Von den beeindruckenden Drakensbergen kommend, fahren wir durch liebliches Farmland: wenig bevölkert, wohl geordnet, landschaftlich reizvoll… könnte so auch im Allgäu sein. Kurz hinter der Stadt Butterworth beginnt das ehemalige autonome Homestead „Transkei“ und wir finden uns von jetzt auf gleich in einer völlig anderen Welt wieder: wo das Auge hinblickt sieht man Menschen auf dem Land und überall stehen dicht an dicht ihre bescheidenen Rundhütten. Überbevölkerung pur! Dies ist die ärmste und am dicht bevölkertste Region Süd-Afrikas, primär bewohnt von den noch sehr traditionell orientierten Xhosas.
Sobald wir von den Hauptstraßen abbiegen und über Nebenstrecken durchs Transkei fahren, wird uns an jeder Ecke zugewunken – wir fühlen uns keineswegs unsicher und finden uns im „ursprünglichen Afrika“ wieder. Viele Südafrikaner meiden hingegen immer noch die Durchfahrt durch diese, zu Zeiten der Apartheid, absolute No-Go Area, aus Sicherheitsgründen. Die Abstecher zur Wild-Coast (der Name stammt von den vielen, dort auch noch in jüngerer Zeit, gestrandeten Schiffen ab) sind mühsam und von teilweise heftigster Off-Road Natur. Da es keine durchgängige Piste an der Küste entlang gibt, muss man immer wieder ins Landesinnere fahren und tiefe, und damit auch ausgewaschene, Flussdurchfahrten passieren. Nach dem kürzlich bezwungenen Sani Pass, gibt es die ein oder andere fahrtechnische Herausforderung zu meistern. Ob sich deswegen, ein paar Tage später, bei einem Reifen ein Teil unserer Reifendecke verabschiedet hat oder ob dies ein Materialfehler war… wir wissen es nicht. Jedenfalls müssen wir, obwohl die Luft noch gut hält, nach 83.000 km Weltreise unseren ersten Reifen ungeplant wechseln.
Die Vegetation weist genauso harte Gegensätze auf wie die Bevölkerung: auf den Ebenen, im Landesinneren, durch Überweidung und Überbevölkerung nur noch ausgedörrte Steppe, in den Flusstälern zum Meer hin, hingegen fast tropische Landschaften. Die Steilküste selbst, mit durchaus schön gelegenen Örtchen wie Coffee Bay, scheint hingegen die beste Zeit hinter sich zu haben: nach Beendigung der Apartheid und Auflösung der Homesteads zunächst als exotische Abenteuer-/Backpacker-Destination einen Hype erlebend, scheint der Run in den letzten Jahren doch wieder deutlich nachgelassen zu haben.
Als wir im Süden das Transkei über einen Fluss wieder verlassen, sind wir schlagartig, wie mit einer Linie gezogen, wieder im „zivilisierten“ Süd-Afrika angelangt: große Farmen, Wohngegenden mit hübschen Villen und netten Einkaufszentren. Uns wird erneut bewusst: Apartheid ist zwar auf dem Papier abgeschafft und die heftigsten Auswüchse sind beendet worden, aber in der Breite wird es immer noch in diesem Land gelebt. Täglich merkt man die daraus resultierenden Spannungen und das Misstrauen zwischen Weiß und Schwarz und man muss nur durch das Land, außerhalb der typischen Touristendestinationen fahren, um die moderne Form der Rassentrennung eindrücklich zu sehen. Uns betrübt diese Erkenntnis sehr. Nicht, dass wir nicht davon gewusst hätten, aber es in dieser Deutlichkeit zu erleben, bis hin zu den zu beobachtenden Verhaltensweisen der beiden Gruppen gegenüber der jeweils anderen ist schon heftig.
