Ein langgehegter Traum geht in Erfüllung. Bereits vorletztes Jahr zu Weihnachten habe ich Oliver ein Gorilla Tracking geschenkt. Es war für uns beide lange klar, dass wir in Ostafrika die großen Menschenaffen in ihrer natürlichen Umgebung erleben wollen.
Erfreulicherweise gibt es wieder über 1.000 Berggorillas in dem Dreiländereck Kongo, Ruanda, Uganda. Die Population wächst also. Denn in den 80-er Jahren gab es nur noch 250.
So fahren wir in Kisoro, am Fuße der Virunga Vulkane in Uganda, direkt zur Nationalparkverwaltung und sind positiv überrascht, dass die sonst so horrende Gebühr von 700 $ pro Person, wegen Corona, immerhin auf 400 $ reduziert wurde. Bei der Anmeldung für den morgigen Tag sind wir noch die einzigen.
Wir fahren zum Basiscamp, bei dem wir morgens mit doch noch sieben weiteren Besuchern abgeholt werden. Uganda ist kein Risikoland mehr – trotz der seit kurzem wieder stark steigenden Fallzahlen – und so verbringen doch zwischen Weihnachten und Neujahr verschiedene Touristen hier ihren Urlaub. 10 Personen ist das Maximum, die pro Gorilla-Besuch zugelassen sind. Gemeinsam mit zwei Guides gehen wir den Berg hinauf Richtung Urwald. Nach einem kurzen Briefing wandern wir den Berghang entlang der bewirtschafteten Feldern, um den beschwerlichen Weg, direkt durch den undurchdringlichen Urwald möglichst abzukürzen. Es sind weitere fünf Späher bereits im Dickicht unterwegs, um den Standort der Gorillafamilie aufzuspüren und für uns Besucher den Weg mit Macheten freizuschlagen. Und nach ca. einer Stunde erreicht uns der Anruf, dass sie gesichtet sind. Wir stechen also in den Urwald hinein und klettern tatsächlich bergauf zwischen Büschen, Lianen, Gräsern und schmerzhaften, mannshohen Brennnesselgewächsen durch das fast undurchdringliche Grün. Die Natur ist wunderschön. Klar, feucht, kühl, wenig Insekten. Genau das Gegenteil was wir von den bisherigen Regenwäldern, zum Beispiel im Amazonas, kennen. Ein süßlich-warmer intensiver Geruch und die wartende Viewer-Gruppe signalisiert uns: wir sind bei den Äffchen!
Und da sehe ich auch schon die schwarzen Körper zwischen den Blättern auftauchen. Wir gehen näher und ich bin dann schon überrascht, wie nah wir uns dort aufstellen und die Gorillas beobachten dürfen. Offiziell sind in Coronazeiten nur 10 Meter erlaubt, tatsächlich aber stehen wir nicht weiter weg als drei Meter. Die Teilnehmer unserer Gruppe von neun Personen stehen in einer Reihe und beobachten die Menschenaffenfamilie von acht Gorillas. Zunächst zwei Silberrücken, zwei wild herumtollende Halbstarke, eine Mama mit Baby und noch eine Dame.
Es ist überwältigend den Tieren beim Spiel, Nichtstun, Schlafen oder beim Fressen zuzuschauen. Sie sind uns so ähnlich. Die Hand die den Fuß hält, der Augenaufschlag, die völlig entspannte Ausruhposition auf dem Rücken, Umarmungen … wir könnten noch etwas lernen, vom laissez faire … sie sehen so ausgeglichen und ruhig aus. Zufrieden, fast wunschlos glücklich. Der Blick ist ganz sanft, die braunen Augen so tief.
Ab und zu schimpft der kleinere Silberrücken mit den zwei Halbwüchsigen, die ständig raufen, fangen spielen und die Büsche auf und ab kraxeln. Sie haben einfach zu viel Energie. Der Chef Mark sitzt mit seinen 45 Jahren nur ständig da und tut nichts oder liegt auf dem Rücken und entspannt. Die Mama und ihr Baby sind im Hintergrund und es ist erstaunlich, dass die ganze Zeit über Körperkontakt zu dem vier Monate alten zuckersüßen Baby besteht. Kein einziges Mal hat der Kleine keine Verbindung. Entweder er liegt auf Mamas Bauch oder liegt zwischen ihren Armen oder sie packt ihn an einem Bein und lässt ihn in der Luft baumeln.
