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Durch Südnamibia auf der Suche nach dem Kgalagadi-Löwen

Über die entlegenen Tiras-Berge verlassen wir fürs erste die Namib-Wüste und fahren nach Lüderitz am Atlantik. Die Stadt hat die besten Zeiten während des Diamantenbooms des vorletzten Jahrhundertwechsels eindeutig hinter sich gelassen, trotz des neben Walvis Bay einzigen Hafens Namibias. Alles wirkt wie ausgestorben und die im wilhelminischen Baustil errichteten Kolonialhäuser wirken eher deplatziert in diesem Umfeld. Die nahegelegene Geisterstadt Keetmanskoop, komplett verlassen und vom Sand immer mehr aufgefressen, passt in diese Szenerie schon deutlich besser.

Uns zieht es weiter in den Süden an den Oranje Fluss, der Grenze zu Südafrika. Faszinierend, wie man gerade noch mitten in der Wüste, plötzlich an ein schmales, grünes Tal kommt mit traumhaften Stellplätzen und umgeben von schroffen Felsen. Die heißen Quellen von Ais-Ais und der Fish-River Canyon (nach dem Grand Canyon der zweitgrößte Canyon der Welt) sind nicht weit. Erneut lassen wir unsere Drohne steigen…. ohne Absturz. Den Vorsatz, in Afrika mehr unsere Drohne zu nutzen als in Südamerika, haben wir zumindest bisher ganz gut umgesetzt.

Was wir nicht wussten ist, dass auch Namibia mittlerweile eine Weinstraße mit immerhin vier, auf das ganze Land, über eine Distanz von 1.800 km verteilte, Weingüter besitzt. Beim ersten Weingut, Naute Christal, kaufen wir allerdings nur Gin und frischen Granatapfelsaft. Beim zweiten Weingut, Neuras nahe der Naukluft, machen wir eine Weinprobe inklusive Käseplatte. Von den drei zu degustierenden Weinen kommen allerdings zwei von anderen Weingütern in Namibia. Es gibt also einen guten Grund, dass wir bisher noch nicht viel von namibianischen Weinen gehört haben.

Ein wesentlicher Grund für unsere Fahrt in den Süden Namibias ist der Kgalagadi Transfrontier National Park, der sich im Dreiländereck Namibia, Botsuana und Südafrika befindet und der der erste grenzüberschreitende Park in Afrika ist. Zudem ist er für seine große Population von schwarzmähnigen Kgalagadi-Löwen bekannt und die wollen wir besuchen. Shujaa trägt ja schließlich einen Löwen im Logo (dem MAN-Wappen) und nach meinem Besuch beim Shamanen in Cusco, weiß ich nun auch, dass ich wie ein Löwe brüllen kann.

Wir sehen alle möglichen Tiere und der Park ist zudem landschaftlich sehr reizvoll mit seinen in Nord-Süd Richtung verlaufenden, rotsandigen Dünen und den beiden Rivieren (trockene Flussbette) des Auob und Nossob. Die Suche nach dem Kgalagadi-Löwen gestaltet sich allerdings als äußerst schwierig. Drei Tage lang machen wir unsere morgendlichen und abendlichen Game-Drives, haben von Shujaa’s Hochsitz (Fahrerhaus) einen tollen Rundumblick… aber kein Löwe lässt sich blicken. Dafür erleben wir eines der berüchtigten Kalahari Gewitter: die Nacht wird zum Tag, es ist nicht einmal möglich nur in die Richtung der gleißend, hellen Blitze zu schauen, so blendet es. Wir denken die Welt geht unter und vergessen über allem Fotos zu machen, der Hagel prasselt auf Shujaa nieder und die Windböen rütteln so vehement am Fahrzeug, so dass wir denken „das wars“. Wir verstehen nun, wieso fast jeder dritte Baum im Kgalagadi N.P. schwarz verkokelt ist…. überall haben die Blitze eingeschlagen.

Nach diesem nur knapp überlebten Weltuntergang ist unsere Erwartungshaltung für unseren letzten Game Drive am nächsten Morgen sehr gering: man weiß ja, dass Tiere nach einem solchen Unwetter nur sehr langsam aus ihren Verstecken herauskommen. Aber plötzlich sehen wir ihn: einen Kgalagadi-Löwen. Ganz allein in der gerade aufgehenden Sonne liegend…. Als ob in der Nacht zuvor nichts passiert wäre!

