2019AbenteuerAfrikaBotswanaLandschaften

Durch die zentrale Kalahari und die Makgadikgadi-Pans

Geprägt von intensivsten Tiererlebnissen im Okavango-Delta und mit einer neuen Starter-Batterie für unser Quad Shujoo (…wir und unsere Batterien in Afrika…) verlassen wir Maun und fahren entlang des ebenfalls ausgetrockneten Boteti Flusses gen Osten Richtung dem Central Kalahari Game Reserve. Lange haben wir überlegt, ob wir uns das antun wollen: einschlägige Blogs sprechen von sehr engen, von extrem kratzenden Kameldornsträuchern und Mopane-Bäumen gesäumten Pisten, gepaart mit vielen Tiefsandtracks, die man schnell durchfahren muss und damit noch nicht einmal langsam die Hindernisse anfahren kann. Die Neugierde über diese sehr einsame und landschaftlich so völlig andere Region, von der Größe Dänemarks, siegt aber schlussendlich doch, so dass wir schon in Maun zwei Wildcamps gebucht haben.

Die Anfahrt zum Park und dann bis zu den beiden fossilen Trockenflusstälern – dem Deception und dem Passarge Valley – läuft einigermaßen gut: nur ein paar Mal müssen wir unser mittlerweile bewährtes Schneidewerkzeug herausholen. Beim Parkeintritt interessiert sich niemand für Shujaa’s Gewicht und in Maun hat uns niemand danach gefragt…. Damit sind die Parkeintrittsgebühren, auf PKW Niveau, für uns auf einem vernünftigen Niveau 😉. Die Hoffnung allerdings, dass die Fahrt in den Trockenflusstälern deutlich einfacher verläuft als die Anfahrtspiste, stirbt jedoch sehr schnell. Weite highspeed Sandpisten wechseln sich mit engen, extrem buschigen Streckenabschnitten ab, die zudem noch aus der letzten Regenzeit sehr ausgefahren sind. Wir sind froh, dass wir unser erstes Wildcamp gerade so erreichen können.

Unser nächster „Nachbar“ ist 20 km entfernt und wir genießen, von einem leichten Hügel aus, die unendliche Weite der Kalahari mit ihren endlosen, gold-beigen Grasflächen. Wir sehen viele Giraffen, Springböcke, Kudus, aber die Geparden, welche in diesen Weiten perfekte Jagdbedingungen vorfinden würden, sehen wir leider nicht. Auch die Big Five machen sich rar. Der Gamedrive mit Shujoo am Nachmittag und unser abendlicher Sundowner auf unserer Aussichtsdachterrasse ändern an der Situation auch nichts. Dafür ist die Szenerie umso schöner…. Wir fühlen uns im wirklichen Afrika angekommen. Unser Campsite für die zweite Nacht können wir wegen der engen Büsche gar nicht anfahren. Wir stellen uns (unerlaubterweise) einfach an den viel schöneren Rand einer sogenannten „Pan“ (einer großen, baumlosen Fläche) und müssen uns dafür noch nicht einmal rechtfertigen.

Nach zwei Tagen im Central Kalahari Game Reserve geht es auf gleichem Weg wieder zurück. Diesmal kennen wir schon die notwendigen Umfahrungen und Engstellen, aber trotzdem brauchen wir vier Stunden, um wieder in die Zivilisation zu kommen.

Weiter geht es in die Makgadikgadi Pans – Salzpfannen, die nur bei Regen geflutet sind – und in denen vereinzelt, sehr pittoreske, Inseln mit vielen Granitfelsen und riesigen Baobabs liegen. Eine dieser Inseln – Kubu-Island – steuern wir an. Allerdings müssen wir schon bald erkennen, dass die Zufahrt zur Salzpfanne, durch dichten Mopanewald, einfach zu eng für uns bzw. Shujaa ist. Wir beschließen daher, uns einen einsamen Übernachtungsplatz in der Nähe zu suchen und am nächsten Tag, die 37 km mit Shujoo zur Insel zu fahren. Aus den 37 km werden jedoch nur 33 km, dann gibt Shujoo mit lautem, metallischem Rasseln, bei laufender Fahrt den Geist auf: der Motor läuft zwar noch, aber die Kraftübertragung zum Getriebe funktioniert nicht mehr. Was für eine Sch….: wir haben zwar Wasser und unser Sat-Phone dabei, aber wen sollen wir kontaktieren? Und die 33 km zurücklaufen zu Shujaa wäre nur die allerletzte Option. So stehen wir mitten in der Einsamkeit auf der hitzeflimmernden Salzpfanne und überlegen, was wir tun. Wir entscheiden uns daher, die verbleibenden und zum Glück nur vier km nach Kubu-Island zu Fuß zu laufen, in der Hoffnung, dass wir dort ein paar Touris treffen, die uns zu Shujaa zurückfahren können. In der Tat haben wir Glück und treffen vier tschechische Jungs mit zwei Jeeps. Sie fahren Karin im Jeep und mich samt Shujoo am Abschlepphaken zurück zu Shujaa. Soviel Staub habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geschluckt, aber immerhin befindet sich Shujoo wieder bei Shujaa und wir sind nicht auf den Salzpfannen verdurstet.

Ein Unglück kommt selten allein: nachdem ich wieder frisch aus der, dringend notwendigen, Dusche gekommen bin, frage ich Karin wo denn unser Sat-Phone ist: nach hektischem Suchen müssen wir feststellen, dass es sich wohl noch im Jeep der Tschechen befinden muss. Unser wichtigster psychologischer und faktischer Rettungsanker in Problemsituationen ist abhandengekommen! Und wie sollen wir die Tschechen ohne Sat-Phone und natürlich ohne Internet kontaktieren, um ihnen Bescheid zu geben? Schlussendlich gelingt es uns dank Karin’s Kämpfernatur und Ideenreichtum doch noch, das dortige Camp zu kontaktieren und das Sat-Phone sicherzustellen. Man muss nur lange genug suchen, dann findet man doch soviel Internet, dass wenigstens eine Whats-App durchgeht … Um die mühsame, mit intensiver, mehrstündiger Schneidearbeit versehene Anfahrt nach Kubu-Island mit Shujaa am nächsten Tag kommen wir allerdings nicht herum. Dafür können wir diesmal Kubu-Island mit den faszinierenden Baobabs, vor den gleißend weißen Salzseen richtig genießen (in der Aufregung gestern hatten wir dafür kein Auge)… und unser Sat-Phone, mit der über 600 Eur aufgeladenen Karte, halten wir auch wieder in den Händen. Erneut müssen wir feststellen „es gibt immer eine Lösung“.

2 Kommentare

  1. Wow, ihr macht‘s ja richtig spannend 😅! Wir wünschen euch gute Fahrt und, dass alles bestens läuft.👍🏼
    Liebe Grüße von Win & Petra

    1. Hallo Petra & Win,

      na ja, das machen wir ja nicht extra, wäre uns auch lieber, wenn wir nicht ständig durch die Wildnis laufen müssten, aber so ist es nunmal. Ab und zu geht halt was kaputt. Vielen Dank für Euren guten Wünsche, die können wir brauchen. 😉

      Liebe Grüße zurück
      Karin & Oliver

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