2018KolumbienStädteSüdamerika

Medellin – die erstaunliche Transformation der ehemaligen Drogenkartell-Stadt

Nach langer Kurverei aus dem karibischen Tiefland kommen wir gespannt in Medellin an: viel Interessantes haben wir über diese Stadt gehört, die lange Zeit einsamer Spitzenreiter im Ranking der gefährlichsten Städte der Welt war. Aber Pablo Escobar ist nicht mehr und mit den FARC Rebellen wurde vor 2 Jahren ein umfangreiches Friedensabkommen geschlossen. Heute hat Medellin den Ruf, die innovativste und extravaganteste Stadt Südamerikas zu sein; viele führende Modedesigner und Künstler haben sich hier niedergelassen.

Da es kaum klassische Sehenswürdigkeiten gibt, entscheiden wir uns für eine Guided Walking Tour in die Comuna 13, der ehemaligen Hochburg der Drogen-Kriminalität, wo sich damals auch kein normaler Medelliner Bürger hin traute. Die Führung ist hochinteressant, wir lernen vieles über den beindruckenden Transformationsprozess gerade in diesem Stadtteil. Entscheidend für die Befriedung war vor allem der Aufbau einer hochmodernen Infrastruktur, wie Metro und Seilbahnen, welche die an den Hängen liegenden Stadtteile mit dem Zentrum verbanden und damit eine viel bessere Durchmischung von sozialen Schichten ermöglichte. Im Gegensatz zu Bogota, wo außer Bussen überhaupt keine öffentliche Nahverkehrsinfrastruktur existiert, ist Medellin hier Lichtjahre weiter und investiert kontinuierlich. Metro und Seilbahnen sind zudem blitzsauber und mit Kunstwerken führender Medelliner Künstler ausstaffiert. Sehr viele Graffiti-Zeichnungen in der Comuna 13 verdeutlichen ebenfalls den Transformationsprozess dieses Stadtteils, weisen aber auch gleichzeitig auf noch existierende Missstände hin. Ansonsten herrscht hier viel Trubel, aber alles ist sehr friedlich – kaum zu glauben, dass hier vor 25 Jahren noch die höchste Mordrate der Welt verzeichnet wurde.

Inspiriert von den Eindrücken dieser beeindruckenden Stadt fahren wir zu dem ca. 70 km weiter östlich gelegenen Embalse de Penol – einem Stausee wo viele reiche Medelliner ihre Ferienhäuser haben. Neben diesen, durchaus beeindruckenden Anwesen, ist aber die Hauptattraktion der Piedra de Penol, ein 200 Meter hoher, grauer Granitmonolith der vom See aus an den Zuckerhut in Rio de Janeiro erinnert. Über 679 teilweise sehr enge Treppen steigen wir auf den Gipfel und haben einen tollen Blick auf die wie aus einer Modelleisenbahn entsprungene Landschaft unter uns. Anschließend fahren wir in das wunderschöne Paisa Städtchen Guatapé mit seinen puppenhaft, bunten Häuschen und den typischen, ornamental gestalteten Sockeln.

Dies war unser letztes Highlight in Kolumbien, einem Land was uns sehr überrascht, aber auch fasziniert hat: extreme Gegensätze in den verschiedenen Gebieten und eine erstaunliche Transformation des gesamten Landes über die letzten 20 Jahre, welche dazu führt, dass gar nichts mehr von den Vorurteilen seine Berechtigung hat. Von nun an geht es wieder auf die Südhalbkugel der Erde nach Ecuador und dann nach Peru. Diesmal wählen wir aber die Tieflandroute, entlang des Rio Magdalena, der Lebensader Kolumbiens welcher das ganze Land durchzieht, und ersparen uns damit sowohl die ewige Kurverei entlang der Panamericana als auch – hoffentlich – den nervenaufreibenden und mit langen Wartezeiten versehenen Hauptgrenzübergang nach Ecuador.

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