Zufrieden, wenigstens einen Kgalagadi-Löwen gesehen zu haben, fahren wir wieder gen Norden Richtung Namib-Naukluft N.P. In der Naukluft machen wir eine tolle Wanderung durch die raue Berglandschaft und sehen unterwegs überraschend viele lebendige und tote Tiere. Lange rätseln wir, wer auf dem sehr einsamen Parkplatz Shujaa’s Bordstein-Außenspiegel auf knapp 4 Meter Höhe komplett verstellt haben könnte: Neugierige andere Wanderer? Unwahrscheinlich. Es können nur die Paviane gewesen sein. Karin entdeckt später dann auch „Beweise“ der Tat: Schmutzige Händchenabdrücke auf der Kabine.

Unterwegs sieht Karin bei einer Farm einen Mann, der mit einer Schubkarre aus dem angrenzenden Feld kommt. Und durch ihre erhöhte Sitzposition kann sie gut erkennen, was darin liegt: Teile eines Zebras, obenauf der abgetrennte Kopf mit aufgerissenem Maul. Vielleicht ein Opfer einer Wildkatze, das er aufgeräumt hat?! Hätte sicher ein gutes Fotomotiv abgegeben, aber in solchen Momenten sind wir zunächst eher überrascht, als dass wir ans Anhalten denken … und schon ist es wieder vorbei.

Am Spreetshoogte Pass finden wir einen Traum-Stellplatz mit Blick auf die tief unter uns liegende Namib-Wüste und den Dünen von Soussousvlei, mit Blick in die untergehende Abendsonne. Hier wird uns die ganze Weite, Faszination und Stille der Namib nochmals bewusst. Über die Namib und den schönen Granitfelsen der Blutkoppe geht es an die Küste nach Swakopmund in die Zivilisation zurück. Dort lassen wir unsere während der Verschiffung gestohlenen Fensterheber-Paneele einbauen, so dass wir zum Fotografieren nicht mehr die Türen öffnen müssen. Außerdem gibt es neue Starterbatterien: Überraschenderweise hatte Shujaa mitten in der Einsamkeit der Namib Wüste bei einem kurzen Stopp beim Starten schlapp gemacht – obwohl die Batterien erst zwei Jahre alt waren! Da waren wir froh, dass wir uns über unsere Aufbau-Batterien selbst Starthilfe geben konnten.

Nachdem Shujaa auch mal wieder komplett innen und außen gereinigt worden ist, werden wir von einem Diamantenhändler aus dem Kongo angesprochen, ob Shujaa zum Verkauf steht: genau so ein Fahrzeug benötigt er für seine „Dienstreisen“ in die völlig unterentwickelten Gebiete Afrikas und er macht uns ein unmoralisches Angebot welches er in harter Währung, sprich Diamanten, begleichen will. Wir lehnen dankend ab, in 5 bis 7 Jahren vielleicht. Shujaa im zweiten bzw. dritten Leben als Diamantentransporter – eine interessante Vorstellung.

3 Kommentare

  1. Sehr lustig, Folge euren Blog seit Beginn an und heute begegnen wir uns in der Mitte von Namibia. (Die vier Mopedfahrer im Gegenverkehr). WEITERHIN VIELE NEUE Eindrücke!

    1. Hallo Bernd,

      klar, haben wir Euch gesehen. Wir haben immer tiefen Respekt vor Motorradfahrern. Vor allem in Afrika. Südamerika geht ja noch ;-). Wir haben erst jetzt wieder Internet, so dass wir etwas verzögert antworten. Auch Euch eine heile und wunderschöne Reise weiterhin, schade, dass wir uns nicht persönlich getroffen haben.

      Liebe Grüße
      Karin & Oliver

      1. Wir gönnen uns leider nicht den Luxus des längeren Reisens und fliegen Samstag nach Hause. Lasst es euch gut gehen und besucht auf alle Fälle Lesotho. Absoluter Wahnsinn. Man sieht sich…

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