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Usbekistan – zur Abwechslung mal ein Traum von Städten und Kultur aus 1.001er Nacht

Um 6:00 h morgens sind wir an der, für Touristen gesperrten, Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan bei Beineu. Sie wird gerade umfänglich renoviert und nur gewerblicher Schwerlastverkehr wird durchgelassen, um den Verkehr zu begrenzen – alternative Grenzübergänge wären mehrere tausend km entfernt und so versuchen wir es natürlich: Shujaa ist zweifelsohne mit seinen 18 Tonnen ein schwerer Laster und – sicher hilfreich – die ganzen LKWs vor uns in der Warteschlange sind auch MAN… wir passen also zumindest vom Look perfekt rein. Zu unserer Überraschung werden wir auch bald in den Grenzbereich rein gewunken und die Abfertigung beginnt – wir müssen noch nicht einmal die Argumentation und Dokumentation herausholen, wieso wir mit unserem schweren Laster eigentlich nicht-touristisch, sondern in geschäftlicher Mission unterwegs sind 😉. Kein Mensch fragt danach oder fängt mit uns an zu diskutieren. Wir sind sehr überrascht. Nur das Gewicht auf dem Fahrzeugschein interessiert und so sind wir nach 2,5 h in Usbekistan eingereist und müssen nicht, wie viele andere Reisende vor und nach uns, große Umwege fahren.

Was sicher neben unserem Fahrzeug auch geholfen hat, ist das wir alleine an der Grenze aufgeschlagen sind. Wie wir selbst erfahren haben, tun sich viele Reisende in solch, als schwierig wahrgenommenen, Situationen zusammen und schlagen zu mehreren an der Grenze auf… gemeinsam im Team ist man ja vermeintlich stark! Dadurch wird natürlich der Eindruck einer „touristischen Overlander-Gruppe“ deutlich verstärkt mit der Konsequenz, dass man und nachfolgende Reisende dann abgewiesen werden. Obwohl wir tags zuvor auch noch mit einem anderen Overlander unterwegs waren – sind wir in solchen Situationen lieber „low profile“ unterwegs und stellen uns den Herausforderungen alleine.

Der Westen Usbekistan ist leer und wüstenhaft… gab es in Kasachstan noch Steppe mit Pferden und Kamelen gibt es hier… NICHTS: nur Steine und Sand! So fahren wir erst einmal 500 km durch Niemandsland – glücklicherweise auf einer neuen sehr gut ausgebauten Straße (der „Neuen Seidenstraße“ der Chinesen sei Dank!). Die Stadt Nukus ist unser erstes Ziel mit dem Museum des berühmten russischen Malers
Sawitzki… es gilt als das MOMA Zentralasiens. Als Archäologe in dem ehemaligen sowjetischen Usbekistan tätig, sammelte er über 30 Jahre lang insgesamt mehr als 40.000 Gemälde, Volkskunst und archäologische Kostbarkeiten; die meisten davon galten in der ehemaligen Sowjetunion als unerwünscht… ein Grund wieso sich so viele Künstler in die entlegene Wüste West-Usbekistans zurückgezogen hatten.

Weiter geht es über die „Türme des Schweigens“ der Zoroastrierzeit, welche wir schon im Iran besucht hatten, und verschiedene Lehm-Burgen weiter gen Osten. Chiva ist ein aus Lehm gebautes Märchen aus 1.001er Nacht – und das bei einer Altstadt-Größe von „nur“ 420 x 720 Metern. Überall kostbar verzierte blau-türkise Minarette, Moscheen und Medresen (ehemalige Koranschulen). Vor allem die sehr aufwändigen Holzarbeiten mit ihren Verzierungen haben wir so noch nicht gesehen! Die Hitze (wir haben mittlerweile 35 Grad) in Kombination mit dem extrem trockenen Wüstenwind macht die Besichtigungen allerdings anstrengend. Abends gehen wir in einem Einheimischen-Restaurant für umgerechnet 8 € essen… so günstig waren wir lange nicht mehr!

Bukhara – weitere 400 km östlich durch die Wüste – ist die zweite von insgesamt drei orientalischen Märchenstädte in Usbekistan. Ganz anders als Chiva: grösser, elegantere Geschäfte, trubeliger, die Touristen verteilen sich besser in den zahlreichen Basaren. Gerade bei Nacht sind die farblich angestrahlten Sehenswürdigkeiten besonders beeindruckend. Wieder finden wir einen zentralen, aber leider nicht ganz ruhigen Stellplatz direkt an der Altstadt-Mauer und bleiben zwei Nächte. Die Temperaturen und der heiße Wüstenwind machen es jedoch auch hier etwas anstrengend!

Samarkand als dritte und letzte Stadt setzt mit ihren eher verstreut und nicht in einer zusammenhängenden Altstadt liegenden Sehenswürdigkeiten noch einen drauf: sie ist zusammen mit Rom die älteste Stadt unseres Planeten! Wir starten beim Registan, einem im 14. Jhd. als Stadtzentrum erbauten, ehemaligen Sandplatz (damit sich die Kamele nach langer Karawanen-Reise ausruhen und hinlegen konnten!) umgeben von drei wunderschönen und prachtvoll verzierten Medresen. Sicher das beeindruckendste Bauwerk, welches wir bisher auf der Seidenstraße gesehen haben. Die Bibi Chanym Moschee ist ebenfalls sehr bemerkenswert, bevor wir mit der Gräberstadt Schah-i Zinda ein weiteres absolutes Highlight besichtigen: Es handelt sich um eine dichtgedrängte Ansammlung märchenhaft schöner Mausoleen von reichen Personen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert. Faszinierend und wirklich atemberaubend!

Bei Städtetouren (vor allem bei drei Städten hintereinander in diesem Klima) merken wir, dass wir nicht jünger werden und verlassen nach nur einer Woche Usbekistan Richtung Berge und Natur in Tadschikistan.

2 Kommentare

  1. Hallo Ihr beiden,
    Schön dass Ihr wieder unterwegs seid. wie immer tolle Bilder, das ist sicher auch noch auf unserer Agenta. LG aus Sizilien, Pius und Rita.

    1. Hallo Pius,
      oh ja, das müsst Ihr machen. Es ist wirklich extrem abwechslungsreich und wunderschön.
      Viele Grüße vom Pamir
      Karin & Oliver

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