Irgendwann sehen wir von links ein mächtiges Tier den Hang hinaufkommen. Ein dritter Silberrücken und damit noch ein Sohn von Mark. Wir hatten ihn gar nicht bemerkt und so stand er fast mitten in unserer Besuchergruppe. Wir waren dann doch alle etwas erschrocken und zogen uns in eine Ecke der Lichtung zurück.
Mit Auftauchen des dritten Männchens kommt etwas Aktivität in die Familie. Die beiden Söhne von Mark kommen parallel auf uns zu. Es fühlt sich schon etwas beängstigend an, wenn zwei große 200 kg schwere Primaten flankierend zwei Meter vor einem stehen, dich anschauen und langsam weiter die Distanz verringern. Wir gehen weiter zurück… ich etwas mehr … ich suche mir ein Eck im Busch … ich bin halt doch ein Schisser … die beiden Männchen verlieren kurzzeitig das Interesse, bis plötzlich einer von beiden wild auf seine Brust trommelnd auf uns zurast, um gerade mal einen Meter vor uns wieder abzubremsen. Wie in einem schlechten Horrorfilm … Die Guides sind völlig entspannt – ich nicht. Ich frage den Guide warum er so entspannt ist. Er meint, dass das wohl keine Aggressivität ist, sondern nur Kommunikation. Ich denke nur, dass er leicht verrückt ist. Später lese ich, dass es tatsächlich eine Art Begrüßung ist. Komische Begrüßung … Natürlich bin ich neugierig und schaue weiter, gehe wieder vor. Oliver steht eh immer ganz vorne, er sieht das auch völlig entspannt. Es dauert nicht lange, dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los. Und so „treiben“ sie uns immer weiter zurück. Irgendwann sind wir von der Gorilla-Gruppe etwas weiter weg und einer der Silberrücken knabbert einfach genüsslich an einem Busch herum. Offenbar standen wir im Weg zu seinem Lieblingssalat.
Es ist einfach wunderbar diesen Tieren zuzusehen. Die Mischung zwischen Liebe, Zufriedenheit und Respekt, die wir spüren, ist etwas ganz Besonderes. Die Sanftheit trotz dieser Größe ist erstaunlich. Es ist toll die Gorillas auf einer Lichtung zu sehen, anstatt mitten im Dickicht, wie es wohl oft normal ist. Das ist ein großes Geschenk für uns.
Irgendwann gehen sie einfach davon, als ob sie genug von uns hätten, was wohl auch so ist. Und wir wandern tief berührt, mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, ins Tal zurück.
Das Video dazu gibt es hier.
Wir sind… einfach nur sprachlos! Welch eine fantastische Begegnung mit der ihr das alte Jahr habt ausklingen lassen. Und das neue mit diesen Eindrücken im Herzen beginnen konntet. Wir haben uns sehr über die Bilder und den Bericht gefreut – so konnten wir es wieder ein bisschen mit erleben. Das Gorilla Baby mit seinem Gesichtsausdruck ist unser Favorit! Happy New Year!!! K&M
Danke Ihr beiden. Ja, wir sind auch noch immer voll, von den Eindrücken.
Liebe Grüße Karin & Oliver
Ein gesundes, glückliches neues Jahr zuallererst!
Wahnsinns Bilder – was für ein wunderschönes Erlebnis!
Danke fürs Teilen!
Der Video lässt sich leider nicht laden – eine Idee, wie ich da noch rankomme?
Herzliche Grüße
Silke
Hi Silke,
danke, das freut uns. Auch Euch ein tolles neues Jahr!
Unser Kanal auf Youtube ggf.: https://www.youtube.com/channel/UCRbj-rnfWshUBvbKIMq6H7Q
Gib kurz Bescheid, damit ich weiß, ob es funktioniert.
Liebe Grüße Karin