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Vier Tage Trecking Tour zur Ciudad Perdida

Die Trecking Tour zur verlorenen Stadt – Ciudad Perdida – in der Sierra de Nevada de Santa Marta an der Karibik Küste im Norden Kolumbiens gilt als eine der besten Trecking Touren Südamerikas und ist mit nur ca. 30-50 Besuchern pro Tag deutlich weniger überlaufen als z. B. der Machu Pichu. Die Ciudad Perdida liegt im höchsten und zudem kaum zugänglichen Küstengebirge der Welt mit Bergen über 5.700 Metern Höhe und bevölkert mit einem der traditionellsten indigenen Stamm Südamerikas.

Die verlorene Stadt der Tairona Indianer liegt zwischen 950 und 1.200 Meter über N.N. und besteht aus 200 eiförmigen und jeweils 3 bis 12 Meter langen Plateaus – Fundamente auf denen einst runde und reetgedeckte Behausungen standen. Nur die oberen, auf denen sich die Zeremonienstätten befunden haben, sind vom Dschungel befreit worden. Die Stadt wurde zwischen 700 und 1.600 n. Chr. von bis zu 4.000 Tairona Indianer bewohnt, war so versteckt, dass die Spanier sie während ihrer Kolonialzüge nicht fanden, geriet lange Zeit in Vergessenheit und wurde erst 1973 zufällig wiederentdeckt. Nachdem sich das Militär aus den Sierra Nevada Bergen 2013 zurückgezogen hat, haben verschieden Guerillas immer wieder Entführungen von Touristen vorgenommen, so dass die Besichtigungsstätte mittlerweile wieder gut vom Militär bewacht ist. Klingt alles also ganz vielversprechend und deswegen entscheiden wir uns, diese als „anspruchsvoll“ gekennzeichnete Tour zu machen – trotz Temperaturen von knapp 40 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit und trotz der Tatsache, dass dies die erste viertägige Trecking Tour für Karin überhaupt ist.

Nachdem wir mit Jeeps zum Ausgangspunkt – einem kleinen Bergdorf gebracht werden – geht es nach einem Mittagessen los: wir sind zu zwölft, international bunt durchmischt, und haben einen Guide und einen Übersetzter dabei. Der erste Aufstieg von 4 Stunden zum Übernachtungsplatz ist für alle gut machbar, trotz extremer Temperaturen. Die Unterkunft ist sehr basic: Etagenbetten mit Moskitonetzen, darüber ein Dach aus Wellblech damit man nicht nass wird, wenn es regnet. Das wars. Dafür gibt es bei jeder Unterkunft einen wunderschönen Fluss mit Felsenpools und eiskaltem Wasser, eine Wohltat für den überhitzten Körper und die geschundenen Füße.

Am nächsten Tag geht es 17 Kilometer entlang von schmalen Pfaden, Wasserfällen, reißenden Flüssen. Mal werden die Flüsse über morbide Hängebrücken, mal barfuß durch (für Karin) hüfttiefes Wasser, mal mit einer kleinen Materialseilbahn überquert. Unberührte und traumhafte Natur pur. Je tiefer wir in die Berge vorstoßen, je häufiger treffen wir auf die in weiß gekleideten Kogi Indianer. Einziges Transportmittel auf diesen kleinen Pfaden zu den Übernachtungsstationen sind Pferde. Wir sehen Giftschlangen, Affen, Warzenschweine, riesige Spinnen und alles was sonst noch zu einem Dschungel dazugehört. Karin nennt sich inzwischen den Messner im Himalaya (der läuft so langsam wie sie, nur auf 8.000 m).

Am dritten Tag frühmorgens geht es dann 1.200 vermooste Treppenstufen zur Ciudad Perdida hoch und oben erwartet uns eine mystische Stimmung und traumhafte Ausblicke auf die weiträumige Anlage. Ich bin auch stolz auf Karin, die es bis hierhin mit Anstrengung, aber insgesamt problemlos geschafft hat und so genießen wir diesen Augenblick noch intensiver.

Auf dem Abstieg rutscht Karin auf einer der letzten der 1.200 feuchten Treppenstufen aus und bricht sich – wie sich am nächsten Tag abends nach unserer Rückkehr im Krankenhaus herausstellt – den Zeigefinger. Sie ist hart im Nehmen und einen Zeigefinger braucht man ja auch nicht wirklich zum Wandern. Unser lokaler Guide José behandelt abends Karins Finger und ihre schmerzenden Knie mit Medizinmann Methoden (u. a. mit abgestorbenen Bananenblätter mit viel Salz im Topf gekocht und dann aufgelegt) … es wirkt tatsächlich.

Am letzten Tag haben wir die streckenmassig längste Etappe hinter uns zu bringen, je tiefer wir kommen, je schwüler wird es wieder und auf dem letzten Kilometer löst sich noch die komplette Sohle von Karin`s Wanderschuhen…. Sie hat es wirklich nicht leicht auf dieser Tour. José packt kurzerhand die Schuhe und ihren Rucksack und sie läuft mit geliehenen Sandalen weiter. Aber wir kommen beide gut an und sind begeistert von diesen vier Tagen Natur-Erlebnis pur, außerhalb jeglicher Zivilisation. Dennoch oder gerade deswegen genießen wir die saubere Dusche und Toilette in Shujaa und werfen erst einmal unsere Waschmaschine an, um unsere völlig verschwitzte und verdreckte Trecking-Kleidung zu waschen.

Ein Kommentar

  1. Der Trail klingt genial – MERKEN!!! Und die Fotos sind großartig! Thanx for sharing…..

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