Mit diesen recht gemischten Eindrücken fahren wir entlang der Sunshine Coast mit wieder schönen Küstenorten und netten Geschäften, sowie Restaurants durch das vermeintlich „sorgenfreie“ Südafrika. Mit dem bekannten Addo Elefant N.P. und dem weniger bekannten, aber für uns aufgrund seiner rauen, fast an Namibia erinnernden Landschaft fast noch schöneren, Mountain Zebra N.P. stehen mal wieder zwei tierreiche Nationalparks auf unserem Programm. Obwohl noch nicht lange her, hatten wir wieder Sehnsucht vor allem nach unseren Lieblingstieren – den Elefanten. Karin wollte unbedingt mal ganz nahe an die Dickhäuter ran und sie streicheln sowie den Rüssel berühren. Nördlich vom Addo gibt es dazu die Möglichkeit auf einer privaten Game Farm und nach langem Überlegen (ist dies noch „natürlich“, tut man den Tieren einen Gefallen vs. die Tiere sind aus dem Krüger vor dem Abschießen gerettet worden etc.) entscheiden wir uns doch dafür, in der Hoffnung, dass unser Geld für die Elefanten richtig verwendet wird.
Im Mountain Zebra N.P. sehen wir die namensgebenden Bergzebras (sind im vgl. zu den normalen Zebras u. a. kleiner und haben keine Schattenstreifen) und auch mal wieder ein wunderschönes Puschelschwänzchen, wie wir sie inzwischen nennen – einen erhabenen, ausgewachsenen Löwen. Nur leider sehen wir keine der dort lebenden Geparden, trotz eines extra gebuchten und mit moderner Ortungstechnik versehenen Cheetah-Trackings, mit einem erfahrenen Ranger.
In Graaff-Reinet, der viertältesten Stadt Südafrikas, die zu Recht als „Juwel der Karoo“ bezeichnet wird und mit über 200 historischen und liebevoll erhaltenen Gebäuden aufwartet, beenden wir unsere wahrlich, von extremen Gegensätzen geprägte Reise durch die Eastern Cape Provinz.
Sehr schöne Erlebnisse!
Liebe Grüße aus Windhoek 🙂
Hallo Ihr Zwei Weltenbummler,
Heute habe ich fragen an Euch!
Ihr sprecht sehr deutlich von der gelebten Apartheid. Könnt Ihr Beispiele geben, an denen Ihr dies konkret festmacht? Wie zeigt sich für Euch die „moderne Rassentrennung“? Wenn sie doch abgeschafft ist…
wieder wunderschöne Fotos! Der Strand ist ja unglaublich schön! Da will man sich gleich in die Wellen stürzen!?
Und wie war es, den Elefanten so nahe zu kommen? Ist es ein Kontakt wie zu Pferden?
Danke und herzliche Grüße, Moni
Hallo Moni,
huch, Fragen auch noch, das ist nun aber ungewohnt 😉
Leider gibt es dazu viele Beispiele, die wir auch gerne erzählen, aber nur mal eines: Wir gehen in einem Villenviertel spazieren, drei schwarze Damen überqueren die Straße an einer Kreuzung als gerade ein Pick up mit einem weissen Fahrer die Kreuzung quert. Er gibt Gas und zielt auf die Frauen zu, die schnell über die Straße rennen müssen … Hat mich masslos schockiert.
Nein, nicht wie Pferde. Man ist sich trotz offensichtlich gelebter Nähe der Elefanten zu Menschen jede Sekunde bewusst, dass es dennoch noch ein wildes Tier ist, dass jederzeit ausbrechen kann. Ich hatte großen Respekt. Ich glaube aber auch, dass sie in „normalem Zustand“ (also nicht in der Musth oder aggressiv) grundgütige Wesen, die auch neugierig und dankbar für Zuneigung sind.
Ganz liebe Grüße zurück
Karin & Oliver
Ich genieße jeden neuen Blog von Euch und verfolge gerne Eure Reise. Danke für die lebendige Schilderung der tollen Eindrücke. Weiterhin gute Reise und bleibt gesund.
Liebe Grüße aus der Champagne
Hans Hengstler
Lieber Hans,
danke Dir für Dein Interesse. Das freut uns sehr. Schlussendlich ist es auch die Freude unserer Leser, die uns weiterschreiben lässt und die Hoffnung auch andere zu solch einem Unternehmen zu inspirieren. Denn wir geniessen das sehr und so viele sagen immer, sie würden das auch gerne machen …
Liebe Grüße
Karin & Oliver
Eure einmaligen Erlebnisse lassen uns wieder einmal sprachlos staunen… Danke für diesen großartigen Blog durch den Ihr uns immer wieder teilhaben lässt! Und viele liebe Grüße aus dem südlichen Italien- auch eine Welt für sich! 😉
Danke, Kiki – viel Spaß noch in Italien. Du glaubst es nicht, aber das Land vermissen wir ab und zu.