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Das südliche Kenia – Einsamer ostafrikanischer Grabenbruch, Maasai-Land und tolle Nationalparks

Nachdem wir bei Busia mal wieder einen einfachen Grenzübergang von Uganda nach Kenia hatten und in der ersten größeren Stadt Kisumu einen Campground ansteuern wollen, überholt uns ein Jeep und gebietet uns anzuhalten. Aussteigen tut ein in Kenia lebender Deutscher, der uns sein Privatgrünstück als sicheren und schönen Stellplatz direkt am Victoria See anbietet. Nach teilweise negativen Erfahrungen in der Vergangenheit, hinsichtlich der Abschätzungsfähigkeiten von fremden Leuten bezüglich Shujaa’s Dimensionen, sind wir zunächst etwas unschlüssig – vor allem nachdem wir ihm dann einige Kilometer entlang einer nicht sehr schönen Ölverladestation mit hunderten von LKWs folgen. Schlussendlich erreichen wir aber problemlos sein Refugium am See mit eigenem kleinem Hafen und Boot und können uns auf eine tolle Landspitze stellen. Wir verbringen sogar zwei Nächte an diesem tollen Platz. Werner lädt uns auf eine interessante Tour über den Victoria See mit seinem Speedboot ein, wir grillen gemeinsam und erfahren so vieles Interessantes über Kenia und die Probleme des Victoria Sees.

Unsere nächste Station ist der Maasai Mara Park, den wir über die sehr einsame Westroute vom Victoria See aus erreichen. Er grenzt direkt an die, von uns vor ca. einem Monat besuchte, Serengeti in Tansania und die Tiere können frei herumwandern. Zwar befinden sich die unfassbar großen Gnu- und Zebraherden derzeit im Süden der Serengeti, aber wir haben trotzdem tolle Tiererlebnisse und sind erneut von der offenen, weiten und leicht hügeligen Graslandschaft fasziniert. Am Morgen machen wir einen geführten Gamedrive und nachmittags fahren wir mit Shujaa selber in den Park hinein und übernachten in einem tollen, völlig einsamen Campground direkt am Mara Fluss – mit vielen laut grunzenden Hippos. Im Gegensatz zu Tansania kann man hier die Eintrittsgebühren mit einem ausländischen Fahrzeug unserer Größenklasse noch bezahlen und bei allen Vorteilen eines geführten Gamedrives, besitzt es doch immer wieder einen ganz besonderen Charme mit dem eigenen Fahrzeug zu fahren, und vor allem mitten im Park in toller, völlig einsamer Natur nah an Wildtieren zu übernachten. Weil die Parktickets hier 24 Stunden gültig sind und man zudem noch anschließend ein kostenloses zweistündiges Transitticket zum nächsten Gate bekommen kann, haben wir die Zeit gut genutzt.

Karin wollte immer mal authentische, untouristische Maasai-Begegnungen haben. Diese hat man zwar durchaus, wenn man – wie wir im weiteren Verlauf – durch das einsame Rift Valley fährt, aber man besichtigt dann halt doch keine Hütten und macht mehr Small-Talk als dass man viel über die Lebensweisen erfährt. Daher besuchen wir bei Maji Moto das Maasai Cultural Camp, wo wir neben dem Besuch eines Krals auch eine tolle, sehr mystische Wanderung in die nahegelegenen Berge machen. Das Camp wird von einem beeindruckenden Maasai – Salaton – geführt, der mit einer weißen Amerikanerin Susan verheiratet ist. Nachdem wir dort auch noch gut essen und übernachten können, will Karin am nächsten Morgen gar nicht mehr von diesem, mit besonderer Aura versehenen, Ort aufbrechen….

