2018EcuadorLandschaftenSüdamerika

„No somos banditos“ – Ecuador, eine „Bananenrepublik“ mit Traumstränden

Nach sechs Tagen Urlaub im Swiss Wassi in Nord-Peru fahren wir über die Grenze nach Ecuador, erneut völlig problemlos und diesmal auch ohne irgendeine Fahrzeugkontrolle. Nur die Original-Dokumente wollen sie diesmal ausnahmslos sehen.

Was nach dem Grenzübertritt im Vergleich zu Peru sofort auffällt:

  • Eine sehr tropische Vegetation samt endloser Bananen- und Kakao-Plantagen (daher nennen wir Ecuador „Bananenrepublik“, ohne dass es natürlich eine ist)
  • Viel weniger Müll am Straßenrand und ein insgesamt viel aufgeräumteres Umfeld
  • Tolle Straßen, die sehr großzügig (um nicht zu sagen überdimensioniert) und häufig sogar vierspurig ausgebaut sind
  • Viel entspanntere und sehr freundlichere Menschen
  • Das sehr amerikanisch angehauchte Ambiente. Wir füllen in einem Shopping-Center unsere Vorräte auf, der identisch so auch in den USA stehen könnte: Foodcourts, große Supermärkte, bewachte Parkplätze, Mobilfunkanbieter im Eingangsbereich und das alles in einem sehr modernen, ansprechenden Ambiente. Allerdings auch zu fast amerikanischen Preisen, seit dem Jahr 2000 ist der US Dollar das offizielle Zahlungsmittel, was zumindest das Umrechnen erleichtert.

Anschließend fahren wir nach Norden entlang ausgiebiger Sumpfgebiete und passieren am selben Tag noch Guayaquil, die größte Stadt Ecuadors mit über 3 Mio. Einwohner, was am Sonntag mit wenig Verkehr kein Problem ist.

Problematischer gestaltet sich da schon die Suche nach unserem Übernachtungsplatz. Endlich finden wir einen Feldweg und hoffen nur, dass nicht ein Bauer in der Nacht vorbeifahren will. Ein Bauer kommt nicht, dafür klopft es aber gegen 21.00 h sehr energisch und laut an der Tür. Als ich, wie immer, sicherheitshalber zunächst aus dem Fenster die Lage inspiziere, schaue ich in vier Pistolenläufe. Nicht von Banditen, sondern von vier sehr nervösen Polizisten denen der Angstschweiß im Gesicht steht. Ich gehe raus, erkläre unsere Geschichte (aus Deutschland, auf Weltreise mit unserem Expeditionsmobil, Ecuador ist ein wunderschönes Land etc.), betone „no somos banditos“ (wir sind keine Banditen) und nachdem die Polizisten Shujaa inspiziert haben und unsere Pässe mit den mittlerweile sehr vielen Landesstempeln überprüft haben, entspannt sich die Situation langsam etwas. Der für uns nicht sichtbare Bauer, auf dessen Land wir stehen hat wohl aus Angst vor unserem ihm fremd anmutenden Expeditionsmobil die Polizei angerufen, die wiederum mit dieser für sie völlig ungewohnten Situation nicht wirklich umzugehen wusste. Karin meinte danach, ich habe die ganze Zeit gelacht, was sie völlig irritiert habe, während sie völlig angespannt war. Ich denke ich wollte damit die Situation entspannen. So ist es auch interessant die Reaktionen von uns in unbekannten Situationen zu beobachten.

Bei aller tollen Infrastruktur im Lande darf man nicht vergessen, dass die Zeiten von FARC noch nicht allzu lange vorbei sind und es auch heutzutage immer noch im kolumbianischen / ecuadorianischen Grenzgebiet verschiedene Splittergruppen und Entführungen gibt. Wir lernen aber auch, dass man häufig vor uns mehr Angst hat, als wir vor unserer Umgebung. Nachdem die Polizei mit dem Bauern telefoniert hat und die Situation geklärt ist, dürfen wir für die Nacht stehen bleiben und fahren am frühen Morgen ohne Frühstück weiter bevor es weitere Probleme gibt.

