. – –

    Wenn Ihr eine Frage zur Routenplanung gestattet: Ich hatte gedacht, Ihr würdet weiter zu Lande nach Nordamerika fahren bis Alaska, um dann weiter über Aleuten und Chamschatka(!) oder Japan / Wladiwostok (keine Ahnung), – jedenfalls um so auf die Asiatische Landmasse zu gelangen, so dass Ihr dann mehr von Nordosten kommend nach Afrika gekommen wäret. Aber ganz im Ernst: Gab es solche Überlegungen einer Erd-UMRUNDUNG in der Planungsphase?

    Herzliche Grüße von Christoph (aus dem 1°C warmen Berlin)

    1. Hi Christoph,

      ach herrje, es gab massig Planungen und Diskussionen und Gespräche. Ganz am Anfang wollte ich kein Schiff befahren und kein Stopp zu Hause machen, aber manchmal machen die Diskussionen doch Sinn und man überlegt es sich anders 😉 Warum nun so? Ganz einfach: Ja, wir wollten nach Nordamerika, aber nach ein paar Monaten reisen, war uns klar, dass das „unsers“ und dass Mittel- und Nordamerika auch nicht besonders anspruchsvoll (ok, Mittel vielleicht noch) ist. Weil wir mit Afrika, weil eben anspruchsvoller, nicht warten wollten bis wir 60 oder 70 sind, beschlossen wir das gleich in Angriff zu nehmen. Zudem lieben wir Tierbeobachtungen und seit wir vor einigen Jahren zum ersten Mal in Namibia, Botswana und Zimbabwe waren, fieberten wir schon auf den Kontinent. Also haben wir kurzerhand umgeplant. Klar kommt Nordamerika auch noch. Du kannst unsere verschiedenen Planungsstufen auch hier sehen http://www.tracksaroundtheworld.de/de/route/plan, bisher nur 2, aber man weiß ja nie, was wir noch so alles umkrempeln.

      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

  3. Wieso wundert es mich nicht das Pegasus früher oder später in einem Berich auftaucht 😃

    Weiterhin ein gute Zeit

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