In Nairobi treffen wir beim bekannten Stellplatz „Jungle Junction“ mal wieder ein paar Overlander, füllen unsere Vorräte auf und machen eine kurze aber eher unspektakuläre Stadtbesichtigung, bevor wir ins Rift Valley zum einsamen Lake Magadi weiterfahren. Diese Gegend hatte uns schon auf tansanischer Seite sehr gut gefallen, so dass wir sehr gespannt auf die kenianische Seite sind. Innerhalb kurzer Zeit verlieren wir fast 2.000 Höhenmeter vom grünen Hochland Nairobis in die trockene, wüstenartige Steppe um diesen Salzsee herum. Er gilt als der heißeste Ort Kenias mit durchschnittlichen Tagestemperaturen von 38 Grad und am See leben, aufgrund des hohen Salzgehaltes, nur Flamingos. Zudem steht hier in dieser einzigartig, unwirtlichen Szenerie die weltweit zweitgrößte Sodafabrik. Nach einer tollen Übernachtung etwas oberhalb des Sees, nehmen wir uns am nächsten Morgen den obligatorischen Guide und wollen den See umrunden. Das Abenteuer beginnt: zunächst fahren wir auf einem gut befestigten Damm über den flachen See, dann wird die Straße schmaler und wir müssen anfangen Äste wegzuschneiden. Unser Maasai Guide, der uns im Auto begleitet, fällt in kurzer Zeit sogar ganze Bäume. Nach Besuch der über 40 Grad heißen Quellen am Südende des Sees wird es dann wirklich kniffelig. Die befestigte Dammstraße ist weggespült, wir müssen also direkt über den oberflächig ausgetrockneten See fahren. Natürlich werden Erinnerungen an unsere Erlebnisse an der Lagune Llancanelo in Nordargentinien wach, wo wir uns in einer ähnlichen Situation drei Tage lang eingegraben haben. So laufen wir alles ab und sind supervorsichtig. Obwohl wir insgesamt dreimal über solch ausgetrocknete Seepassagen fahren müssen, kommen wir aber gut durch. Spannend!

Nach tollen weiteren Wildcamps mitten im Maasai-Gebiet des Rift Valley und vielen sehr authentischen Begegnungen mit den dortigen Dorfbewohnern, machen wir uns auf Richtung Amboseli N.P. an der Grenze zu Tansania. Von dort (und nicht von der tansanischen Seite) soll man den besten Blick auf den Kilimanjaro haben mit den bekannten tierreichen Vordergrund-Motiven. Zudem haben wir uns dort mit Margit und Theo mit ihrem Bliss-Steyr Expeditionsmobil aus Deutschland verabredet und verbringen drei schöne und ereignisreiche Tage miteinander. Der Amboseli N.P. fasziniert uns völlig und gehört sicher zu unseren absoluten Lieblingsparks. Nicht nur die Traumkulisse unter dem Kili (wir haben sogar viel Glück mit dem Wetter), sondern auch die Tierdichte, insbesondere rund um die Seen, ist beeindruckend. Weniger toll ist die stundenlang dauernde nächtliche Diskussion mit Parkrangern, weil wir angeblich zwar außerhalb des Parks, aber innerhalb einer sogenannten „Conservancy Area“ wild übernachten. Nachdem wir deswegen kaum geschlafen haben, zahlen wir am nächsten Morgen zähneknirschend die Strafe von 50 USD pro Person – auch, weil wir auf jeden Fall erneut zum morgendlichen Gamedrive in den Park wieder reinfahren wollen und keine Lust auf weitere Diskussionen im Ranger-Headquarter haben.

Verwöhnt von den vielen traumhaften Tiererlebnissen des Amboseli bietet der Tsavo-West N.P. diesbezüglich eher wenig. Dafür besitzt er eine traumhafte Landschaft mit großen, erstarrten Lavaflüssen und abwechslungsreichen Tälern. Anschließend verabschieden wir uns von Margit und Theo und fahren Richtung Mombasa an die Küste. Nach den intensiven letzten Wochen brauchen wir mal wieder etwas Erholung vom Reisen und eine vernünftige Internet-Verbindung – wir waren tatsächlich die letzten fünf Tage fast ausnahmslos „Off-the-Grid“.

4 Kommentare

  1. 😍😍😍tolle Bilder!

    1. Vielen Dank!

  2. Traumfotos-einfach herrlich. Chapeau!
    Take care – stay healthy,
    Roland

    1. Danke, lieber Roland!

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