2020AfrikaLandschaftenTansania

Durch das südliche Tansania an den indischen Ozean

Auch unser dritter Grenzübergang, der von Malawi nach Tansania, ist insgesamt problemlos. Gleich werden wir mit dem Hinweis „there is no Corona in Tanzania“ an der Grenze begrüßt, als wir mit Masken das Immigrations-Büro betreten und dort deswegen auf überraschte Gesichter treffen. Somit sind wir auch etwas verblüfft, dass man uns als erstes bei der Immigration nach einem Corona-Test fragt. Eigentlich normal, aber die Tansanier rühmen sich ja, kein Corona zu haben und auch entsprechende Maßnahmen, die wir in den letzten Monaten so kennengelernt haben, gibt es hier nicht. Deshalb haben wir natürlich auch keinen Test. Wir holen jedoch unseren knapp vier Wochen alten Test aus Zambia raus, den wir extra für die Einreise nach Malawi „aktualisiert“ hatten und damit scheinen wir den Anforderungen Genüge zu tun. This is Africa!

Kaum in Tansania eingereist, geht es bis auf 2.300 Meter hoch in die Southern Highlands. Wir wandern zu Kraterseen, übernachten an Forellen-Flüssen und genießen das frische, angenehme Klima. Mal ohne summende Klimaanlage im Aufbau nachts zu schlafen ist auch mal wieder schön. Allerdings regnet es ab jetzt fast jeden Tag bzw. Nacht etwas… die kleine Regenzeit ist angekommen.

Auf den Weg nach Mbeya, der großen Provinzhauptstadt im Süden Tansanias, fahren wir an einer Lkw-Wiege-Station vorbei und da die tansanische Polizei für ihre Korruption und Kleinigkeit bekannt ist, reversieren wir lieber. Und dann, nach über 100.000 km Weltreise Kilometer, passiert es und wir haben unseren ersten kleinen Unfall: Da die Rückfahrkamera immer 1-2 Sekunden Zeit braucht, um beim Einlegen des Rückwärtsganges in den Mikro-Aufnahme-Modus zu schalten und ich darauf nicht gewartet habe, haben wir den direkt hinter uns anhaltenden Jeep ein paar Meter zurückgeschoben – obwohl er auf der Bremse stand. In Shujaa haben wir nichts gemerkt bis ich auf die Rückfahrkamera geschaut habe und draußen sehen wir noch nicht einmal einen kleinen Kratzer. Der Jeep hingegen ist vorne veritabel eingedrückt, aber fährt noch – Size matters! Nun geht natürlich das afrikanische Chaos los: duzende Schaulustige, wild gestikulierend und mitdiskutierend. Bald ist die Polizei zur Stelle und nimmt ein paar Details auf, dann müssen beide Fahrzeuge zur Haupt-Polizeistation und das Warten und Diskutieren geht weiter.

Da wir eigentlich einen Werkstatt-Termin, zur Reparatur unseres Hydraulik-Öl verlierenden Heckliftes, haben und mich die ganze Warterei und Diskutiererei eh völlig nervt, teilen wir uns auf: Karin bleibt bei der Polizei, da sie in solchen Situationen viel entspannter und geduldiger ist, und ich fahre mit Shujaa zur Werkstatt, um die Reparaturarbeiten zu beaufsichtigen. Dieser deutsche Effizienzansatz kommt, völlig überraschender Weise, hier wenig gut an und man will Karin schon ins Gefängnis stecken: als sie jedoch entspannt entgegnet, dass sie nur noch bei Shujaa ein paar Sachen für die Inhaftierung zusammensuchen möchte, ist die Polizei sehr irritiert und lässt von dieser Drohgebärde wieder ab. War zunächst unsere Strategie den Schaden über unsere, für die jeweiligen Grenzübertritte obligatorische, tansanische bzw. Comesa Haftpflichtversicherung abzuwickeln, haben wir dann den Schaden unter Hinzuziehung unserer Versicherung einfach für umgerechnet 100 Euro in Cash geregelt. Damit die Versicherung zahlt, hätten ansonsten beide Parteien am kommenden Montag vor Gericht erscheinen müssen und das ersparen wir uns lieber.

Gestresst von diesem Ereignis fahren wir weiter gen Nord-Ost Richtung Dar es Salaam, verbringen eine Nacht beim, unter Overlandern bekannten, Old Farmhouse auf der Kisolanza Farm, schauen uns die Sandsteinformationen von Isimila und die nette Stadt Iringa an, einschließlich tollem italienischem Essen bei „Mama Iringa“ und fahren dann in den ursprünglichen Udzungwa Mountains N.P., wo wir durch tropische Vegetation zu den Sanje Wasserfällen wandern – den höchsten Wasserfällen Tansanias, welche in drei Stufen hinunterrauschen.

Der ganze Süden Tansanias ist noch sehr ursprünglich, keine Touristen und die Menschen freundlich – allerdings nicht ganz so offen wie in Malawi. Nachdem Shujaa in der Stadt Morogoro die erste Wagenwäsche nach zwei Monaten Reisezeit erhalten hat, geht es weiter Richtung Küste. Der schon seit Mbeya extrem starke Schwerlastverkehr nimmt immer weiter zu, je näher wir uns Dar es Salaam nähern. Das Hauptproblem sind jedoch die bergauf nur in Zeitlupe fahrenden LKWs, in Kombination mit permanenten Überhol- und Geschwindigkeitsverboten und die hinter fast jedem Baum hockenden Verkehrspolizisten. Damit sinkt trotz insgesamt guter Straßen die Durchschnittsgeschwindigkeit erheblich. Um den größten Verkehrschaos und Polizeikontrollen um Dar zu entgehen, fahren wir auf Empfehlung von Jutta und Gerd, welche wir zuvor getroffen haben, und die seit vier Jahren mit ihrem KAT in Afrika unterwegs sind, zunächst ins, nördlich von Dar gelegene, Bagamoyo, wo wir erstmalig, seit unserer Reise durch Mozambique und Südafrika, wieder an den indischen Ozean treffen.

Im traumhaft gepflegten Garten der Traveller’s Lodge bleiben wir für zwei Nächte, gehen am Strand spazieren und schauen uns die sehr morbiden (um nicht zu sagen verfallenen) Ruinen aus der ehemaligen deutschen Kolonialzeit an. Der arabisch/indische Einfluss an der Küste wird auch in Form des Essensangebotes deutlich – zweimal essen wir sehr schmackhafte Curries und Karin ist, ob des nun viel differenzierten Essensgeschmack, im Himmel. Dann durchqueren wir Dar und finden außerhalb der Stadt im Süden einen sehr schönen Strand (im Süden sind die Strände viel schöner als im Norden von Dar). Hier können wir Shujaa stehen lassen, wenn wir für eine Woche nach Sansibar fahren.

4 Kommentare

  1. Herrlich und die Bilder….

    … und immer wieder ein Augenschmaus 👍🏻

    Ich wünsche Euch eine sichere Fahrt!

    LG

    1. Danke Dir, Philip! Gleich wird es sehr blau für Deine Augen …

  2. Ist ja nur Blech und ihr seid glimpflich davon gekommen. Tolle Fotos! Herzliche Grüsse

    1. Danke, liebe Heidi! Und Euch einen guten Re-Start!

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