Nach einer Fahrt an der urwalddurchsetzten Küste verbringen wir die nächsten drei Nächte in der traumhaften, auf einer völlig privaten Halbinsel, auf einem Felsen gelegenen, Hosteria Islamar des Schweizer Auswanderers Christian. Obwohl er nur noch wenig in die Anlage investiert und das Restaurant geschlossen ist (er will das gesamte Anwesen zu einem recht stolzen Preis verkaufen, bisher allerdings ohne Erfolg), schmälert dies in keiner Weise unseren Aufenthalt. Wir machen verschiedene Ausflüge zu den umliegenden Stränden und in das Hinterland mit unserem Quad Shujoo und genießen die spektakulären Ausblicke auf die vorgelagerte Insel Salango vor unserem Lieblingsplatz, einer Aussichtsplattform ganz am Ende der Landspitze ca. 100 Meter über dem Meer. Hunderte von Pelikane fliegen über uns hinweg, stürzen sich ins Meer, um im Pazifik zu fischen. Ein gigantischer Platz!

Nach drei Tagen weiterem Urlaub ist es dann gut und wir fahren weiter die Küste entlang, die nun immer dschungelhafter wird. Auf dem Weg in den Norden fahren wir an unserem ersten ernsthaften Unfall mit Todesopfer vorbei. Wir haben uns schon gewundert, dass wir so wenig sehen, wo wir doch so viel auf der Straße sind, aber das will man auch nicht sehen.

In der Hosteria Camare nördlich von Jama machen wir erneut zwei Tage „Urlaub“ und genießen den tropischen Strand, die Caipis der nahen Strandbar und grillen direkt von Fischern eingekauften Fisch. Mittlerweile ist es so freucht-schwül, dass wir dankbar sind für unsere Klimaanlage im Aufbau (sowie entsprechende Batterie-Reserven) welche jede Nacht durchläuft.

4 Kommentare

  1. Also, – haben wir, die begeistert Mitlesenden, richtig verstanden: In Ecuador planten die Gorny-Banditos, als harmlose „Weltenbummler“ getarnt, einen Staatsstreich, als ein wachsamer Bauer das Schlimmste in letzter Minute zu verhindern wusste indem er der Polizei durchrief: Die Shujaa-Putschisten sind schon im Land und stehen mit ihrer mobilen Logistik-Zentrale ausgerechnet auf meinem Acker!! Weshalb nur zu verständlich wird, warum die armen Polizisten bewaffnet und schweissgebadet vor einem (größeren) Wohnmobil stehen mussten, auf das Schlimmste gefasst seiend…. ;-)) – Ausgezeichnet!! – – (Welche Einlage Ihr Euch wohl für Mexiko ausdenken werdet…?!?) 😉
    Weiterhin gute Ideen wünscht Christoph

    1. Genau so war es. … hervorragend zusammengefasst ;-))))))

      1. Wusst‘ ich’s doch! – Aber jetzt mal Spaß beiseite: Werdet Ihr die durch Shujaa gegebene Reise-Voll-Autonomie / -Autarkie insbesondere in Mexiko beibehalten?!? Es kommen gerade von dort teilweise Berichte nach Europa (Bandenkriege…), die einen erschauern lassen. – Die „Ecuador-Einlage“ soll ja kein Warnschuss gewesen sein.
        Mit herzlichen Grüßen von Christoph

        1. Hallo Christoph,
          wir haben gerade umgeplant und wollen vermutlich Afrika vor Mittelamerika machen. Weil es uns beide einfach mehr dahin zieht, ABER klar kommt auch Mexiko und klar so wie auch bisher. Alle haben uns vor Bolivien gewarnt und auch vor Ecuador im Grenzgebiet, wo die FARC immer noch aktiv ist, aber wir haben nichts gespürt oder gesehen – vielleicht Glück. Unsere Ecuador-Polizei-Einlage ist ja eher sicherheitsfördernd als umgekehrt und war kein wirkliches Problem. Die haben ihren Job gemacht, so wie wir das auch erwarten würden und somit alles gut.
          Liebe Grüße
          Karin & Oliver

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